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Serie auf Amazon Prime: "Those About to Die" – Blutig ist der Weg vom Keller des Circus ins Licht der Macht

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Serie auf Amazon Prime:

Die Welt bebte unter dem Schritt von Vespasian. Als der Herrscher stirbt, kämpfen seine Söhne in "Those About to Die" um die Macht in Rom. Und ein Mann aus dem Bauch der Arena beginnt den Aufstieg ganz nach oben.

"Those About to Die" heißt die neue Amazon-Serie, die in die Zeit des Imperiums führt. Für Rom-Fans ein Muss und weit besser, als beim Namen Roland Emmerich befürchtet. Emmerich ist für eine auftrumpfende Holzhammer-Regie bekannt, das fehlt hier glücklicherweise.

Die Serie spielt zur Zeit der Flavier. Diese Dynastie dürfte den wenigsten Zuschauern etwas sagen, obwohl sie der Welt das bekannteste Bauwerk Roms hinterlassen habt: das Kolosseum. Zur Zeit der Serie wird das Oval des Kolosseums noch von jüdischen Sklaven gebaut. Die Spiele, mit denen die Kaiser das Volk unterhielten, fanden im Circus Maximus statt. Primär eine Bahn für Pferderennen. Hier treffen sich zwei 

Welten, oben im Licht die Loge der kaiserlichen Familie und die Ehrenplätze der Aristokraten. Auf den Rängen das wankelmütige Volk, das nach Unterhaltung verlangt. Unter ihnen im Halbdunkel der Gewölbe diejenigen, deren Leben in den Eingeweiden der Unterhaltungsmaschine verläuft. Die Tierwächter, die Wettstuben, die Rennställe. Das Leben des Circus dreht sich um die Gespanne, die Wagenlenker und das Geld und den Einfluss, den man mit den Rennen erreichen kann.

WISSEN  FS Caesar

Gladiatoren haben eine Nebenrolle in "Those About to Die"

Trotz des Titels spielen Gladiatoren im Unterhaltungsprogramm nur die zweite Geige hinter den Pferden. Auf der Rennbahn treffen Volk, Unterschicht, Patrizier und die kaiserliche Familie zusammen. Wer die Spiele beherrscht, herrscht über die Stadt. 

Der Plebejer Tenay, gespielt vom "Game of Thrones"-Fiesling Iwan Rheon, ist Eigner einer Wettkaschemme, er will von ganz unten nach ganz oben, ins Licht. Kaisersohn Domitian muss seine Position gegenüber seinem Bruder Titus, dem gewaltigen General, mit Hilfe des Circus festigen, dazu braucht er die Hilfe von denen ganz unten. Zwischen der kaiserlichen Familie und den Kriminellen der Stadt spannt sich der Bogen der Serie, mit einer schwer zu fassenden Schar an Personen. Darunter die Numiderin Cala, von Sorgen um ihre Kinder zerfressen, die in die Sklaverei verschleppt worden sind. Scorbus, dem arroganten, aber sympathischen größten Wagenlenker seiner Zeit. Drei Iberern, die ihre Pferde in die Hauptstadt gebracht haben. Oder Antonia, der verdorbenen und machthungrigen Patrizierin.

Laudatio Turia 06.12

Wenig Ähnlichkeit mit den Vorbildern

Über allem stehen der sterbende Vespasian (Anthony Hopkins) und seine Söhne. Jojo Macari als perverser Intrigant Domitian und Tom Hughes als Titus, Eroberer von Jerusalem und Zerstörer des Tempels. Alle drei haben keinerlei Ähnlichkeit mit ihren historischen Vorbildern. Vor allem Tom Hughes wirkt zu jugendlich und hübsch, um den gewaltigen Titus zu spielen. Nachdem Vespasian Kaiser wurde, hielt er sich selbst von Gewalt fern. Titus war der Mann für grobe und blutige Aufgaben. Und der wiederum steht im Bann von Berinice, der jüdischen Königin, deren Volk er unterwarf, versklavte und mit dessen Tempelschatz die Flavier ihre Prachtbauten errichteten.

Das ist das Universum der Serie, in der jeder auf seine Art ums Überleben kämpft. Der Sohn des Kaisers lebt in Angst, dass sein Bruder Titus seine Intrigen entdeckt und ihn kurzerhand tötet. Die Mutter Cala hofft, dass die Hand einer heiligen Vestalin ihre versklavte Tochter berühren möge, um so die Freiheit zu erlangen. Die Unglücklichen, die von den Löwen zerfleischt werden, und die Patrizierin, deren Vermögen von ihrem spielsüchtigen Mann durchgebracht wurde. Oder der kreative Spielemeister, der seinen Kaiser mit einer Gruppenvergewaltigung von Sklavinnen durch notgeile Riesenaffen erheitern will. Es entspinnt sich ein Labyrinth von Beziehungen, Interessen und Hass – fast so komplex wie in "Game of Thrones".

Verwirrend wie "Game of Thrones"

Für Spannung ist damit gesorgt und auch für Sex und Gewalt. Die Serie suhlt sich nicht darin, aber jugendfrei geht anders. Hier kommt es vor, dass einem geilen Widersacher rücklings die Kehle durchschnitten wird, während er eine Prostituierte besteigt. Diese Szenen sind kurz, eher angedeutet – die Serie als Rom-Porno zu bezeichnen, geht zu weit und weckt falsche Erwartungen. Dann sollte man sich eher die saftigen Folgen von "Spartacus" erneut ansehen. Oder gleich "Caligula" (1979) von Erotik-Filmer Tinto Brass. Überzeugend sind die Darsteller, auch wenn es in diesem finsteren Rom an Identifikationsfiguren fehlt, wie  etwa dem Gespann von Lucius Vorenus und Titus Pullo aus "Rome".

Domina 2 - die Wölfin 18.45

Ausstattung und der geschickte Mix aus Real-Kulissen im Nahen und CGI im Fernen sind beeindruckend. Schön zu sehen, mit welcher Mühe ein einfaches römisches Mietshaus nachgebaut wurde.

Windschatten der Geschichte

Fehlende Geschichtskenntnisse stören übrigens nicht. Von Caesar, Marcus Antonius, Augustus und Cleopatra hat jeder schon mal gehört. Aber von den Flaviern? In Kürze: Nachdem Nero schmachvoll starb, erlosch die Dynastie der Julier. Es folgte ein blutiges Jahr mit vier Kaisern, nach Mordtaten und Schlachten setzte sich der kluge Taktiker und Feldherr Vespasian durch.

Im Rahmen des Machtwechsels von Vespasian auf seinen Nachfolger Titus sind die handelnden Figuren – bis auf die kaiserliche Familie – fiktiv und nicht historisch. Und damit können sie tun, was dem Drehbuch beliebt. Ganz anders etwa als die Rom-Serie "Domina", die von Livia Drusilla, der Frau des Augustus, handelte. Hier wusste der informierte Zuschauer schon bei der Geburt eines jeden Kindes, auf welche Weise es sterben wird. 

"Those about to die" erreicht erwartungsgemäß nicht die einsame Höhe des HBO-Erfolges "Rome" – aber welche Produktion schafft das schon? Dennoch spielt "Those about to die" in der Welt der History-Serien ganz oben mit.

"Those about To Die" kann bei Amazon Prime gestreamt werden.

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