Trainersuche beim Rekordmeister: Underdog oder Notnagel? Endlich leistet einer den Bayern ein wenig Kompany

Trainersuche beim Rekordmeister: Underdog oder Notnagel? Endlich leistet einer den Bayern ein wenig Kompany

Endet die lange Trainersuche beim FC Bayern? Mit Vincent Kompany könnte ein unerfahrener Coach auf Thomas Tuchel folgen. Und doch bringt der Belgier einiges mit, um dem Rekordmeister wieder zu altem Glanz zu verhelfen.

Eine Absage nach der nächsten handelte sich der FC Bayern München in den vergangenen Monaten auf dem Trainermarkt ein. Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick, zuletzt auch der ja schon längst beurlaubte Thomas Tuchel – sie alle lehnten die einst so respektierte Trainerposition beim deutschen Rekordmeister öffentlichkeitswirksam ab. Die Saison an der Säbener Straße war deshalb nicht nur ein sportliches Debakel.

Nun soll es allem Anschein nach Vincent Kompany richten. Der Belgier poppt in der langen Liste der Trainerkandidaten durchaus überraschend auf, schließlich ist die sportliche Bilanz des noch jungen Übungsleiters durchwachsen. Nach zwei Jahren an der Seitenlinie bei seinem Jugendclubs RSC Anderlecht wechselte Kompany 2022 zum englischen Zweitligisten Burnley. Dort gelang ihm zwar direkt der Aufstieg in die Premier League, in der abgelaufenen Saison stiegen die "Clarets" als abgeschlagener Vorletzter allerdings direkt wieder ab. 

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Von der City-Ikone zum City-Trainer?

Trotz der verkorksten Saison spricht man auf der Insel in den höchsten Tönen von Kompany. Ihm sei es gelungen, aus einem bieder spielenden Team eine funktionierende Mannschaft zu formen, die attraktiven Offensivfußball verkörpert. Einer seiner größten Fürsprecher ist Kompanys früherer Trainer Pep Guardiola. "Eines Tages wird er hier sitzen und Manchester City repräsentieren", war sich der Spanier nach einer Begegnung gegen Burnley sicher. Es sei Kompanys "Bestimmung, hier Trainer zu werden". 

Und in der Tat, bei Manchester City erlebte Kompany seine größten Momente als aktiver Spieler. Elf Jahre lang war er eine feste Säule in der Innenverteidigung der Citizens, gewann vier englische Meistertitel und führte das Starensemble von Guardiola als Kapitän aufs Feld. Citys ehemaliger Präsident Francis Lee bezeichnete Kompany als "den besten Innenverteidiger, der je für den Verein gespielt hat". Nach seinem Karriereende errichtete der Verein sogar eine Statue seiner Ikone vor dem Etihad Stadium.

Kompany hat, erzählte er selbst mal, das Trainerhandwerk in den Jahren unter Guardiola erlernt. Der Spielstil, den er seinen Mannschaften abverlangt, spiegelt das wider. Kompany setzt auf Kurzpässe, viel Ballbesitz, Positionswechsel und eine enorm offensive Ausrichtung. Alles Tugenden, für die auch der FC Bayern gerne wieder stehen würde, die der Verein in den vergangenen zwei Jahren allerdings nur selten auf den Platz brachte.

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Vincent Kompany: Von Spielern geliebt und gefürchtet

Kompany gilt als äußerst kommunikativ im Umgang mit den Spielern. Er spricht fließend Französisch, Englisch und Deutsch, was bekanntermaßen eine wichtige Einstellungsvoraussetzung an der Säbener Straße ist. Auch die Bundesliga ist für ihn kein fremdes Terrain. Vor seiner Zeit in Manchester schnürte er seine Fußballschuhe für den HSV. Zwischen 2006 und 2008 gelangen dem Verteidiger in 29 Bundesligapartien ein Tor und ein Assist, auch bei den Rothosen war Kompany extrem beliebt. Einer, der die Menschen mitnimmt, eine Identifikationsfigur.

Der ehemalige Bayern-Stürmer Joshua Zirkzee, der in der Saison 2021/22 an Anderlecht ausgeliehen wurde, lobt seinen damaligen Trainer in den höchsten Tönen. Kompany würde "seinen Glauben auf die Spieler übertragen" und dafür sorgen, dass die Mannschaft an jedem Tag heiß sei. 

Hierfür nutzt der Novize durchaus auch mal deutliche Worte. In der VOOsport-Dokuserie "Mauve", die hinter die Kulissen des RSC Anderlecht blickt, schnauzt er in einer Szene seine Mannschaft vor laufender Kamera an. Das Team habe seine Zeit verschwendet, ruft der Trainer in der Szene wütend. "Es wäre besser gewesen, die U21 zu schicken." Der Clip ging nach dem Erscheinenen der Dokumentation in den sozialen Medien viral.

Medienberichten zufolge sind die Verhandlungen zwischen Sportvorstand Max Eberl und Burnleys Besitzer Alan Pace weit fortgeschritten. Gespräche über eine Ablösesumme bereits abgeschlossen. Fest steht die Personalie noch nicht, aber in München hofft man, die Trainersuche bis zum Ende der Woche zu beenden.

Restzweifel, ob Kompany nach einer Abstiegssaison mit Burnley den großen FC Bayern zurück an die Spitze des deutschen Fußballs heben kann, sind berechtigt. In München würde Kompany allerdings das Spielerformat und die Selbstverständlichkeit an die Hand bekommen, die er für seinen mutigen Spielstil benötigt. Was auf den ersten Blick wie der letzte Notnagel erscheint, könnte sich nach der langen Suche als kluger Schachzug erweisen.

Quellen:Kicker, Sport 1, Transfermarkt.de

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