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Tik-Tok-Hit: Phonetik-Expertin klärt auf: Was Katzen meinen, wenn sie "Olololol" sagen

Stern 
Tik-Tok-Hit: Phonetik-Expertin klärt auf: Was Katzen meinen, wenn sie

Eine Kein-Ohr-Katze und eine mit Schlupflidern unterhalten sich. Juchu Internetzeitalter! Eine schwedische Phonetik-Professorin erklärt, was die Laute der Katzen Bangdang und Bo bedeuten, die sich so angeregt auf TikTok und Co. unterhalten.

 

Zwei sprechende Katzen geistern gerade durch Social-Media-Kanäle. Sie stammen aus unterschiedlichen Haushalten, leben aber beide in China. Jede für sich gibt unterschiedliche Laute von sich, die man als Sprechen interpretieren könnte. Werden die beiden Videos der einzelnen Katzen zusammengeschnitten und von Usern mit Dialogen versehen, treten die beiden oft als beste Freunde oder als Paar mit Beziehungsproblemchen auf. Meistens schmollt die als Frau ausgewiesene Katze, während das angebliche Männchen um Zuneigung buhlt.

"Was ist mit dir?"
"Nichts."
"Aber du hast doch etwas."
"Du hast mich gestern betrogen. In meinem Traum."

Oder:

"Was ist denn schon wieder mit dir?" 
"Es ist kalt hier"
"Aber du wolltest doch nach Dombai"
"Nach Dubai."

Die Videos sind trashy, es werden Geschlechterklischees auf Katzen projiziert, die Witze sind schmal und trotzdem: Die beiden sind einfach zu drollig. 

Bangdang und Bo sind ein Hit auf TikTok

Zur getigerten Katze lässt sich schnell ein Instagram-Account ausmachen. Er trägt den Namen"guandang005". "Bangdang ist fünf Jahre alt. Sie ist ein Mädchen. Ihr Hobby ist reden", sagt das Übersetzungs-Programm. Frauchen oder Herrchen gibt tägliche Updates: Katze auf Bett. Katze auf Teppich. Katze im Arm. Manchmal trägt Bangdang einen Pullover oder eine Mütze mit Hasenohren. Doch Bangdang hätte nicht mehr als 929.000 Follower, wäre da nicht dieser sehr spezielle Gesichtsausdruck. Müde, ein wenig traurig. Dieser katzenuntypische Dackelblick löst den Reflex aus, sie auf den Arm nehmen zu wollen, ihr Snacks zuzustecken. Die Masche funktioniert. Bangdang ist, was man über Menschenkörper auf keinen Fall mehr sagen darf: mollig. 

Die andere anderen Katze, rotes Fell, weit aufgerissene grüne Augen, hat die Ohren so weit angelegt, dass sie ganz im Fell verschwinden. Ihre Laute klingen wie ein Singsang und wurden schon zuvor für YouTube-Videos verwendet. 

YouTube Video Katze

Doch was im Netz putzig aussieht, ist in Wirklichkeit gar nicht so lustig, sagt Susanne Schötz, Expertin auf dem Gebiet der Katzensprache. "Die rote Katze scheint sehr ängstlich und gestresst zu sein, zeigt dies durch Heulen und Knurren und durch Lecken ihres Mauls." 

Die "sprechenden" Katzen sind ein weltweites Phänomen

Susanne Schötz forscht und lehrt im schwedischen Lund als Professorin für Phonetik. Sie hat sich intensiv mit Katzen-Lauten beschäftigt, darüber ein Buch mit dem Titel "Die geheime Sprache der Katzen” geschrieben. Für die Forschung mit Tieren greift sie auch auf Methoden der Sprachwissenschaft zurück.

"Kiefer und Zunge der roten Katze scheinen sich wiederholt zu bewegen und erzeugen Silben- oder wortähnliche Blöcke mit L- oder D-ähnlichen Lauten und O- oder U-ähnlichen Vokalen", sagt Schötz. Heraus komme "Olololol" oder "ododododo". Diese Art von Lautäußerungen habe sie bisher nur bei Katzen beobachtet, die sehr gestresst und aufgeregt zu sein scheinen. "Ich vermute, dass die Katze eher ängstlich und gestresst als wütend ist." Abhängig vom Kontext und der Situation vermutet die Expertin, dass sie so etwas sagt wie "Das gefällt mir wirklich nicht" oder "Ich fühle mich gerade sehr unwohl."  Einige Katzen gäben diese Geräusche auch kurz vor dem Erbrechen von sich, sagt sie. 

Zum Kontext der roten Katze gibt es ein vollständiges Video auf der chinesischen TikTok-Seite "Douyin" Der Account hat 90.000 Follower, und man bekommt einen Namen: Die Katze, die so viel zu sagen hat, heißt Bo Zai, Rasse: Britisch Kurzhaar. Und sie hat tatsächlich Stress. Mit anderen Katzen, die in der Wohnung herumlaufen. Während die rote Bo Zai mit ihren Artgenossen Beef hat, kommuniziert die getigerte Bangdang anscheinend mit ihrem Besitzer oder ihrer Besitzerin. "Sie scheint überhaupt nicht aufgeregt oder gestresst zu sein", mutmaßt Schötz. Sie produziere völlig unterschiedliche Lautäußerungsarten: Miauen und Gurr-Miauen, die oft in freundschaftlichen und aufmerksamkeitsstarken Kontexten beobachtet werden. "Ich vermute, dass sie die Aufmerksamkeit eines befreundeten Menschen möchte, vielleicht um ein weiteres Leckerli zu bekommen." Sie könnte, in Menschensprache übersetzt, so etwas sagen wie: "Hey, du musst dich jetzt auf mich konzentrieren, weil ich etwas von dir will."

Die beiden "sprechenden" Katzen werden seit Wochen überall auf der Welt reproduziert. Was sagt das über uns Menschen aus? Es ist Januar. Die Welt ist die Welt. Es ist dringend Zeit für innere Flauschzustände.

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