Steve Ballmer: Ein Microsoft-Angestellter ist nun reicher als Bill Gates
Er war Bill Gates' Nachfolger – und ist inzwischen reicher als sein Vorgänger. Das verdankt Steve Ballmer seiner Treue zu Microsoft. Und einer einer guten Vertrags-Verhandlung.
Die Fußstapfen waren groß: Als Steve Ballmer im Jahr 2000 die Führung Microsofts von Gründer Bill Gates übernahm, war der nur wenige Jahre zuvor zum reichsten Menschen der Welt geworden – dank seiner erfolgreichen Führung des Software-Giganten. Nun hat Ballmer erstmals Gates überholt. Auch, weil er noch stärker als der Gründer weiter auf Microsoft setzt.
Mit 160 Milliarden Dollar Vermögen ist Steve Ballmer nun der sechstreichste Mensch der Welt. Und der einzige Angestellte in den Top Ten des vom Branchendienst "Bloomberg" veröffentlichen Billionärs-Index. Gates landet "nur" auf Platz 8: Er besitzt 159 Milliarden Dollar. Vor Ballmer sind nun nur noch Elon Musk, Amazon-Gründer Jeff Bezos, Berhard Arnault, dem der Luxuskonzern LVHM gehört, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sowie Google-Gründer Larry Page.
STERN PAID 37_23 Elon Musk Gates Titel 20.15
Steve Ballmer ist reicher als Bill Gates – dank Microsoft
Dass Ballmer nun reicher ist als sein Vorgänger hat mehrere Gründe. Zum einen zählt der Index nur Vermögen, das die Gelisteten privat besitzen – und rechnet in Stiftungen ausgelagerte Werte heraus. Gates hat aber einen großen Teil seines Unternehmens in die gemeinsame Stiftung mit seiner Ex-Frau Melinda gesteckt, sie verwaltet 75 Milliarden Dollar und investiert damit etwa in die Forschung nach Impfstoffen oder in die Entwicklungshilfe. Ballmer dagegen hat wesentlich kleinere Teile seines Vermögens in gemeinnützige Zwecke investiert.
Das hat aber nicht nur einen Effekt auf die Zählung – sondern wirkt sich auch direkt auf Ballmers Vermögen aus. Während Gates nämlich deutlich differenzierter investiert hat, steckt der allergrößte Teil von Ballmers Vermögen immer noch in Microsoft. Und die Aktie des Konzerns kennt seit dem Hype um OpenAI nur eine Richtung: nach oben. Alleine Ballmers Aktienanteile bei seinem Arbeitgeber sind mittlerweile knapp 145 Milliarden Dollar wert. Sie machen also knapp 90 Prozent seines Vermögens aus.
Hinzu kommt eine Dividende, die sich für Ballmer besonders lohnt. Drei Dollar pro Aktie überweist Microsoft einmal im Jahr für jede gehaltene Aktie, der Betrag hat sich seit Jahren nicht geändert. Für die 333,25 Millionen Aktien, die Ballmer zuletzt 2014 offengelegt hat, entspricht das einer Überweisung von einer Milliarde Dollar – ganz unabhängig davon, wie sich der Aktienkurs selbst entwickelt.
Gut verhandelt
Dass Ballmer so viele Aktien besitzt, ist seinem Anstellungsvertrag und damit indirekt Bill Gates geschuldet. Der Aktienberg wirkt nicht nur in Zahlen gigantisch: Er entspricht etwa vier Prozent des Unternehmens, macht Ballmer zum größten Einzelaktionär des Konzerns – noch vor den Gründern Bill Gates und Paul Allen.
In seinem Buch "Idea Man" berichtet Allen, wie es dazu kam. Demnach wollte Gates unbedingt seinen ehemaligen Studienkameraden Ballmer einstellen. Der hatte Management-Erfahrung bei Procter & Gamble gesammelt, studierte nun aber wieder an der Elite-Uni Stanford. "Steve war einer, der nicht einfach nachgab. Das brauchte man, um mit Bill zu arbeiten", erinnert sich Allen. "Vor einer Dienstreise 1980 stimmte ich deshalb zu, ihm fünf Prozent von der Firma anzubieten. Bill glaubte, dass er für weniger Stanford nicht hinwerfen würde."
Als er zurückkam, erfuhr er aus einem in der Firma kursierenden Brief, dass Gates sich nicht an die Abmachung gehalten hatte: Er hatte Ballmer mit 8,75 Prozent deutlich mehr Anteile Microsofts angeboten. Allen zog eine harte Konsequenz. "Ich bin nicht mehr daran interessiert, Mister Ballmer anzustellen", schrieb er seinem Mitgründer. Gates gab nach. "Wir brauchen Steve", erklärte er Allen – nach dessen Angaben, ohne ihm in die Augen sehen zu können. Gates hatte ein Angebot: Er zahlte Ballmer die restlichen Aktienanteile aus seinem privaten Anteil aus. Und machte ihn so zum reichsten Angestellten der Welt.
Quellen:Billionaire-Index, Forbes, Washington Post, Idea Man