Baden-Württemberg: Tatverdächtiger von Albstadt besaß als Jäger 32 Waffen
Der mutmaßliche Täter der Bluttat mit drei Toten verfügte seit mindestens 30 Jahren über einen Jagdschein. Die Behörden wussten nichts über psychische Probleme des Mannes.
Der mutmaßliche Täter der blutigen Gewalttat im baden-württembergischen Albstadt (Zollernalbkreis) hat nach Behördenangaben als Jäger legal 32 Waffen besessen. Die dafür notwendige Waffenbesitzkarte wurde zuletzt im Jahr 2020 ausgestellt, wie die zuständige Waffenbehörde der Stadt Albstadt auf Nachfrage mitteilte. Von einer psychischen Erkrankung des Betroffenen sei der Behörde nichts bekannt gewesen. Zuvor hatten die "Stuttgarter Zeitung" und die "Stuttgarter Nachrichten" berichtet.
Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen soll der 63-Jährige am Sonntag seinen 24-jährigen Sohn und die 84-jährige Schwiegermutter erschossen haben. Die 26-jährige Tochter sowie ihre 59 Jahre alte Mutter wurden laut Staatsanwaltschaft von dem Schützen angeschossen und schwer verletzt. Anschließend soll er Suizid begangen haben.
Zahl der Kurzwaffen für Jäger auf zwei begrenzt
Seine Waffenbesitzkarte hatte der mutmaßliche Täter nach Angaben der Stadt Albstadt auf Basis seines Jagdscheins erhalten. Diesen hatte er zuletzt im Februar 2022 erneuert - und seit insgesamt mindestens 30 Jahren geführt, wie ein Sprecher des Zollernalbkreises für die zuständige Jagdbehörde mitteilte. Die Zahl der Kurzwaffen, wie Pistolen oder Revolver, ist demnach für Jäger auf zwei begrenzt - die Zahl der Langwaffen, wie Gewehre, nicht. Von einer psychischen Erkrankung des Mannes habe die Behörde nichts gewusst.
"Mit Sicherheit verfügt nicht jeder Jäger über 30 Waffen", sagt René Greiner, Sprecher des Landesjagdverbandes. Aber: "Je nachdem, wo Sie jagen, was für ein Revier Sie haben, bedingt, dass sie unterschiedliche Schusswaffen benötigen." So brauche es etwa bei der Entenjagd Flinten und bei der Ansitzjagd Gewehre mit langem Lauf.
Finanzielle Zukunftsängste und psychische Erkrankung
Die Hintergründe und das Motiv der Tat sind laut Staatsanwaltschaft weiterhin Gegenstand der Ermittlungen. Einem Sprecher zufolge hatte sich der 63-Jährige bislang nichts zuschulden kommen lassen.
Im Rahmen der Ermittlungen werde Hinweisen nachgegangen, wonach finanzielle Zukunftsängste und eine psychische Erkrankung bei der Tat eine Rolle gespielt haben könnten, hatten Polizei und Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Die freiwillige stationäre Behandlung habe er am Wochenende für ein gemeinsames Treffen mit seiner Familie unterbrochen.