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Streik im ÖPNV: Was verdienen Bus- und Straßenbahnfahrer?

Stern 

In vielen Städten legt am Freitag ein Streik den öffentlichen Personennahverkehr lahm. Was verdienen die Busfahrer und Straßenbahnfahrerinnen eigentlich?

Die Gewerkschaft Verdi hat für diesen Freitag in allen Bundesländern außer Bayern zu Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr aufgerufen. In rund 80 Städten und 40 Landkreisen sollen Busse, U- und Straßenbahnen stillstehen. Vielerorts wird den ganzen Tag gestreikt, in Berlin endet der Ausstand allerdings schon um 10 Uhr. Mehr als 130 kommunale Unternehmen sind laut Verdi betroffen.

Mit dem Arbeitskampf drängt die Gewerkschaft auf bessere Arbeitsbedingungen für rund 90.000 Beschäftigte. Verhandelt wird dezentral mit den jeweiligen Arbeitgebern. Da die Tarifverträge sich regional unterscheiden, gibt es auch teils unterschiedliche Forderungen. Im Kern geht es Verdi aber um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den bestreikten Bereichen. "Wir haben einen dramatischen Mangel an Arbeitskräften im ÖPNV und einen unglaublichen Druck auf die Beschäftigten", sagt die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. "In allen Tarifbereichen fallen täglich Busse und Bahnen aus, weil es nicht genug Personal gibt. Es muss dringend etwas geschehen, damit die Beschäftigten entlastet werden." 

Zu den Kernforderungen von Verdi zählen: eine kürzere Wochenarbeitszeit, mehr Urlaub, zusätzliche Entlastungstage für Schicht- und Nachtarbeit sowie eine Begrenzung geteilter Dienste und unbezahlter Zeiten im Fahrdienst. In Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und im Saarland wird darüber hinaus auch um höhere Gehälter verhandelt.PAID Gehaltsvergleich Lohnspiegel 6.12

Das verdienen Bus- und Straßenbahnfahrer

Was Bus- und Bahnfahrer*innen verdienen ist aufgrund der zersplitterten Struktur nicht so einfach pauschal zu beantworten. Die Gehälter können sich regional deutlich unterscheiden. In den vier Bundesländern, die aktuell auch um mehr Lohn verhandeln, liegen die Einstiegsgehälter laut Verdi zwischen 2622 Euro (Brandenburg) und 2800 Euro (Saarland). In Thüringen und Sachsen-Anhalt geht es bei etwas über 2700 Euro los.

Einen bundesweiten Überblick gibt der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit, der die durchschnittlichen Löhne und Gehälter für 110.843 Bus- und Straßenbahnfahrer*innen ausweist. Das mittlere Vollzeitgehalt für Bus- und Straßenbahnfahrer*innen in Deutschland liegt demnach bei 3177 Euro brutto im Monat. Dabei handelt es sich um den Medianwert, was bedeutet: Die Hälfte aller Fahrer*innen verdient weniger, die andere Hälfte mehr. Die Auswertung zeigt auch: Jeder vierte Beschäftigte verdient weniger als 2861 Euro, und das bestverdienende Viertel mehr als 3507 Euro. Flop-Gehälter_15.40

Differenziert nach Bundesländern sagt die Statistik: Am besten bezahlt wird in Baden-Württemberg mit einem mittleren Gehalt von 3567 Euro. Am niedrigsten sind die Gehälter in Brandenburg, dort liegt der Median bei 2779 Euro. Verdi fordert in Brandenburg nun 20 Prozent und mindestens 650 Euro mehr Lohn. In Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland mit den meisten ÖPNV-Beschäftigten, liegt der mittlere Verdienst bei 3166 Euro.

Besondere Relevanz haben auch die Zahlen für einzelne Städte, die aufgrund der Größe ihres ÖPNV-Angebots besonders viele Fahrerinnen und Fahrer beschäftigen. Die kommunalen Arbeitgeber in den Großstädten – zumindest in den westdeutschen – zahlen überdurchschnittlich, wobei auch die Lebenshaltungskosten in Ballungsgebieten tendenziell höher sind. 

Allerdings scheinen Gehälter und Lebenshaltungskosten nicht immer zu korrelieren: Mit dem Münchener Durchschnittsgehalt von 3400 Euro kommen die Fahrer*innen in der teuren bayerischen Landeshauptstadt wohl schwerer über die Runden als die Kolleg*innen im günstigeren Essen mit ihren 3489 Euro. In Berlin weist die Statistik ein mittleres Entgelt von 3244 Euro aus, in Hamburg sind es 3283 Euro, in Köln 3443 Euro und in Frankfurt am Main 3494 Euro. Am meisten verdienen die Fahrerinnen und Fahrer in Stuttgart mit durchschnittlich 3777 Euro.

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