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Royals: Krebs kein Staatsgeheimnis mehr: Warum Charles III. mit seiner Diagnose anders umgeht als seine Vorgänger

Stern 
Royals: Krebs kein Staatsgeheimnis mehr: Warum Charles III. mit seiner Diagnose anders umgeht als seine Vorgänger

Dass König Charles III. seine Krebsdiagnose publik macht, ist alles andere als selbstverständlich. Vorhergehende Windsor-Generationen hätten nicht im Traum daran gedacht, so offen mit einer ernsten Erkrankung umzugehen.

Sandringham im Februar 1952: König George VI., Großvater des aktuellen Königs Charles, wird morgens leblos in seinem Bett gefunden. Er ist mit nur 56 Jahren im Schlaf gestorben. Wie man heute weiß: an den Folgen von Lungenkrebs. Doch in der offiziellen Pressemitteilung des Palastes steht nur, der Monarch sei den Folgen einer Koronarthrombose erlegen, von Krebs ist darin keine Rede.

Krebs bei den Royals galt lange als Staatsgeheimnis

Hinterfragt wurde diese angebliche Todesursache nicht – zumindest nicht öffentlich. Dabei war damals allgemein bekannt, dass George seit seinem 16. Lebensjahr Kettenraucher war und seit Jahren unter chronischem Husten litt. Seine Konstitution war nie besonders gut gewesen. Doch detaillierte medizinische Informationen über sein Befinden wurden niemals an die Öffentlichkeit weitergegeben, galten als Staatsgeheimnis. STERN PAID Royals wer vertritt Charles und Kate19.25

So war es viele Jahrhunderte Tradition, weil die angegriffene Gesundheit des Monarchen sein Land potenziell angreifbar gemacht hätte, solange es noch üblich war, dass Könige und Kaiser ihr Heer persönlich in die Schlacht führten. Der Körper des Souveräns musste unverletzlich erscheinen, so die unter allen Umständen aufrecht zu erhaltende Fiktion.

Ein Jahr vor seinem Tod hatte sich George VI. einer Operation unterziehen müssen, bei der ihm – ganz diskret in einem eigens im Buckingham Palast eingerichteten Operationssaal – der linke Lungenflügel entfernt wurde. Tatsächlich wegen eines Karzinoms, offiziell aber nur wegen "struktureller Veränderungen" des Organs, so die stark beschönigende Sprachregelung. Danach hieß es allgemein, der royale Patient sei genesen. Auch ihm selbst enthielt man die schlimme Diagnose vor, dass er todkrank war, um ihm nicht den Lebensmut zu nehmen. Wie es wirklich um ihn stand, wussten nur seine Ärzte, seine Frau Elizabeth (später als Queen Mum bekannt), und einige wenige hochrangige Regierungsmitglieder in Großbritannien. Zunächst schien George sich von dem Eingriff gut zu erholen, doch kam er nur langsam wieder zu Kräften und musste sich immer häufiger von seiner Thronfolgerin Prinzessin Elizabeth vertreten lassen. Bis er, für die Welt überraschend, einige Monate später starb.

König Charles III. überrascht mit neuer Offenheit

Ganz anders sieht die Informationspolitik des britischen Hofes im Jahr 2024 aus. Da heißt es in der Pressemitteilung des Buckingham Palastes unter anderem: "Der König dankt seinem Ärzteteam für das schnelle Eingreifen, das Dank seiner kürzlichen Behandlung im Krankenhaus möglich war. Seine Majestät hat sich entschieden, seine Diagnose offen zu kommunizieren, um Spekulationen vorzubeugen und in der Hoffnung, dass dies das Verständnis der Öffentlichkeit für alle Menschen auf der Welt fördert, die von Krebs betroffen sind."

Diese Offenheit stellt eine deutliche Abkehr von der Art und Weise dar, wie die königliche Familie mit früheren Krebsdiagnosen umgegangen ist. Vorhergehende Windsor-Generationen hätten nicht im Traum daran gedacht, so offen mit einer ernsten Erkrankung umzugehen, schon gar nicht mit einer so bedrohlichen wie Krebs. 

King Charles 20:15

Denn nicht nur die Erkrankung von George VI. wurde geheim gehalten. Auch seine Witwe, Königin Elizabeth, behandelte ihre Darmkrebserkrankung in späteren Jahren als Privatangelegenheit. Erst in einer posthumen Biografie über Queen Mum im Jahr 2009 wurde enthüllt, dass ihr unter anderem in den 1960er Jahren ein Tumor aus dem Dickdarm entfernt worden war. Auch eine Brustkrebs-OP im Jahr 1984 wurde der Öffentlichkeit gegenüber als Routine-Check-Up im Krankenhaus getarnt. 

Und selbst bei der verstorbenen Queen Elizabeth II. gab es einen Krebsverdacht, der nicht kommuniziert wurde, wohl weder innerhalb der Familie noch offiziell. Im September 2022 wurde als ihre Todesursache nur "hohes Alter" angegeben. Doch laut einer kurz darauf erschienenen Biografie des renommierten Autors und Prinz-Philip-Vertrauten Gyles Brandreth litt die Queen tatsächlich seit vielen Monaten an einer seltenen Form von Knochenkrebs. 

Auch die weltweit am längsten regierende Monarchin hatte sich dafür entschieden, die Sorgen um ihre Gesundheit weitgehend für sich zu behalten und die Briten damit nicht zu verunsichern – aus Sorge um die Monarchie.

Die Welt hofft mit Charles

Die Entscheidung von König Charles, relativ offen über seine Diagnose und seine Behandlung zu sprechen, hat womöglich auch mit dem medizinischen Fortschritt zu tun. Moderne Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs gerade im Frühstadium haben die Heilungschancen enorm verbessert, eine solche Diagnose muss heute wahrlich kein Todesurteil mehr sein. 

In der Erklärung des Palastes vom Montag hieß es, der König gehe seine Behandlung in positiver Stimmung an und freue sich darauf, so bald wie möglich zu seinen öffentlichen Pflichten zurückzukehren.

Durch seinen ehrlichen, nahbaren Umgang mit seiner Krebserkrankung unterstreicht König Charles, was Millionen von Patienten jedes Jahr auf der ganzen Welt beweisen: dass der Umgang mit einer solchen Diagnose kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke ist. 

Die Riesenwelle an guten Wünschen von Menschen aus aller Welt, die seit gestern Abend nach Bekanntwerden der Nachricht in London eingegangen sind, wird ihm helfen, die nächsten herausfordernden Wochen umso besser durchzustehen - eine mentale Unterstützung, die er bei Verheimlichung der Diagnose nicht erfahren hätte. 

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