Proteste gegen umstrittenen Wahlsieg in Venezuela: Zahl der Toten steigt auf elf
Die Zahl der bei Protesten gegen die umstrittene Wiederwahl des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro getöteten Menschen ist nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation auf elf gestiegen. "An nur einem Tag gab es elf Tote", sagte der Leiter der Organisation Foro Penal, Alfredo Romero, am Dienstag in der Hauptstadt Caracas. Weiter äußerte er sich besorgt über den "Einsatz von Schusswaffen" bei den Protesten.
Bei den spontanen Demonstrationen waren am Montag tausende Menschen mit Rufen wie "Freiheit, Freiheit!" und "Diese Regierung wird stürzen!" durch die Straßen von Caracas gezogen. Einige rissen Wahlplakate von Maduro herunter und verbrannten diese. Auch Steine wurden geworfen, zudem waren Schüsse zu hören. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Gummigeschosse ein.
Laut der Organisation Foro Penal wurden landesweit 177 Menschen festgenommen worden. Die venezolanische Staatsanwaltschaft sprach von knapp 750 Festnahmen. Zudem hieß es, ein Mitglied des Militärs sei von einer Kugel tödlich getroffen worden.
Ausgelöst hatte die Proteste der umstrittene Sieg von Maduro bei der Präsidentschaftswahl, der am Montag von der weitgehend regierungstreuen Wahlbehörde offiziell bestätigt wurde. Ihren Angaben zufolge konnte sich der 61-Jährige mit 51,2 Prozent der Stimmen eine weitere Amtszeit sichern, während der aussichtsreichste Oppositionskandidat Edmundo González Urrutia auf 44,2 Prozent kam. Die Opposition sprach jedoch von Betrug und beanspruchte den Wahlsieg ebenfalls für sich.
Maduro warf der Opposition am Dienstag "kriminelle Gewalt" vor. Er mache den Oppositionskandidaten González Urrutia "für alles verantwortlich, was in Venezuela passiert, für die kriminelle Gewalt, die Verletzten, die Toten, die Zerstörung", sagte er.
González Urrutia selbst forderte auf einer Kundgebung mit tausenden Teilnehmern, die Bevölkerung "nicht zu unterdrücken". Für die Armee gebe es "keinen Grund, das Volk von Venezuela zu unterdrücken, es gibt keinen Grund, so viele zu verfolgen", sagte er.
Auch die USA und die EU kritisierten die Gewalt gegen die Protestierenden. "Jegliche politische Repression oder Gewalt gegen Demonstranten oder die Opposition ist natürlich inakzeptabel", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, vor Journalisten. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte, es sei wichtig, dass Demonstrationen und Proteste friedlich verliefen. "Die Sicherheitskräfte müssen die uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte, insbesondere des Rechts auf Protest und des Rechts auf Versammlungsfreiheit, gewährleisten", betonte er.
Für Dienstag hatten sowohl das Lager des Wahlsiegers Maduro als auch die Opposition zu Demonstrationen aufgerufen.