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Fischerei: Muschelzüchter blicken zum Start positiv auf die Saison

Stern 
Fischerei: Muschelzüchter blicken zum Start positiv auf die Saison

Die Qualität der Miesmuscheln verspricht diese Saison ausgezeichnet zu sein. Eigentlich sind die Muschelzüchter vor Sylt zufrieden. Aber ein Blick auf künftige Rahmenbedingungen trübt die Freude.

 

Muschelliebhaber können sich in dieser Saison auf eine Spitzenqualität bei Sylter Muscheln freuen. "Bereits bei den ersten Probeentnahmen konnten wir bis zu 39 Prozent Fleischanteil bei unseren Sylter Muscheln feststellen", sagte der Vorsitzende der Erzeugerorganisation schleswig-holsteinischer Muschelfischer, Heinz Maurus. Das sei ein absoluter Spitzenwert und zeuge von einer Superqualität der diesjährigen Ernte. Auf eine Preisprognose wollten sich die Erzeuger noch nicht festlegen.

Im Schnitt wurden in den vergangenen Jahren rund 12.000 Tonnen angelandet. In diesem Jahr werde mit 15.000 Tonnen gerechnet, wie der 2. Vorsitzende der Erzeugerorganisation, Torben Wagner, sagte. Wagner ist zugleich Inhaber eines der sieben aktiven Muschelzuchtbetriebe. Er und seine Kollegen betreiben sieben Muschelkutter sowie zwei Spezialschiffe für die Saatmuschelgewinnungsanlagen mit insgesamt 42 Beschäftigten an Bord. 

Im größten Teil des Wattenmeers dürfen Muscheln nicht gefischt werden

Die Muschelfischer arbeiten direkt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Dies bringt einige Einschränkungen mit sich. So umfasst der Nationalpark eine Fläche von rund 441.000 Hektar. Davon sind nach Angaben der Muschelfischer 87 Prozent frei von Muschelfischerei und Muschelkulturwirtschaft. Rund 13 Prozent könnten die Muschelzüchter also nutzen. Tatsächlich nutzten die Muschelzüchter nur etwa 0,39 Prozent der Fläche des Nationalparks, sagte Maurus. 

Muschelzüchter stehen vor Herausforderungen 

Ungeachtet der guten Aussichten für die Saison 2024 blicken die Muschelzüchter angesichts erschwerter Rahmenbedingungen nicht nur positiv in die Zukunft. "Es könnte alles so schön sein", sagte Maurus. "Aber unser Hafen zerbröckelt." Es gebe beispielsweise Probleme beim Löschen der Ladung, weil die Hafenanlagen so marode und teilweise gesperrt seien. Er fordert die Politik auf, sich endlich um den Hafen zu kümmern, der auch aus touristischen Gründen wichtig für Hörnum und die Insel sei.

Auch die zunehmende Versandungen von Muschelkulturbezirken erschwere Aufzucht und Ernte massiv oder mache sie unmöglich, sagte Maurus. 

Sorge bereitet auch die neue Riffkartierung aus 2022, durch die es laut Erzeugergemeinschaft zu einer weiteren Einschränkung des Wirtschaftsgebietes um bis zu 2.000 Hektar kommt. Denn die Muschelfischerei ist auf Riffen tabu. Seit mehr als zwei Jahren wird zwischen der Nationalparkverwaltung, dem Umweltministerium, der Fischereiaufsicht, den Naturschutzverbänden und der Erzeugerorganisation über die Ausgestaltung der Kompensationsregeln verhandelt. Eine abschließende Einigung ist demnach noch nicht in Sicht.

Maurus: Brauchen Planungssicherheit

Es brauche vernünftige Rahmenbedingungen, um die Produktionsfähigkeit zu gewährleisten, sowie Planungssicherheit für die Zukunft, sagte Maurus. Nur so könne die derzeitig betriebene Aquakultur gesichert und weiter entwickelt werden.

Auch in Niedersachsen gibt es noch Muschelfischer

Im niedersächsischen Wattenmeer gibt es ebenfalls Muschelfischer. Allerdings spielt dieser Fischereizweig dort eine untergeordnete Rolle. Es gibt nur noch drei verbliebene Betriebe in Greetsiel, Norddeich und Hooksiel. Sie bewirtschaften zwischen Ems und Jade eine Kulturfläche von 1.300 Hektar mit maximal fünf Kuttern. Im Vergleich zu den Anlandungsmengen in Schleswig-Holstein sind die der niedersächsischen Muschelfischer deutlich geringer: Von 2010 bis 2020 lag die Menge bei im Schnitt 2.841 Tonnen. Noch schlechter sah es in den vergangenen drei Jahren aus mit im Mittel 1.284 Tonnen. Die dortigen Muschelkulturen leiden nach Angaben der Muschelzüchter, vor allem durch zu viel Schlick und Baggergut, das infolge von Ausbaggerungen von Flüssen, Häfen und für den Bau von LNG-Terminals an der Küste bewegt wird. Denn durch das Ausbaggern von jährlich mehreren Millionen Kubikmetern Sand werde viel Sediment im Wasser aufgewirbelt.

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