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Debatte um US-Präsident: Bidens Rückhalt bröckelt weiter – erster Senator fordert Rückzug von Kandidatur

Stern 
Debatte um US-Präsident: Bidens Rückhalt bröckelt weiter – erster Senator fordert Rückzug von Kandidatur

Eigentlich sollte US-Präsident Joe Biden beim Nato-Gipfel glänzen. Doch die Zweifel an seiner erneuten Kandidatur überschatten alles. Und die Kritik kommt von immer prominenterer Stelle.

US-Präsident Joe Biden laufen in der Debatte über seine mentale und physische Gesundheit immer mehr Unterstützer davon. Erstmals nach dem Debakel bei der TV-Debatte mit Donald Trump rief mit Peter Welch am Mittwoch (Ortszeit) ein Senator der Demokraten den 81-Jährigen öffentlich auf, aus dem Wettlauf um das Weiße Haus auszusteigen. "Zum Wohle des Landes fordere ich Präsident Biden auf, sich aus dem Rennen zurückzuziehen", erklärte Welch, Senator aus dem Bundesstaat Vermont, in einem Meinungsbeitrag in der "Washington Post". Er ist der erste Senator der Demokraten, der dies so ausdrücklich tat.

Das Nachrichtenportal Axios berichtet zudem, dass sich der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, gegenüber Spendern bereit gezeigt habe, über einen Kandidatenaustausch nachzudenken. Öffentlich hatte Schumer sich bisher hinter Biden gestellt. Sein Büro teilte als Reaktion auf den Bericht lediglich mit, dass Schumer Biden unterstütze und sich weiterhin dafür einsetze, dass der Republikaner Donald Trump im November besiegt werde.PAID Trump schweigt zum Biden-Chaos 09.17

Die Senatoren der Demokraten wollen sich am Donnerstag mit engen Beratern von Biden treffen. Im Repräsentantenhaus, der anderen Kammer des US-Kongresses, haben bereits mindestens acht Abgeordnete der Demokraten Biden zur Aufgabe seiner Kandidatur aufgefordert.

Nancy Pelosi und George Clooney erhöhen Druck auf Joe Biden

Die frühere demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi weigerte sich unterdessen in einem TV-Interview, klar zu sagen, ob Biden den Kampf mit Trump fortsetzen soll. Stattdessen forderte sie den 81-Jährigen auf, eine Entscheidung über seine Kandidatur zu treffen. Pelosis subtile Distanzierung von Biden wiegt schwer und hallt nach, gilt sie doch nach wie vor als Schwergewicht in der Partei. Die 84-Jährige hatte bereits kurz nach dem missglückten TV-Duell gesagt, es sei "legitim", sich zu fragen, ob Bidens schwacher TV-Auftritt nur eine "Episode" oder ein Dauerzustand sei.Infobox US-Wahl-NL

Und auch einige von Bidens finanzkräftigen Unterstützern in Hollywood halten die Füße nicht mehr still. Filmstar George Clooney, ein wichtiger Spendensammler für Bidens Wahlkampf, forderte den Präsidenten am Mittwoch in einem Gastbeitrag für die "New York Times" auf, den Platz für einen anderen Bewerber freizumachen.

"Ich liebe Joe Biden", schrieb Clooney, der noch im vergangenen Monat gemeinsam mit Biden Gastgeber einer prominent besetzten Spendengala in Los Angeles gewesen war. "Aber den einen Kampf, den er nicht gewinnen kann, ist der gegen die Zeit." Der Biden bei der Spendengala sei nicht der Biden aus dem Jahr 2010 und nicht einmal der aus dem Jahr 2020 gewesen. "Es war derselbe Mann, den wir alle bei der Debatte erlebt haben."

Führende Demokraten müssten "diesen Präsidenten bitten, freiwillig zurückzutreten", schrieb Clooney weiter. Es gehe um das Alter, "um nichts anderes".

Biden gibt sich kämpferisch

Biden hatte bei der TV-Debatte mit Trump mit heiserer Stimme gesprochen, sich wiederholt in seinen Formulierungen verheddert und Sätze nicht beendet. Seitdem sieht sich der mit 81 Jahren älteste Präsident in der US-Geschichte einer immer weiter anschwellenden Debatte um seine physische und mentale Eignung für das Präsidentenamt konfrontiert.

Biden selbst ist trotz der Kritik nach eigenen Angaben "fest entschlossen", seine Kandidatur durchzuziehen. Zum Auftakt des Nato-Gipfels in Washington zeigte er sich kämpferisch. In seiner Rede zum 75-jährigen Bestehen des Militärbündnisses sprach der US-Präsident energisch und weitgehend ohne Versprecher – allerdings las er die Rede im Unterschied zum TV-Duell von einem Teleprompter ab.

Der wirkliche öffentliche Test für Bidens mentale Robustheit wird allerdings erst am letzten Gipfeltag am Donnerstag kommen, wenn er eine seiner seltenen Pressekonferenzen gibt. Bei dem Termin wird Biden frei und spontan und ohne Hilfe eines Teleprompters sprechen müssen. Am Montag will der Präsident zudem dem Sender NBC ein Interview geben.

Biden und sein Umfeld sind seit dem TV-Auftritt intensiv bemüht, die Debatte bei den Demokraten um seine Eignung für die Wahlschlacht gegen Trump und eine zweite Amtszeit abzuwürgen, bevor sie sich zur offenen Rebellion ausweitet. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte, sie glaube, dass die Demokraten nun "absolut" geschlossen hinter Biden stünden. Der Sender NBC berichtete am Mittwoch jedoch unter Berufung auf Kreise von Bidens Kampagne, die Spendensammlungen seien mittlerweile "desaströs".

Älteste Staatsoberhäupter der Welt 15:07Derweil übten die Republikaner Druck in der Diskussion über Bidens Gesundheit aus. Axios berichtete, ein Ausschuss des Repräsentantenhauses habe drei hochrangige Mitarbeiter des Weißen Hauses vorgeladen, um über den Gesundheitszustand von Biden auszusagen.

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