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Zypern: Keine Anzeichen auf Versöhnung am 50. Jahrestag der türkischen Invasion

Stern 
Zypern: Keine Anzeichen auf Versöhnung am 50. Jahrestag der türkischen Invasion

Keine Hoffnung auf Versöhnung auf Zypern: Zum 50. Jahrestag des türkischen Einmarsches im Norden der Mittelmeerinsel haben beide Seiten ihre unterschiedlichen Visionen für ihre Zukunft  bekräftigt. Der Präsident der griechischsprachigen Republik Zypern, Nikos Christodoulides, betonte seine Hoffnung auf eine Wiedervereinigung mit dem seit 1974 türkisch besetzten Norden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lehnte erneute Gespräche über eine Wiedervereinigung ab - und brachte die Einrichtung einer Marinebasis in Nordzypern ins Gespräch.  

Erdogan nahm zunächst am Samstag im Norden der geteilten zyprischen Hauptstadt Nikosia an einer Militärparade aus Anlass des Jahrestages der Invasion teil. Er brachte dort seine Ablehnung einer Wiederaufnahme der bisher letzten, 2017 abgebrochenen Gespräche unter UN-Vermittlung über eine zyprische Wiedervereinigung zum Ausdruck. Dies wäre "für niemanden von Nutzen", sagte Erdogan. "Wir glauben, dass eine föderale Lösung auf Zypern nicht möglich ist", sagte Erdogan.

Auf dem Rückflug aus Nordzypern sagte Erdogan dann der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge, sein Land könne - "falls nötig" - einen Marinestützpunkt im Norden Zyperns errichten. Erdogan warf Griechenland demnach vor, eine solchen Armeestandort auf Zypern errichten zu wollen. 

Der zyprische Staatspräsident Christodoulides bekräftigte hingegen, einen gemeinsamen zyprischen Staat mit einer Föderation beider Sprachgruppen anzustreben. "Was auch immer Herr Erdogan und seine Vertreter in den besetzten Gebieten tun oder sagen, die Türkei ist auch 50 Jahre später noch für die Verletzung der Menschenrechte des gesamten zyprischen Volkes und für die Verletzung des Völkerrechts verantwortlich", sagte Christodoulides am Samstag am Rande einer Gedenkveranstaltung. Seine Regierung wolle weiterhin "alles tun, was möglich ist, um unser Land zu befreien und zu vereinen".

Zu den Veranstaltungen zum Gedenken an die türkische Invasion reiste auch der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis nach Zypern. Er bekräftigte dabei die "uneingeschränkte Unterstützung seines Landes für die neuen Bemühungen um eine Wiedervereinigung der Insel". 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, die Europäische Union werde "Zypern entschlossen bei den Anstrengungen unterstützen, den letzten geteilten EU-Mitgliedsstaat wiederzuvereinigen". Die Republik Zypern trat der EU im Jahr 2004 bei, im gleichen Jahr lehnte die dortige Bevölkerung allerdings in einem Referendum einen UN-Plan für eine  Wiedervereinigung ab.

Am frühen Samstagmorgen waren in der Republik Zypern um 05.30 Uhr Ortszeit (04.30 Uhr MESZ) die Sirenen ertönt. Sie markierten den Zeitpunkt, zu dem am 20. Juli 1974 die türkische Armee die sogenannte Operation Atilla startete.

In ihrem Verlauf eroberte die Türkei ein Drittel des Gebiets der gesamten Insel, rund 40 Prozent der Bevölkerung wurden vertrieben. Ein halbes Jahrhundert nach den Kämpfen infolge der türkischen Invasion gelten nach Angaben des zyprischen Vermisstenkomitees bis heute 750 griechischstämmige und 200 türkischstämmige Zyprer als vermisst. 

Die Regierung in Ankara rechtfertigte die Invasion mit dem Schutz der türkischen Minderheit. Zuvor hatten Offiziere der griechisch-zyprischen Nationalgarde mit Unterstützung der damals in Griechenland regierenden Militärjunta den orthodoxen Erzbischof Makarios aus dem Amt des Präsidenten der Republik Zypern gejagt. Ihr Ziel war eine Vereinigung der Insel mit Griechenland, gegen die sich die Zyperntürken massiv wehrten.

Seit jenem Jahr ist die Insel politisch geteilt: Im türkisch besetzten Teil wurde 1983 die Republik Nordzypern ausgerufen, die weltweit einzig von der Türkei anerkannt wird und stark von der Unterstützung durch Ankara abhängt.

Die Demarkationslinie zwischen dem türkisch besetzten Teil und der Republik Zypern verläuft unter anderem durch Nikosia, die heute die einzige geteilte Hauptstadt der Welt ist. Entlang der Grenze verläuft eine Pufferzone, die von einer UN-Friedensmission überwacht wird.

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