Oscar-Favoritin: Als erste indigene Schauspielerin mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Wer ist Lily Gladstone?
Lily Gladstone wollte die Schauspielerei schon an den Nagel hängen. Dann rief Martin Scorsese an. Jetzt hat die "Killers of the Flower Moon"-Darstellerin einen Golden Globe gewonnen – als erste Frau mit indigenen Wurzeln.
In Martin Scorseses Drama "Killers of the Flower Moon" wurde sein Lieblingsdarsteller Leonardo DiCaprio zur Abwechslung mal zur Nebenfigur, weil eine Darstellerin ihn glatt überstrahlte: Lily Gladstone.
Ihre Dankesrede bei den diesjährigen Golden Globes beginnt die 37-Jährige in der Sprache der indigenen Blackfeet-Gemeinschaft, in der sie aufgewachsen ist – väterlicherseits ist sie eine direkte Nachfahrin des Blackfeet-Häuptlings Red Crow. "Ich bin so dankbar, dass ich hier oben ein paar Worte in meiner Sprache sprechen kann, die ich nicht fließend beherrsche“, sagt sie. Sie bedankt sich bei ihrer Mutter, die im Publikum eingeblendet wird. Diese sei zwar keine Blackfeet, habe sich aber dafür eingesetzt, dass Gladstone als Kind einen Blackfeet-Sprachlehrer bekam.
In "Killers of the Flower Moon" spielt Gladstone Mollie Burkhart, eine vermögende Frau der indigenen Osage-Nation, die 1897 plötzlich zu Reichtum gekommen war, als auf deren Land in Oklahoma Erdöl gefunden wurde. Wie viele andere Osage-Frauen heiratet Mollie Burkhart einen mittellosen Weißen. Ernest (Leonardo DiCaprio) sieht zwar gut aus, ist aber nicht der Schlauste.
Gegen ein Leben in Wohlstand hat er natürlich nichts einzuwenden und hinterfragt auch nicht, welches Mittel in den Ampullen steckt, die er seiner Frau im Auftrag seines fiesen Onkels William Hale (gespielt von Robert De Niro) gegen ihre Diabeteserkrankung verabreicht. Schrittweise vergiftet er sie mit den Spritzen, sie wird immer schwächer, bekommt tiefe Augenringe, schafft es kaum noch aus dem Bett. Die Geschichte, auf der dieses Epos beruht, ist wahr: Anfang bis Mitte der Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts kam es zu mysteriösen Morden an Mitgliedern der Osage, um sich an deren Erbe und Vermögensrechten zu bereichern.
Lily Gladstone: Kleinere Rolle, aber lange kein Durchbruch
Die Darstellung einer Frau zwischen Leid und unerschütterlichem Stolz gelang Lily Gladstone so eindrücklich, dass sie nun hochverdient den Golden Globe als beste Darstellerin bekam. Die Konkurrenz war dabei groß: Ebenfalls für den Preis nominiert waren Annette Bening ("Nyad“), Sandra Hüller ("Anatomy eines Falls“), Greta Lee ("Past Lives“), Carey Mulligan ("Maestro“) und Cailee Spaeny ("Priscilla“).
Lily Gladstone wurde 1986 im US-Bundestaat Montana geboren, wo sie auch aufwuchs. Sie studierte zunächst Theater, stand selbst landesweit auf Theaterbühnen. Ihre erste Rolle bekam sie 2013 in dem französischen Indie-Film "Jimmy P. (Psychotherapy of a Plains Indian)“, drei Jahre später war sie zusammen mit Kristen Stewart und Michelle Williams in "Certain Women“ zu sehen. Sie spielte in Serien wie "Billions“ und auch in "Reservation Dogs“ mit, in der es um vier indigene Jugendliche im ländlichen Oklahoma geht.
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Zu jener Zeit wohnte Gladstone noch bei ihren Eltern, wollte die Schauspielerei als Haupteinkommensquelle schon an den Nagel hängen, dachte, dass es als Native American für sie sowieso keinen Platz in Hollywood gäbe. Dann rief Martin Scorsese an, um sie als Mollie Burkhart zu besetzen. Zwei Casting-Direktoren hatten Gladstone unabhängig voneinander für die Rolle vorgeschlagen. Ein Riesensprung. "Mein Leben wird nie wieder dasselbe sein“, sagte sie im Vogue-Interview. Und der traumhafte Aufstieg geht weiter. Lily Gladstone gilt jetzt als Oscar-Favoritin.
Verwendete Quelle: British Vogue