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Al-Dschasira-Bürochef: Dahdus Frau, zwei Kinder und ein Enkel starben im Gazastreifen – und nun auch sein ältester Sohn

Stern 
Al-Dschasira-Bürochef: Dahdus Frau, zwei Kinder und ein Enkel starben im Gazastreifen – und nun auch sein ältester Sohn

Tragischer Verlust für den bekannten Al-Dschasira-Korrespondenten Wael Dahdu: Nachdem im Oktober vier seiner Familienmitglieder bei einem israelischen Luftangriff starben, ist nun auch sein ältester Sohn getötet worden. Er war ebenfalls Journalist.

Im südlichen Gazastreifen sind nach Angaben des Fernsehsenders Al-Dschasira am Sonntag zwei palästinensische Journalisten durch israelischen Raketenbeschuss getötet worden. Unter den Opfern sei auch Hamza Dahdu, der älteste Sohn des Leiters des Al-Dschasira-Büros in Gaza, Wael Dahdu. Wael Dahdu ist ein in der arabischen Welt bekannter Korrespondent des Senders. Im Oktober verlor er bei einem israelischen Luftangriff bereits vier Familienmitglieder.

Hamza Dahdu war nach Angaben von Al-Dschasira ebenfalls Journalist und mit einem Fahrzeug in der Nähe von al-Mawasi, einem vermeintlich sicheren Gebiet an der Südküste des Gazastreifens unterwegs, als eine Rakete den Wagen getroffen habe. Bei dem zweiten getöteten Journalisten handelte es sich demnach um Mustafa Thuraya, der für mehrere internationale Nachrichtenagenturen und Sender aus dem Gazastreifen berichtete. Ein dritter Insasse, Hazem Rajab, sei schwer verletzt worden.PAID Gerät Israel in einen Zwei-Fronten-Krieg? 15.12

Al-Dschasira zufolge wurde das Fahrzeug "gezielt angegriffen", als die Journalisten unterwegs waren, um Zivilisten zu befragen, die durch frühere Bombardierungen vertrieben worden waren. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet unter Berufung auf Augenzeugen, das Auto sei mit zwei Raketen beschossen worden. Die zweite habe Dahdu, der auf dem Beifahrersitz gesessen habe, direkt getroffen.

Angriff im Gazastreifen galt laut Israel einem "Terroristen"

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) erklärten, der Angriff habe einem Terroristen gegolten. "Ein IDF-Flugzeug hat einen Terroristen identifiziert und getroffen, der ein Flugzeug steuerte, das eine Bedrohung für die IDF-Truppen darstellte", teilte die Armee mit. "Wir sind uns der Berichte bewusst, dass während des Angriffs zwei andere Verdächtige, die sich im selben Fahrzeug wie der Terrorist befanden, ebenfalls getroffen wurden."

Wael Dahdu berichtete Ende Oktober gerade über Israels Gegenangriff auf die Hamas, die zuvor in Israel eingedrungen war und dort etwa 1140 Menschen niedergemetzelt hatte, als er die Nachricht erhielt, dass seine Frau, seine sieben Jahre alte Tochter und sein 15-jähriger Sohn bei einem israelischen Luftangriff getötet worden waren. Sein ein Jahr alter Enkel, der bei demselben Angriff verwundet wurde, starb Stunden später. Al-Dschasira zeigte später Aufnahmen von Dahdu, der insgesamt acht Kinder hatte, wie er über der Leiche seines Sohnes weinte, während er noch seine blaue Presseweste trug. Im Dezember wurde der 53-Jährige bei einem israelischen Angriff auf eine Schule in der Stadt Chan Junis selbst verwundet.

Nach dem Tod seines Sohnes Hamza gelobte Wael Dahdu in einer Ansprache auf dem Friedhof, trotz des Schmerzes über die Reihe von Verlusten, seinen Weg fortzusetzen und der Welt zu zeigen, was im Gazastreifen geschieht, wie Al-Dschasira berichtet. Er gehöre zu den vielen Menschen dort, die jeden Tag von ihren Angehörigen Abschied nehmen müssten. "Hamza war alles für mich, der älteste Junge, er war die Seele meiner Seele", zitiert der Sender den Vater. "Dies sind die Tränen des Abschieds und des Verlustes, die Tränen der Menschheit."

Hamza Dahdu hatte eine Million Follower auf Instagram. Sein letzter Beitrag vor seinem Tod galt seinem Vater. "Du bist standhaft und geduldig. Verzweifle nicht an der Barmherzigkeit Gottes. Sei dir sicher, dass er dich belohnen wird", schrieb er.

US-Außenminister Blinken spricht von "unvorstellbarer Tragödie"

US-Außenminister Antony Blinken, der in dieser Woche im Nahen Osten unterwegs ist, erklärte, er sei "zutiefst betrübt" über den Verlust von Dahdu. "Ich bin selbst Elternteil und kann mir den Horror, den er erlebt hat, nicht nur einmal, sondern gleich zweimal, nicht vorstellen", sagte Blinken bei einem Aufenthalt in Katar. "Dies ist eine unvorstellbare Tragödie, und das gilt auch für viel zu viele unschuldige palästinensische Männer, Frauen und Kinder."Gaza Zerstörungen Israel 1540

Das Al-Dschasira-Mediennetzwerk, das seinen Sitz in Katar hat, verurteilte den Angriff auf das Auto der Journalisten "auf das Schärfste" und warf Israel vor, "die Grundsätze der Pressefreiheit zu verletzen". Auch AFP zeigte sich bestürzt. "Wir verurteilen alle Angriffe auf Journalisten, die ihrer Arbeit nachgehen, auf das Schärfste und es ist wichtig, dass wir eine klare Erklärung für das, was passiert ist, bekommen", erklärte die Nachrichtenagentur.

Quellen: Al-Dschasira, Associated Press, BBC, AFP

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