Grünen-Chefin wird 30: Ricarda Lang: "Ich will aufhören, sollte ich zynisch werden"
Ricarda Lang wird am Mittwoch 30 Jahre alt. Wie die Vorsitzende der Grünen feiern wird, hat sie dem stern verraten – und auch, wann sie ihre Politikkarriere an den Nagel hängen will.
Die 30 ist für viele eine Zäsur. Macht Ihnen die Zahl Angst?
Ricarda Lang: Überhaupt nicht. Ich freue mich auf alles, was in den Dreißigern kommt. Ich hatte in den letzten Jahren nicht das typische Leben einer Mittzwanzigerin. Deshalb ändert sich für mich wohl nicht viel.
Mit 25 waren Sie im Vorstand, mit 28 Parteichefin. Was kann da noch kommen?
Ich wurde im November als Vorsitzende wiedergewählt und freue mich, gemeinsam mit Omid Nouripour die Partei auch in den nächsten zwei Jahren zu führen. Darauf liegt mein Fokus.
Bundeskanzlerin?
Ich glaube, das steht gerade nicht in den Sternen.
Wann merken Sie, dass Sie deutlich jünger sind als andere in der Politik?
Seltener als gedacht. Anfangs habe ich mich gefragt: Wird es schwieriger sein, ernst genommen zu werden? Jetzt weiß ich: Das ist nicht so.
Ricarda Lang: "Ich habe mir kein Datum gesetzt"
Wäre etwas anders mit mehr jüngeren Politikerinnen und Politikern?
Natürlich sind nicht alle Jüngeren gleich eingestellt: Ich stehe Jürgen Trittin politisch näher als Philipp Amthor. Manche geteilte Erfahrungen einer Generation schaffen aber ähnliche Perspektiven. Die gilt es dann über die Generationen hinweg zusammenzubringen.
Wie lange wollen Sie Politik machen?
Ich habe mir kein Datum gesetzt. Aber ich will aufhören, sollte ich zynisch werden. Für gute Politik muss man überzeugt sein, dass Menschen zusammenkommen können.
Wenn Sie später zurückblicken: Was soll dann Ihre größte Errungenschaft gewesen sein?
Ich würde gern sagen können, dass ich dazu beigetragen habe, dieses Land ein Stück gerechter zu machen. Und dazu, dass die Demokratie geschützt wurde, dass sie stark geblieben ist.
Sie werden angefeindet wie kaum ein anderer Politiker, oft auch mit Äußerungen, die auf Ihr Aussehen abzielen. Wie schafft man es, sich das nicht zu Herzen zu nehmen?
Wenig auf Twitter beziehungsweise X zu sein. Ich schenke denen, die auf Destruktivität, Empörung und Feindseligkeit setzen, nicht meine Zeit. Ich höre lieber denen zu, die mit an Lösungen arbeiten wollen.
Wie werden Sie Ihren Geburtstag verbringen?
Mit meinen engsten Wegbegleitern. Ich habe überlegt, eine große Feier zu machen. Aber der Januar ist so voll, und politisch passiert viel, darauf konzentriere ich mich. Ein großes Fest kommt sowieso noch dieses Jahr, meine Hochzeit!