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Internet-Berühmtheit: Lachtrainerin Carmen Goglin: Lachyoga gegen die Depression

Stern 

Sie wurde durch Youtube-Videos bekannt, in denen sie Tipps zum Lachen lernen gibt – und die auf ahnungslose Zuschauer erst einmal durchaus schräg wirken können. Dem stern hat Lachtrainerin Carmen Goglin, 56, aber verraten, warum sie Kritik und Spott nicht mehr stören und weshalb wir alle mehr lachen sollten.

Hallo Frau Goglin, haben Sie heute schon gelacht?      
Ja, natürlich, das gehört für mich zu jedem Tag dazu!

Verraten Sie uns auch, worüber?
Ich brauch ja keinen Grund, von daher kann ich das auch gar nicht so konkret beziffern. Durch das Lachtraining – ich mache das ja schon über 10 Jahre – finde ich sehr schnell und sehr regelmäßig Gründe. Und selbst, wenn ich keinen Grund finde, lache ich einfach so.

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Sie arbeiten als Lachcoach, können Sie den Beruf näher beschreiben?       
Natürlich. Wir trainieren dabei ganz konkret – das Lachen. Und zwar geht das auf das Lachyoga zurück, und Lachyoga ist Lachen ohne Grund. Also, dass man sozusagen lachen kann, ohne dass sich irgendwas Lustiges im Außen ereignen muss. Das ist wie Joggen, oder wie Krafttraining. Genauso kann man das Lachen trainieren. Lachen ist angeboren und das kann jeder Mensch, nur gewöhnen wir uns das ja leider ein Stück weit ab in unserem heutigen Leben.

Was bewirkt das Lachen für Körper und Psyche?     
Auf jeden Fall wird der Körper erstmal mehr mit Sauerstoff versorgt, die Organe werden massiert, Endorphine werden ausgeschüttet. Wir entspannen, weil man nicht gleichzeitig grübeln und lachen kann. Beim Lachen ist man im Hier und Jetzt und entspannt sich automatisch. Man muss sich gar nicht anstrengen, sondern es kommt automatisch eine Entspannung zustande.

Bringt es wirklich etwas, auch wenn man sozusagen “künstlich” lacht, also nicht aus guter Laune heraus?     
Absolut. Selbst, wenn man sich bloß einen Stift zwischen die Lippen steckt, dann sind die Mundwinkel ganz leicht nach oben gebogen und schon kriegt das Gehirn das Signal: 'Mir geht es gut'. Und sofort fängt es an, die Chemie zu verändern im Körper. Unser Körper kann nicht unterscheiden zwischen künstlichem und natürlichem Lachen. Wir haben die Effekte, die Lachen hat, sofort, selbst wenn es am Anfang erstmal nur künstlich ist. 

Wie kam es dazu, dass Sie heute diesen eher ungewöhnlichen Beruf ausüben?     
Bei mir ging das über eine Depression. Ich hatte vor ungefähr zwölf Jahren Depressionen und habe auch eine klassische Psychotherapie gemacht, aber hatte am Ende der Therapie das Gefühl, ich bin noch nicht wieder die Alte. Das Lachen ist noch nicht wieder da, es fehlt noch irgendwas, die Energie fehlt mir noch. Dann bin ich auf die Suche gegangen. Ich bin jetzt nicht so ein Typ, der sich hinsetzen und abschalten und meditieren kann, das fiel mir dann schwer. So habe ich ein paar Sachen ausprobiert und bin relativ schnell beim Lachyoga hängen geblieben, weil ich schon immer sehr gerne gelacht habe. Ich fand das einfach schön und hab auch dann in dieser Ausbildung gemerkt: 'Okay, ich kann wieder lachen. Ich kann wieder entspannen, das Glück ist mal kurz wieder da.' Und das fand ich so erfrischend und gut für mich. Das ist so eine starke Ressource, die man da in sich hat, und deswegen habe ich gesagt: 'Ich möchte das auch gerne meinen Kunden weitergeben.

Gibt es dafür eine reguläre Ausbildung?     
Also, es gibt sehr viele Lachtrainer in Deutschland, die sind bloß nicht so bekannt wie ich (lacht). Und es gibt den Erfinder des Lachyoga, das ist der Doktor Madan Kataria. Bei ihm habe ich auch eine Lehrerausbildung gemacht. Die Lachyoga-Leiter-Ausbildung, die geht zwei Tage, dann kann man relativ schnell schon etwas weitergeben. Und beim Madan war ich dann nochmal eine Woche in Österreich.

Haben Sie persönlich auch mal schlechte Laune oder sind traurig? Wenn ja, was tun Sie dann?     
Ich gehe nicht direkt dagegen an, sondern ich erlaube mir das. Ich habe festgestellt, dass es auch wichtig ist, mal den Ärger rauszulassen oder die Trauer zu fühlen. Also alle Gefühle, die wir haben, alle Emotionen, die kommen, haben auch ihre Berechtigung und dürfen auch da sein, aus meiner Sicht. Es ist nur die Frage: Wie lange? Bleiben wir in dem Ärger drin? Wie lange spüren wir die Wut? Und da ist mein Rezept, zu sagen: Okay, das intensiv spüren, sich zwei, drei Minuten dafür Zeit nehmen und dann ganz bewusst sagen – ich will mich aber nicht den ganzen Tag darüber ärgern. Denn damit schade ich nur mir selber, jetzt gehe ich ganz bewusst in eine der Lachübungen rein oder mache irgendwas Paradoxes und kann dann herzlich lachen. 

Gibt es eine Übung, die Sie Menschen empfehlen können, um ihre Laune zu verbessern, wenn sie z.B. einen üblen Tag haben?      
Es ist wie überall, die Geschmäcker sind unterschiedlich, der eine springt halt auf die Übung, an, der andere auf jene. Ich habe in meinem Youtube-Kanal über 400 Übungen. Und man kann eigentlich auch jede Alltagshandlung mit einem Lachen verbinden und schon hat man eine Lachübung. Also, die kann man sich auch selber kreieren. Die "Lachbrille" zum Beispiel. Du machst zwei Kreise mit deinen Fingern, so eine imaginäre Brille, und guckst da durch. Die Situationskomik kommt dann dazu, und dann lacht man einfach los.

Und schaut man dabei in den Spiegel? 
Nein, man guckt einfach in den Raum rein. Wenn zwei zusammen lachen, geht es natürlich viel schneller. Da guckt man sich an und es reicht im Endeffekt schon der Augenkontakt.

Über welche Dinge in Ihrem Alltag können Sie am herzlichsten lachen?     
Oh, über meine Enkelkinder zum Beispiel. Die bringen mich spontan ganz schnell zum Lachen. Oder auch wenn, wenn mir irgendeine lustige Begebenheit passiert, also man stolpert oder man macht irgendeinen Quatsch, den man eigentlich besser weiß. Ich kann sehr gut über mich selbst lachen.

Im Internet sind Sie ja sehr bekannt, besonders in den sozialen Netzwerken. Wie kam es dazu?     
Ich habe vor ca. vier Jahren angefangen, Lachvideos zu drehen. Mein Youtube-Kanal hatte im November 2020 80 Abonnenten: Freunde, Bekannte, Leute, die es gut mit mir meinten. Und dann kam Finch Asozial, der Deutschrapper. Der hat im November 2020 drei meiner Lachvideos parodiert. Und dann stand ich da und hab gedacht: 'Oh Gott'. Also, ich fand es erstmal nicht lustig, muss ich ganz ehrlich sagen. Eine Parodie auf sich selber zu sehen, ist im ersten Moment nicht lustig. Und die Fans von Finch Asozial sind natürlich aus anderem Holz geschnitzt als meine Fans.

Dann kamen die ganzen Hater erstmal über mich, eine Hate-Welle. Ich wurde verspottet und bewertet von Leuten, die mich überhaupt nicht kennen, die gar nicht wissen, warum ich das mache. Aber das hat dann relativ schnell umgeschlagen und es kamen ganz viele positive Rückmeldungen. Auch Presse, Funk und Fernsehen haben sich dann gemeldet. Ich bin ja inzwischen schon in vielen Fernsehsendungen zu sehen, in vielen Radiointerviews zu hören gewesen. In vielen Zeitungen hat man über mich und meine Geschichte berichtet. Das hat dazu geführt, dass aus diesen 80 Abonnenten damals im November 2020 jetzt 27.000 geworden sind. Da macht es natürlich auch mehr Spaß.

Gibt es trotzdem noch manchmal kritische Kommentare?
Natürlich, die wird man nicht los. Aber ich hatte einen Erkenntnisprozess in den letzten anderthalb Jahren: Am Anfang lachen die Leute halt über mich und meine Videos, dann lachen sie irgendwann mit mir und meinen Videos. Und wer verstanden hat, um welche Botschaft es geht, der kann ganz alleine lachen. Der kann lachen, auch wenn im Außen vielleicht gerade nix zum Lachen da ist, und der kann sich diese Kraft des Lachens einfach zurückholen und sie für sich nutzen und sich gut tun. 

Wie würden Sie denn jemandem, der von Lachtherapie noch nie was gehört hat und wahrscheinlich erstmal mit Unverständnis auf so ein Video gucken würde, erklären, warum das gut und wichtig ist, was Sie machen? 
Als erstes würde ich sagen: Dein Körper kann nicht unterscheiden zwischen künstlichem und natürlichem Lachen und es gibt sehr viele gesundheitliche Vorteile. Das Lachen ist eine sehr starke Ressource, die wir in uns haben und die wir nutzen können, wann wir wollen. Dadurch, dass wir immer weniger direkt miteinander kommunizieren und immer mehr über Medien, also über Mails oder über Whatsapp oder schriftlich kommunizieren, lachen wir immer seltener. Es ist sinnvoll, sich das Lachen ohne Grund anzueignen, damit man es in schlechten Zeiten hat. Wenn man es in guten Zeiten übt, kann man das in schlechten Zeiten einfach nutzen. Wo ich es auch unbedingt nutzen würde, ist, wenn man abliefern muss: Wenn man zum Vorstellungsgespräch muss, wenn man in eine Prüfung geht.

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Sie verkaufen ja auch Lachvideos, die Menschen als Geschenk verschicken. Welche Art Menschen kaufen die, und ist es ein lukratives Geschäft?     
Also, ich mache durchschnittlich zehn in der Woche. Es sind Leute, würde ich mal sagen, so zwischen 20 und 40, die die Videos verschenken. Da hat einer Geburtstag, oder zur Hochzeit, oder manchmal auch ein Genesungswunsch. Diese Portale sind ja für Promis gemacht, so dass man das auch relativ einfach aufnehmen und verschicken kann, man braucht die Clips nur einzupflegen, die kümmern sich ums Geld. Das ist eine Geschichte, die für mich schon lukrativ ist – aber nebenher. Ich hab ja noch einen ernsten Job.

Mögen Sie den Song "Die immer lacht" von Kerstin Ott?
Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Am Anfang hab ich das voll auf mich bezogen. Ich habe mich da voll wiedererkannt, weil es ja auch eine Botschaft hat. Die, die immer lacht, nach außen – aber wenn sie alleine ist, weint sie. Das hat ja schon auch was damit zu tun, nach einer Depression einfach anzufangen zu lachen. Inzwischen ist der Hype um das Lied abgeklungen, von daher werde ich im Moment jetzt nicht mehr so oft darauf angesprochen, aber es gab eine Zeit, wo ich das wirklich auch für mich bejaht habe und gut fand.

"Leben liebt Lachen“ ist ein Themenschwerpunkt in unseren crossmedialen Angeboten. In TV, Audio und Online feiert RTL Deutschland vom 26. August bis 1. September die lustige Seite des Lebens und Lachen als verbindender Moment unter Menschen. Denn bei allem, was uns unterscheidet, sprechen wir mit Lachen eine gemeinsame Sprache.

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