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Margrethe II. dankt ab: Frederik von Dänemark: vom Crashkid zum König

Stern 
Margrethe II. dankt ab: Frederik von Dänemark: vom Crashkid zum König

Seit seiner Geburt war klar, dass Kronprinz Frederik eines Tages König von Dänemark werden würde. Doch der 55-jährige haderte lange Zeit mit seiner Rolle. Was ihm geholfen hat, sich mit dem Thron anzufreunden.

Es gab eine Zeit, da wäre Kronprinz Frederik am liebsten nie König von Dänemark geworden. Da habe allein der Gedanke daran bei ihm eine "Phobie" ausgelöst, wie er einmal sagte: "Ich hatte das Gefühl, mein Leben geht zu Ende." Doch dann lernte er eine Frau kennen, die ihm schon damals wie seine Königin erschienen sein muss. Und auf einmal machte das alles einen Sinn mit ihm und der Krone.

16. September 2000: Sydney feierte die Olympischen Spiele. Mary Donaldson, eine dunkelhaarige Australierin, 28 Jahre alt, saß bei einem Dinner im Restaurant "Slip Inn". Dort ebenfalls zu Gast: Kronprinz Frederik, der in die Stadt gekommen war, um die Sportler seines Landes zu unterstützen. Es muss Liebe auf den ersten Blick gewesen sein: Er stellte sich Mary als "Fred" vor. Die beiden tanzten. Dann redeten sie. Als Fred und Mary sich in den frühen Morgenstunden verabschieden, fragte er sie nach ihrer Telefonnummer. Und das war vermutlich die beste Idee, die der Kronprinz je hatte. 

An diesem Sonntag werden er und seine Mary der König und die Königin von Dänemark. Seine Mutter, Königin Margrethe, dankt nach mehr als 50 Jahren ab. STERN PAID Royals Abdankung Dänemark 19.50 Sie hätte noch ein bisschen weitermachen können, aber warum sollte sie? Mary schien eh stets wie hineingeboren in die royale Rolle. Und auch Frederik hat sich längst damit abgefunden – nach einer erstaunlichen Wandlung scheint er sogar Lust auf den Job zu haben. Und auch seine Landsleute freuen sich offenbar auf den neuen König: 84 Prozent der Dänen sind ihm Umfragen zufolge wohlgesonnen. Das war nicht immer so. 

Schockwellen im Land ausgelöst

1996 etwa löste der Kronprinz noch Schockwellen im Land aus: In verschiedenen Interviews erhob er schwere Vorwürfe gegen seine Eltern, Königin Margrethe und Prinz Henrik. Ihre Erziehung sei streng gewesen, vor allem die des Vaters: "Kinder sind wie Hunde und Pferde. Man muss sie dressieren", habe Henrik gemeint. Doch es war weniger die Strenge, die Frederik das Leben schwer machte. Er fühlte sich von seinen Eltern allein gelassen, einsam mit seiner Aufgabe als künftiger König, hatte Angst. Sogar Selbstmordgedanken schwirrten ihm durch den royalen Kopf: "Plötzlich war da dieser Gedanke: 'Ich kann einfach den Schritt aus dem Fenster machen, und dann werde ich Frieden mit allem haben'."

Seine Unsicherheit war ihm damals anzumerken. Er wirkte steif, schüchtern, las vom Blatt ab. Dann begegnete er Mary und hatte das Gefühl, "einen Seelenverwandten getroffen zu haben", wie Frederik später einmal sagte. Dabei war sie das Gegenteil von ihm, fröhlich, offen, in sich ruhend. Mit ihrer klaren Art brachte sie Halt in sein Leben, etwas, das ihm in seiner Jugend gefehlt hatte. 2004 heirateten die beiden, es war eine märchenhafte Hochzeit.

Mary und Frederik bei ihrer Hochzeit 2004
In Mary findet Frederik die große Liebe. Das Paar heiratet 2004, hat heute vier Kinder

Königin Margrethe hielt eine Rede. "Du vermittelst Vertrauen", sprach sie zu Frederik. "Du bist jemand, an den man sich anlehnen kann. Vieles davon ist auf deine eigenen Bemühungen zurückzuführen, aber wir alle wissen, wie du dein wahres Ich gefunden hast. Es geschah, als du Mary getroffen hast."

Man kann auch sagen: An ihrer Seite wurde Frederik erwachsen. Vorbei die Zeit, in der er den Dänen vorkam wie ein königliches Crashkid. 

1988 baute Frederik und seinem Bruder Joachim in Frankreich einen Autounfall. Ein weiterer ereignete sich in der Silvesternacht 1992: Frederiks damalige Freundin, die keinen Führerschein besaß und getrunken hatte, fuhr einige Meter mit dem Prinzen auf dem Beifahrersitz, bis die Polizei sie anhielt. Frederik erhielt den Spitznamen "Turboprinz", die Nation diskutierte, ob er das Zeug zum König habe. Die Boulevardzeitung "Ekstra Bladet" forderte gar: "Befreit uns von Frederik als König".

Ein Marathon veränderte alles

Seine Popularität war damals auf einem Tiefpunkt. Frederik spürte, dass er etwas ändern musste – und fing an zu laufen. Bald absolvierte der Kronprinz seinen ersten Marathon durch Kopenhagen. Seine Zeit: 3 Stunden und 23 Minuten. "Superprinz", titelten plötzlich die Zeitungen. Sein Bruder Joachim sagte einmal, der Marathonlauf habe Frederik nach vielen Jahren der Frustration gezeigt, dass er etwas Besonderes könne.

Kronprinz Frederik mit Sonnenbrille und Fahrradhelm
Früher fuhr er gerne schnelle Autos. Jetzt rast Frederik nur noch als Sportler auf der Straße
© Mikael Fritzon/TT

Der Sport tat ihm gut, und er schuf eine Verbindung zum Volk: Beim "Royal Run", einem Lauf, zu dem Frederik jedes Jahr anlässlich seines Geburtstages in mehreren dänischen Städten einlädt, läuft der Kronprinz mit vielen Dänen mit. Er scheut sich nicht, zu schwitzen und hält keuchend Schwätzchen. Ein Bild, das Prinz Charles nie abgab, bevor er König wurde. Aber das dänische Königshaus ist ja auch so etwas wie die Hygge-Version der Windsors: Jahrzehntelang die gleiche Herrscherin, aber ohne altertümlichen Prunk und Pomp. Statt einer hochherrschaftlichen Krönung mit Hermelin und Schwert wird Frederik vom Schlossbalkon aus proklamiert. Margrethe dankt ab, indem sie eine Erklärung unterschreibt, das war's. Die Dänen mögen ihre Royals für ihre Normalität und auch für ihr vergleichsweise skandalfreies Dasein. FS Frederik von Dänemark18.12

Frederik dürfte das Königshaus noch moderner und dynamischer machen. "Er hat in den letzten Jahren mehr zu sich selbst gefunden", sagte die ehemalige dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt, die Frederik bei vielen Gelegenheiten traf. "Er versucht nicht, wie die Königin zu sein."

Auch in der Erziehung unterscheidet er sich von seiner Mutter: Was seine Eltern in seinen Augen falsch gemacht haben, möchte er besser machen. Er erklärt seinen Kindern, warum sie bestimmte Dinge tun müssen, die zu einer königlichen Familie gehören. "Ich möchte meinen Kindern nahe sein und viel Zeit mit ihnen verbringen", sagte er einmal, setzte sich aufs Lastenfahrrad und kutschierte die vier Kinder in den Kindergarten. Ganz normal, wie viele andere Dänen auch.

So wie Tausende Dänen ihre Kinder zur Schule oder in den Kindergarten bringen, macht Frederik es auch – mit dem Rad
So wie Tausende Dänen ihre Kinder zur Schule oder in den Kindergarten bringen, macht Frederik es auch – mit dem Rad
© Sipa Press

Christian, der älteste Sohn von Frederik und Mary, wurde im vergangenen Jahr 18 und ist nun Kronprinz. Mary und die Kinder sind eine wichtige Stütze für den neuen König, auf die er sich verlassen kann.

Die Dänen wissen ihn und seine Familie zu schätzen. Jüngste Gerüchte, dass Frederik mit einem mexikanischen Ex-Model fremdgegangen sei, trüben das Bild kaum. Gut, Mary ist einen Prozentpunkt beliebter als ihr Mann (85 Prozent der Dänen finden sie toll), aber der neue König Dänemarks, der Färöer und Grönlands hat seine Rolle gefunden. Die eines volksnahen Landesvaters. Und das ist doch das Wichtigste. 

 

Quellen: Dänisches Königshaus, Munzinger Informationsdienst, Danmarks Radio, Danmarks Radio (2), Nachrichtenagentur Ritzau, "Jyllands Posten", "Politiken", "Berlingske", "Brisant", "Kristeligt Dagblad", TV2, "Se & Hør", "Daily Mail", Sky News Australia, "B.T.", "Herning Folkeblad", Royal Run, Saxo

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