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Flugzeugunglück in Muan: "Der Unfall wäre bedeutend glimpflicher ausgegangen"

Stern 

Das in Südkorea verunglückte Flugzeug ist über die Landebahn gerutscht und an einer Mauer explodiert. Die hätte nach Einschätzung von Flugexperten dort niemals stehen dürfen.

Zwar ist das Fahrwerk nicht ausgefahren, aber dafür setzt die Maschine anscheinend gut auf. Zumindest bricht sie nicht auseinander. Dann rutscht sie über die Landebahn des Flughafens Muan und darüber hinaus. Trotzdem wirkt es, als könnte der Crash glimpflich ausgehen. Dann zerschellt die Maschine an einer Mauer und explodiert. Nach dem Flugzeugunglück in Südkorea mit 179 Toten stellen Luftfahrt-Experten wie Laien sich die Frage: Warum stand hinter dem Ende der Landebahn ein offenbar massive Mauer?

Ein Experte schreibt dem stern: "Die bewehrte Betonmauer, die aller Wahrscheinlichkeit nach ursächlich für die vielen Toten war, hätte dort gar nicht stehen dürfen. Objekte in den Bewegungs- und Anflugbereichen von Flughäfen müssen zerbrechlich (frangible) ausgelegt sein, um das Zerschellen und außer Kontrolle geraten von Luftfahrzeugen zu verhindern." Er und auch ein weiterer kontaktierter Experte möchten anonym bleiben, sie teilen aber diese Einschätzung.

Analyse Absturz Vilnus 15.10International festgelegt ist die "Zerbrechlichkeit" von Objekten am Ende einer Landebahn im "ICAO Doc 9157 Aerodrome Design Manual". Dort steht auf Englisch: "Das erste Ziel sollte sein, Objekte so zu platzieren, dass sie keine Hindernisse darstellen. Bestimmte Flughafenausrüstungen und -anlagen müssen sich jedoch aufgrund ihrer Funktion in einem Betriebsbereich befinden. Alle diese Ausrüstungsgegenstände und Einrichtungen sowie ihre Halterungen sollten eine minimale Masse haben und zerbrechlich sein, um sicherzustellen, dass ein Aufprall nicht zum Verlust der Kontrolle über das Luftfahrzeug führt."

Mauer hinter Landebahn in Südkorea

Hinter der Landebahn stehen muss etwa die sogenannte "Localizer Antenna": Das ist eine Richtantenne, die ein Signal entlang der Mittellinie der Start- und Landebahn ausstrahlt und es dem Piloten ermöglicht, den korrekten Anflugpfad einzuhalten. Gemeinsam mit der "Glideslope Antenna" – sie sendet ein Signal im korrekten Sinkwinkel aus – ermöglicht sie eine sichere Landung. Welchen Zweck allerdings die Mauer an dieser Stelle hatte, bleibt bislang unklar.

Auch Luftfahrt-Experte Geoffrey Thomas sagte dem Nachrichtensender ntv: "An der Landebahn darf niemals eine Mauer stehen, nicht einmal in der Nähe. [...] Ich habe keine Untersuchung durchgeführt, aber ich würde sagen, dass es absolut gegen internationale Standards verstößt, dort eine Mauer zu bauen."

Ein anderer Experte schreibt dem stern: "Ich würde aber davon ausgehen, dass der Unfall ohne massive Hindernisse im Weg bedeutend glimpflicher ausgegangen wäre."

Transparenzhinweis: ntv gehört wie der stern zu RTL Deutschland.

Quellen:"ICAO Aerodrome Design Manual" (PDF), Geoffrey Thomas bei ntv, Reuters.

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