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Ende der Ära Benko: Galeria ist schon wieder pleite – hat das Warenhaus eine Zukunft?

Stern 

Galeria ist zum dritten Mal in drei Jahren pleite – aber noch immer nicht am Ende. Für einige Kaufhäuser könnte das Ende der Ära René Benko sogar einen Befreiungsschlag bedeuten.

Galeria Karstadt Kaufhof ist pleite – diese Nachricht klingt mittlerweile leider nur allzu vertraut. An diesem Dienstag ist es wieder soweit. Der Warenhauskonzern hat beim Essener Amtsgericht einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Es ist nach 2020 und 2022 die dritte Insolvenz in drei Jahren. Die Zukunft der verbliebenen 92 Warenhäuser mit rund 15.000 Beschäftigten ist dadurch einmal mehr ungewiss. Gesucht werden nun Investoren und ein neuer Eigentümer, der Galeria in die Zukunft führt. Entsprechende Gespräche seien bereits angelaufen, erklärte das Unternehmen. Ziel sei die Fortführung von Galeria.

Die Galeria-Pleite kommt mit Ansage. Seit Wochen zerfällt das Imperium des österreichischen Immobilieninvestors René Benko, zu dessen Reich Galeria zählt. Benkos Signa-Holding und zahlreiche Tochtergesellschaften sind selbst insolvent, was unter anderem zum Baustopp des spektakulären Megaprojekts Elbtower in Hamburg führte. 

Nun sucht Galeria mit dem eigenen Insolvenzantrag einen Ausweg aus dem Signa-Strudel. "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein", sagte Galeria-Chef Olivier van den Bossche. "Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag." STERN PAID C+ Benko 09.38 

René Benkos Galeria-Ära endet

Die Galeria-Pleite bedeutet das Ende der Ära Benko, der einst als vermeintlicher Kaufhausretter angetreten war und letztlich doch nur den Niedergang managte. 2014 hatte Benko zunächst bei Karstadt das Sagen übernommen und war nach der Verschmelzung mit Kaufhof 2018 zum starken Mann der gesamten Galeria-Kette aufgestiegen. Kritiker warfen Benko allerdings schon damals vor, dass ihn das Kaufhausgeschäft eigentlich nur am Rande interessierte und er es vor allem auf die Immobilien in Bestlage abgesehen habe.

Tatsächlich schloss Galeria im Zuge der Sanierungsverfahren unter Benko-Regentschaft Dutzende unrentable Standorte und entließ Tausende Mitarbeiter. Ein besonderes Talent zeigte Benko darin, den deutschen Staat für seine Rettungsaktionen einzuspannen. 680 Millionen Euro an Staatshilfen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds leierte er der Bundesregierung in der Corona-Krise aus den Rippen. Nur 40 Millionen davon hat er zurückgezahlt, wie das Bundesfinanzministerium gegenüber "Capital" bestätigt hat. Viel kommt auch nicht mehr dazu, am Ende wird die Galeria-Rettung den Staat mehr als eine halbe Milliarde Euro kosten.  Signa-Imperium 6.13

Viele Standorte sind profitabel

Weitere Staatshilfen kann Galeria nun wohl nicht erwarten. Kritisch ist die Situation für Galeria zudem, weil auch Benko fest eingeplante Millioneninvestitionen nun nicht mehr tätigen wird. Im Zuge des letzten Insolvenzverfahrens hatte Benko für 2024 eine Finanzierungsspritze von 200 Millionen Euro zugesagt, die nun ausfällt.

Auf der anderen Seite bietet sich Galeria durch die Loslösung von Benko auch die Chance, erhebliche Belastungen loszuwerden. So hat Signa bei den Galeria-Standorten, bei denen der Konzern selbst als Vermieter auftrat, besonders hohe Mieten verlangt. Im Zuge des anstehenden Insolvenzverfahrens könnten die Mieten nun neu verhandelt werden. "Dass nun die Kerngesellschaften der Signa-Gruppe insolvent sind, bedeutet, dass wir uns von der Signa-Gruppe und ihren Interessen befreien können", sagte Galeria-Betriebsratschef Jürgen Ettl dazu der Wirtschaftswoche. 

Wenn die Mieten an den Signa-Standorten auf ein marktübliches Niveau gesenkt würden, könne das Geschäft rentabel betrieben werden, so Ettl. Gleichwohl geht er davon aus, dass auch Arbeitsplätze verloren gehen werden. Das Handelsblatt berichtet mit Bezug auf Unternehmenskreise, dass derzeit rund 60 der 90 Galeria-Filialen deutlich profitabel seien. Diese könnten den Kern der neuen Galeria bilden.

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