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Klimawandel: Seit einem Jahr übertrifft jeder Monat die 1,5-Grad-Marke

Stern 
Klimawandel: Seit einem Jahr übertrifft jeder Monat die 1,5-Grad-Marke

Die Welt hat sich zum Ziel gesetzt, den Klimawandel dauerhaft auf 1,5 Grad zu begrenzen. Diese Ziel ist kaum noch zu einzuhalten: Seit vergangenem Sommer ist es bereits 1,6 Grad zu heiß.

Es ist eine unheilvolle Serie: Auch der Juni 2024 war der wärmste Juni seit Beginn der Datenaufzeichnungen. Er lag 1,5 Grad über dem geschätzten Juni-Durchschnitt für 1850 bis 1900 – also der Temperatur wie sie auf der Erde herrschte, bevor im großen Stil Öl und Kohle verheizt wurde. Das teilte der EU-Klimawandeldienst Copernicus mit. Damit war es der zwölfte Monat in Folge, der die 1,5-Grad-Schwelle erreichte oder überschritt. "Das ist mehr als nur eine Seltsamkeit der Statistik", erklärte dazu Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. "Es illustriert die große und fortdauernde Veränderung unseres Klimas."

Im internationalen Klimaschutzabkommen von Paris hatten sich Deutschland und viele andere Staaten Ende 2015 das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dabei geht es allerdings um die Durchschnittstemperatur über längere Zeiträume, nicht einzelne Monate oder Jahre.

In den vergangenen zwölf Monaten war es 1,64 Grad zu heiß 

Eine formell vereinbarte Definition, was eigentlich genau als Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels gewertet wird, gibt es bisher nicht. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die 1,5-Grad-Schwelle ohnehin längst nicht mehr zu halten ist.STERN PAID 24_24 Ökobilanz 1615

Im Gesamtzeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 lag die globale Temperatur den Copernicus-Daten zufolge 1,64 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt. Mehr noch: Seit 13 Monaten ist jeder einzelne Monat der weltweit wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Eine solche Rekordserie sei "zwar ungewöhnlich, aber eine ähnliche Serie an monatlichen globalen Temperaturrekorden gab es bereits in den Jahren 2015/2016", teilte Copernicus mit.

Die durchschnittliche Oberflächen-Lufttemperatur im Juni betrug demnach 16,66 Grad. Damit lag sie 0,67 Grad über dem Juni-Durchschnitt von 1991 bis 2020 und 0,14 Grad über dem bisherigen Höchstwert vom Juni 2023. 

In Europa ist es besonders warm

Die europäische Durchschnittstemperatur im Juni 2024 überschritt den Durchschnittswert für die Juni-Monate von 1991 bis 2020 um 1,57 Grad. Damit sei es der zweitwärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen in Europa gewesen, hieß es. Besonders heiß war es demnach im Südosten des Kontinents und in der Türkei, während die Temperaturen in Westeuropa, Island und Nordwestrussland nahe am oder unter dem Durchschnitt lagen. Klimawandel in Deutschland: Betroffenheit und Anpassung 11:12

In Island, Mitteleuropa und großen Teilen Südwesteuropas sei der Juni feuchter gewesen als der Durchschnitt, heißt es weiter, "wobei starke Niederschläge zu Überschwemmungen in mehreren Regionen Deutschlands, Italiens, Frankreichs und der Schweiz führten".

Außerhalb Europas waren die Temperaturen im östlichen Kanada, im Westen der USA und in Mexiko, Brasilien, Nordsibirien, im Nahen Osten, Nordafrika und in der westlichen Antarktis überdurchschnittlich hoch. FS Hitzewelle und Klima in Europa 18:10

Klimawandel: Es wird immer neue Hitzerekorde geben

"Selbst wenn diese besondere Serie von Extremen irgendwann endet, werden wir zwangsläufig neue Rekorde erleben, wenn sich das Klima weiter erwärmt", erklärte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. "Dies ist unvermeidlich, wenn wir nicht aufhören, Treibhausgase in die Atmosphäre und die Ozeane zu leiten."

Zu den Temperaturrekorden könnte unter anderem das natürliche Wetterphänomen El Niño beigetragen haben. Es sorgt alle paar Jahre für einen Anstieg der Wassertemperaturen in Teilen des Pazifiks und höhere Lufttemperaturen.

Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht regelmäßig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfließen. Die genutzten Daten gehen zurück bis auf das Jahr 1950, teilweise sind auch frühere Daten verfügbar.

 

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