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Auszeichnung: Von der Luxus-Uhr zum Umwelt-Projekt: Warum Rolex gemeinnützige Projekte unterstützt

Stern 

Nachhaltigkeit in der Luxus-Branche? Ein schwieriges Thema. Denn wo Gold, Diamanten und Leder zuhause sind, liegt der Gedanke an die Umwelt oft fern. Rolex will mit den "Preisen für Unternehmungsgeist" gegensteuern.

Kaum hat die Award-Saison begonnen, beginnt das große Funkeln. Denn wenn Preise wie die Emmys, Grammys oder Baftas verliehen werden und Stars über rote Teppiche schreiten, feiert sich damit nicht nur die Film- und Musikbranche, sondern auch die Schmuckwelt. So ist es seit einigen Jahren gang und gäbe, dass solche Events von großen Manufakturen wie Bulgari, Tiffany oder Cartier gesponsort werden. Gold, Diamanten und schillernde Stars – eine wie füreinander geschaffene Liaison.

Doch nicht jede Firma aus dem Luxussegment buhlt mit immer pompöseren Schmuckstücken um Aufmerksamkeit. Zu ihnen gehört auch Rolex. Lautes Getöse? Es passt nicht zur Schweizer Marke. Lieber gibt man sich zurückhaltend. Taucht ihr Logo als Bandenwerbung bei Tennisturnieren oder Autorennen auf, ist das schon das höchste der Gefühle. 

Rolex Wartelisten

Zwar verleiht auch die Marke alle zwei Jahre einen Award, doch wird dieser nicht an Superstars aus dem Film- und Musikwelt verliehen, sondern an die Helden des Alltags. Menschen, die mit besonderen Ideen nachhaltige und gemeinnützige Projekte voranbringen. Seit 1978 unterstützt Rolex so herausragende Tüftler und Forscherinnen aus aller Welt. 

Alles begann mit einem "Wanted"-Plakat 

Einst hieß die Auszeichnung noch "Rolex Award", doch weil die Marke sich nur ungern in den Vordergrund drängelt, gab man ihm einen neuen Namen, den Preis für Unternehmungsgeist. Anfangs wurde er noch in einer Zeitungsannonce ausgelobt. "Wanted" stand darin in großen Lettern geschrieben mit dem Hinweis, dass Rolex nach würdigen Preisträgern suche, die man mit 50.000 Schweizer Franken unterstützen wolle. Einzige Hürde: Die Projekte, die für den Preis in Frage kamen, mussten aus folgenden Bereichen stammen: Umwelt, Wissenschaft und Medizin, angewandte Technik, Kulturerbe sowie Erforschung und Entdeckung. 

Rolex Australien Restauration 9.31

Daran hat sich bis heute fast nichts geändert. Noch immer investiert Rolex einen hohen Betrag in die ausgezeichneten Projekte. Ob es allerdings noch immer 50.000 Schweizer Franken sind, lässt die Marke offen. Es heißt, die Gewinner erhielten "einen Geldbetrag zur Durchführung ihres Projekts und werden Mitglied des Netzwerks der Rolex Preisträger, von denen viele heute noch zusammenarbeiten." Gemunkelt wird, dass sich die Summe längst verdoppelt habe. 

Rolex-Preis für Unternehmungsgeist: Die Gewinner 2024 

Zu den diesjährigen Gewinnern gehört auch Constantino Aucca Chutas. Der peruanische Biologe gründete vor 24 Jahren den Verein Asociación Ecosistemas Andinos (ECOAN) und widmet sich der Renaturierung des Ökosystems in den Wäldern der Hochanden. Nach eigenen Angaben hat er bislang 4,5 Millionen Bäume gepflanzt und 16 Schutzgebiete in den Bergen Perus und angrenzenden Gebieten eingerichtet.

Ebenfalls gefördert wird Beth Koigi, eine kenianische Sozialunternehmerin, die solarbetriebene Wassergeneratoren aufstellt und so Tausenden Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht.

Mit diesen Generatoren gewinnt Beth Koigi Trinkwasser aus der Luft – ein wertvolles Gut in ihrer Heimat Kenia.
© Rolex / Eva Diallo

Der dritte Preisträger, Primatologe Inza Koné, wird von dem Preisgeld den Waldschutz an der Elfenbeinküste ausweiten, etwa das Tanoé-Ehy-Reservat. Die Wälder sind essenziell für den Artenschutz und dienen schon heute als unverzichtbare Rückzugsräume für bedrohte Tierarten.

Denica Riadini-Flesch hingegen widmet sich mit dem Preisgeld der Selbstbestimmung von Frauen und der Bewahrung lokaler indonesischer Kulturtraditionen. Das tut sie, indem sie mit ihrem Unternehmen SukkhaCitta nachhaltige Mode produziert und es der Landbevölkerung ermöglicht, einem fairen Job nachzugehen.

Den fünften Rolex-Preis erhält in diesem Jahr der Wissenschaftlicher Liu Shaochuang, der sich der Erforschung von Wildkamelen verschrieben hat und Schutzgebiete für den Erhalt der letzten wildlebenden Herden in der Wüste Gobi errichten will.

Nachhaltigkeit und Rolex-Gelder 

Der Grund, warum Rolex Tüftler und Forscherinnen wie diese unterstützt, liegt an der Unternehmensform der Marke. Rolex ist eine Stiftung. Das gibt ihr in der Schweiz nicht nur die Möglichkeit, Gewinne und Umsätze vor der Öffentlichkeit zu schützen, sondern macht sie auch zu einem steuerbegünstigten Unternehmen. Bei den enormen Einnahmen, die man der Marke zurechnet, stellt sich vielen also folglich die Frage, wo das Geld bleibt. Eine Aktion wie der Preis für Unternehmergeist zeigt den Menschen, worin Rolex zumindest einen Teil der Gewinne investiert.

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Zwar setzt sich Rolex für nachhaltige Konzepte ein, doch richtet sich das Engagement vor allem an Unternehmungen, die nichts mit dem Kernprodukt der Schweizer Firma zu tun haben. In puncto Nachhaltigkeit lässt man sich schließlich nur ungern in die Karten schauen. Woher das Gold ihrer Uhren stammt? Oder ihre Diamanten? Die Marke legt zwar nach eigenen Angaben großen Wert auf die Herkunft ihrer Rohstoffe, doch ihre Verschwiegenheit führte dazu, dass der "WWF Watch Report" sie auf Platz 21 in der Nachhaltigkeitsbewertung von Luxusuhren- und Schmuckmarken positionierte. Damit landete Rolex nach Patek Philippe auf dem vorletzten Platz. 

In Genf, dem Hauptsitz der Marke, wird es man die Platzierung wohl achselzuckend hingenommen haben. Warum auch nicht? Es gehört zum Firmencredo, sich weder zu positiver noch negativer Kritik zu äußern. Immerhin unterstützt man mit dem Preis für Unternehmergeist viele wichtige Projekte weltweit – und zeigt: Es geht auch ohne Pomp und roten Teppich.

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