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ADAC-Staubilanz: Stillstand, 22 mal um die Welt – so lang stand Deutschland 2023 im Stau

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ADAC-Staubilanz: Stillstand, 22 mal um die Welt – so lang stand Deutschland 2023 im Stau

Der Staualltag auf deutschen Autobahnen in Zahlen gegossen: Die Staubilanz des ADAC zeigt, wann und wo es sich im vergangen Jahr am meisten staute – und was Autofahrende tun können, um den Stillstand zu vermeiden.

Umgerechnet fast 50 Jahre ging im vergangenen Jahr auf deutsche Autobahnen nichts mehr. Die Dauer aller Staus und stockenden Verkehre lag 2024 bei insgesamt 427.000 Stunden. Das geht aus der Staubilanz des ADAC hervor, die der Automobilclub an diesem Dienstag veröffentlichte. 

Damit liegt die Staudauer über jene des Vorjahres (333.000 Stunden), aber unter der des Vor-Corona-Jahres 2019 (521.000 Stunden). Die Gesamtlänge aller Staus im vergangenen Jahr lag der Erhebung zufolge bei 877.000 Kilometern, dem 22-fachen des Erdumfangs.

Als Stau wertet der ADAC dabei alle Ereignisse, bei denen auf Autobahnen langsamer als 20 Stundenkilometer gefahren wird; beim stockenden Verkehr legt der Wert bei weniger als 40 Stundenkilometer.

Auf diesen Autobahnabschnitten gab es die meisten Staus

Ein gutes Dutzend Autobahnabschnitte bezeichnet der ADAC als besonders staubelastet, die Top 5:

  • A10 zwischen Schönefelder Kreuz und dem Dreieck Spandau
  • A3 zwischen Köln und Oberhausen
  • A3 zwischen Grenzübergang Passau/Suben und Passau
  • A8 zwischen Stuttgart und Karlsruhe
  • A4 zwischen Köln und Aachen

Besonders staugeplagt waren Autofahrerinnen und Autofahrer auch auf den Autobahnen im Ruhrgebiet.

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Die staureichsten Zeiten

Traditionell staut sich der Verkehr auf den deutschen Autobahnen vor allem im Sommer, der Höhepunkt war im Juli erreicht. Im Hauptreisemonat belief sich die Staudauer auf 43.700 Stunden. Der Juni, der August und der September waren auf ähnlichem Niveau.

Die fünf staureichsten Tage waren 2023:

  • Freitag, 29. September, (Freitag vor dem langen Wochenende mit dem Tag der Deutschen Einheit) mit insgesamt rund 2400 Staustunden
  • Freitag, 26. Mai, (Freitag vor dem Pfingstwochenende) mit rund 2300 Stunden Stau
  • Mittwoch, 17. Mai, (Tag vor Christi Himmelfahrt) mit rund 2250 Stunden Stau
  • Freitag, 27. Oktober, (Freitag vor dem Reformationstag und den Herbstferien in Bayern und Baden-Württemberg) mit rund 2250 Stau-Stunden
  • Dienstag, 5. Dezember, (Wintereinbruch) mit rund 2250 Stau-Stunden

Aufs Jahr betrachtet waren der Mittwoch und der Donnerstag mit jeweils durchschnittlich 1500 Staustunden die staureichsten Wochentage. Stauspitze war regelmäßig die Rushhour zwischen 6 und 9 Uhr.

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Die längsten Staus 2023

Insgesamt verzeichnete der ADAC im vergangenen Jahr 691 Staus mit einer Länge von mindestens 20 Kilometern, nach 383 im Vorjahr. Das waren die Spitzenreiter:

  • A61, Mönchengladbach – Ludwigshafen zwischen Miel und Dreieck Nahetal sowie in der Gegenrichtung Ludwigshafen – Mönchengladbach zwischen Dreieck Nahetal und Kreuz Koblenz am Freitag, 20. Januar, Länge 56 bzw. 46 Kilometer
  • A4, Görlitz – Dresden zwischen Ludwigsdorf (Grenzübergang) und Wilsdruff am Dienstag, 30. Mai, Länge 54 Kilometer
  • A24, Schwerin – Berliner Ring zwischen Pritzwalk und Kremmen am Sonntag, 21. Mai, Länge 48 Kilometer
  • A24, Schwerin – Berliner Ring zwischen Meyenburg und Kremmen am Sonntag, 16. Juli, Länge 46 Kilometer
  • A4, Chemnitz – Görlitz zwischen Berbersdorf und Ludwigsdorf (Grenzübergang) am Donnerstag, 06. April, Länge 44 Kilometer

Stauursachen

Gründe für Staus oder stockenden Verkehr gab es viele. Besonders häufig staute es sich laut ADAC, wenn Fahrspuren wegfallen oder enger werden, häufig verursacht durch Baustellen. Zwischen 800 und 1500 Baustellen gab es 2023 gleichzeitig im bundesdeutschen Autobahnnetz, rund die Hälfte davon allein in Nordrhein-Westfalen, das besonders staugeplagt war. Weitere Ursachen für Staus waren:

  • Der Autoverkehr hat gegenüber dem Vorjahr um etwa vier Prozent zugenommen.
  • Mehr Berufspendlerinnen und -pendler waren unterwegs. "Immer mehr Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen arbeiteten offenbar 2023 wieder mehr in Präsenz und weniger im Homeoffice", vermutet ADAC-Verkehrsdaten-Spezialistin Susanne Hessel. Darauf deute der Anstieg der morgendlichen und nachmittäglichenStauspitzen an den Wochentagen hin. 
  • Örtliche Besonderheiten führten zu vielen Staus, zum Beispiel die Grenzkontrollen a, Grenzübergang Passau/Suben (A3).
  • Bestätigt wurde dem ADAC zufolge einmal mehr, dass die Stausituation besonders schlimm wird, wenn Berufs-und Reiseverkehr zusammentreffen.

Das am 1. Mai 2023 an den Start gegangene Deutschlandticket habe keinen positiven Effekt auf die Stauentwicklung gehabt, so der ADAC. Nur vier Prozent der Nutzerinnen und Nutzer des Angebots seien neue Kundinnen und Kunden des öffentlichen Personennahverkehrs – es gebe also wenig Umsteigerinnen und Umsteiger. Zudem sei das Ticket für all jene, die in ländlichen, strukturschwachen Regionen leben oder arbeiten, nicht attraktiv. "Die Bahn ist für so manchen Autofahrenden keine Alternative."

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Was tun bei Stau?

Abfahren oder auf der Autobahn bleiben? Kommt drauf an, sagt ADAC-Verkehrsexperte Jürgen Berlitz. Bei kleineren Staus im Berufsverkehr lohne sich das Verlassen der Autobahn selten, "denn die Ausweichrouten kennt jeder, daher sind die auch überlastet". Anders sei es bei Vollsperrungen. "Schnell runter, sonst bin ich dort unter Umständen über mehrere Stunden gefangen." Das Abfahren von der Autobahn, um einen typischen Urlaubsstau zu vermeiden, sei hingegen nur sinnvoll, wenn man Informationen über die Alternativrouten habe.

Wird es 2024 besser?

Die Fachleute des Automobilclubs sagen: nein. Das Verkehrsaufkommen werde in diesem Jahr voraussichtlich weiter steigen – und damit auch die Zahl und Länge der Staus. Auch die marode Infrastruktur dürfte den Verkehrsfluss weiter ausbremsen. "Mehr als 4000 Brücken müssen in den nächsten Jahren rechtzeitig durch neue ersetzt werden", sagt Berlitz, "gelingt das nicht, sind weitere und langanhaltende Vollsperrungen und Staus die Folge."

Wie erhebt der ADAC die Informationen?

Der Automobilclub verarbeitete im vergangenen Jahr rund 278 Milliarden Datensätze mit Geschwindigkeits- und Positionsinformationen zum Beispiel von Lkw oder Smartphone-Nutzenden, die durch Baustellen-Infos ergänzt wurden. Alle zehn Minuten sei so ein aktuelles Bild von der Lage auf deutschen Autobahnen entstanden.

Quellen: ADAC, Nachrichtenagenturen AFP und DPA
 

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