Ende der Sommerferien: Schuljahr startet - auch mit Verkehrsrisiken und Kinderarmut
Vor allem für i-Dötzchen ist der Aufbruch ins Schulleben Grund zur Freude. Die Kinder treffen aber auch auf Dauerbaustellen: Das fängt beim Schulweg an und hört bei Lehrermangel und Armut nicht auf.
Zu Beginn des neuen Schuljahres appelliert Ministerin Dorothee Feller (CDU) an alle Eltern, ihre Kinder möglichst zu Fuß zur Schule gehen zu lassen. "Für die i-Dötzchen fängt mit der Einschulung ein neuer Lebensabschnitt an und der beginnt schon auf dem Schulweg", sagte Feller zum Auftakt der Aktion "Brems Dich!" der Landesverkehrswacht (LVW).
In Nordrhein-Westfalen gehen zum neuen Schuljahr rund 180.000 i-Dötzchen an den Start - die Schulen können selbst entscheiden, ob am ersten oder am zweiten Tag nach den Sommerferien. Gemeinsam mit zwei Einschulungsklassen übte die Ministerin in Essen das sichere Überqueren der Straße.
Außerdem machen 65 lokale Verkehrswachten mit Spannbändern, Flyern und Aktionen auf das Thema aufmerksam. Die Landesverkehrswacht kritisiert die sogenannten Elterntaxis. Sie verursachten Verkehrschaos vor den Schulen und gefährdeten Fußgänger, mahnte LVW-Präsident Klaus Voussem. Stattdessen unterstützt der Verein "Eltern-Haltestellen" mit sicheren Hol- und Bringzonen.
Zurück in den Stau
Auf den Straßen war zum Schulstart wieder deutlich mehr los. Auf den klassischen Pendler-Routen habe es mehr Verkehr und Stau gegeben, wie der ADAC mitteilte. Besonders voll gewesen sei es im Großraum Köln sowie rund um das Kreuz Kaiserberg bei Duisburg und Oberhausen. Das höchste Verkehrsaufkommen gab es demnach auf den Autobahnen 1 und 3. Hier mussten Autofahrer am Morgen mit Zeitverlusten von mehr als 20 Minuten rechnen. Um 8.45 Uhr zählte der ADAC in NRW Staus mit einer Gesamtlänge von mehr als 140 Kilometern.
Mit dem neuen Schuljahr begann nach sechseinhalb Wochen Sommerferien insgesamt für gut 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW wieder der Unterricht. Damit fällt an zunächst 400 Schulen des Landes auch der Startschuss für ein bundesweites Förderprogramm an sozialen Brennpunkten. Ab dem zweiten Halbjahr soll es außerdem in den Grundschulen in jeder Jahrgangsstufe jeweils eine Unterrichtsstunde mehr Deutsch und Mathematik geben.
Derzeit fehlen an den mehr als 5.400 Schulen des Landes nach Angaben des Schulministeriums rund 6.000 Lehrkräfte. Lücken an unterversorgten Schulen können auch mit den bei Pädagogen äußerst unbeliebten Lehrer-Abordnungen aufgefüllt werden. Sie müssen aber klar nachvollziehbaren, gerechten Auswahlkriterien folgen, wie das Verwaltungsgericht Münster jüngst festgestellt hatte.
"Schon der Schulranzen ist für manche ein Luxusartikel"
Der Sozialverband VdK äußerte sich besorgt über Kinderarmut. "Wir leben in einer Zeit, in der in Nordrhein-Westfalen für immer mehr Familien der Schulstart zur großen finanziellen Belastung wird", sagte VdK-Präsident des VdK NRW, Horst Vöge. "Schon der Schulranzen ist für manche ein Luxusartikel."
NRW hat laut einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung nach Bremen und Sachsen-Anhalt bundesweit mit 24,6 Prozent die dritthöchste Armutsgefährdungsquote bei Kindern. Fast die Hälfte dieser Betroffenen wächst nur bei einem Elternteil auf.
"Bei diesen Kindern mangelt es häufig an gesunder Ernährung. Für angemessene Kleidung, für gesellschaftliche Aktivitäten in Vereinen oder auch für Nachhilfestunden fehlt einfach das Geld", sagte Vöge. Die Hilfen reichten bei weitem nicht aus, um Kinderarmut zu bekämpfen. Der Verband fordert niedrigschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote in den Kommunen.
Familien mit Alleinerziehenden in Nordrhein-Westfalen sind auch laut einer weiteren, kürzlich veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung besonders stark von Armut betroffen. Unter den rund 1,7 Millionen Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern waren bundesweit im vergangenen Jahr 41 Prozent demnach einkommensarm, in NRW lag der Anteil mit 46,7 Prozent noch deutlich höher.