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Schienenverkehr: Breitspurbahn – mit diesen Monsterzügen wollte Hitler sein Reich erschließen

Stern 

Hauptsache gigantisch – mit dieser Idee trieb Hitler den Plan einer übergroßen Eisenbahn voran. Die Superzügen sollten sein Weltreich erschließen.  

Es ist weithin bekannt, dass Hitler für alles schwärmte, was gigantisch groß war. Noch in den letzten Tagen des Dritten Reiches schwelgte er mit seinem Architekten in den gemeinsamen Plänen für die neue Reichshauptstadt. Auch sein Faible für Autobahnen kennt jeder, weit weniger bekannt sind seine Pläne für eine neue Reichseisenbahn, die sogenannte Breitspurbahn.

Sie sollte das Reich und neu "geordnete" Europa – so der Nazi-Terminus – miteinander verbinden. Die Eisenbahn war eigentlich nichts Besonderes, sie war einfach nur wahnsinnig groß. Im Querschnitt hatte ein Waggon das Format eines Einfamilienhauses. So konnte man Säle in dem Zug unterbringen oder man konnte auch mehrere Stockwerke einplanen. Natürlich ist der Zusammenhang mit dem allgemeinen Größenwahn der Nazizeit unübersehbar, aber nur durch die Größe konnte ein Zug den Luxus und die Möglichkeiten eines Ozeanriesen bieten.Video

Drei Meter Breite 

Die drei Meter breite Breitspurbahn hätte gewaltige, doppelstöckige Züge bekommen, die mit mehr als 200 km/h durch das Reich rasen sollten. Das war eines der Hauptgedankenfehler der Riesenbahn. Bei den langen Strecken, auf denen der Monsterzug Sinn gehabt hätte, wäre schon damals das Flugzeug als Konkurrent aufgetreten. Der Luftverkehr über den Atlantik hat in den 1950er-Jahren die Ära Schiffslinien beendet, so wäre es auch Hitlers Superbahn ergangen, wenn sie denn je gebaut worden wäre.

Während des ganzen Krieges wurden die Planungen an der Breitspurbahn fortgesetzt. Ende der 1980er-Jahre wurden die Pläne wieder entdeckt. Im Inneren war die Bahn durch alle Klassen hinweg luxuriös angelegt, mit dem Platz wurde verschwenderisch umgegangen. Pro Passagier wurde etwa vier Mal so viel Fläche wie sonst üblich eingeplant. Spöttisch könnte man sagen, mit dem Riesenzug wären am Ende kaum mehr Menschen ans Ziel gekommen, wie mit einem herkömmlichen. Dafür hätten sie aber einen Lesesaal, eine Bar, das Restaurant und ein Kino nutzen können – alles im Geist der Zeit geplant mit dicken Vorhängen und großen Sesseln. Das Restaurant sollte sich mit Luxushotels messen und 130 Gäste auf einmal bewirten können. Die Decke im Speisesaal war drei Meter hoch, das Kino war für 196 Besucher ausgelegt. Das eingebundene Video "The Insane Giant Nazi Railway - The Breitspurbahn" animiert die damaligen Planungen.Wissen Korea Hyperzug_15.40Uhr

Platz für Blondi

Selbst auf eine weitere Marotte Hitlers wurde in der Planung geachtet: Auch Hunde konnten in eigenen Abteilen mitreisen. Dieses Detail verrät mehr über das Projekt als manches andere. 200 Beamte der Reichsbahn arbeiteten an der Breitspurbahn. Für sie war das Hirngespinst überlebenswichtig, denn so hatten sie einen gemütlichen Job in der Heimat – fernab von jedem Fronteinsatz. Viele der Projekte des Dritten Reiches waren so ambitioniert, dass man sie kaum hätte realisieren können. Sie verdanken ihre Weiterführung häufig der Motivation, den Kriegseinsatz zu vermeiden.Hitler gefangen19h

Insofern ist es auch kaum verwunderlich, dass sich die Planer in die Detailarbeit stürzten, aber praktische Fragen kaum berührten. Die Breite der Bahn und ihre Höhe wären mit damaligen Fahrgestellen nicht zu bewältigen gewesen, erst mit der späteren Neigezugtechnik hätte man so einen Zug in einer Kurve schicken können. Es sollte auch zu denken geben, dass so ein Projekt später nie im großen Maßstab realisiert wurde.

Schnelle Eisenbahnverbindungen hätten in Hitlers Reich Sinn ergeben, aber nicht der Mehraufwand für die Breitbahn. Nicht nur Züge auch Bahnhöfe, Brücken und Tunnel hätte man komplett neu anlegen müssen. Hitler träumte zwar von einem Riesenreich, aber es hätte keine Milliardenbevölkerung gehabt. Es ist fraglich, ob man diese Monsterzüge im regelmäßigen Verkehr auch gefüllt hätte. Vermutlich wäre es weit klüger gewesen, die Taktung der normalen Züge zu erhöhen und viel befahrene Strecken durch weitere Gleise auszubauen.

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