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"Tatort" von 1976: Nacktszenen als Minderjährige: Nastassja Kinski geht gegen den NDR vor

Stern 

Sie war erst 15 Jahre alt und stand nackt vor der Kamera: Nun will Nastassja Kinski die Szenen aus der berühmten "Tatort"-Folge "Reifezeugnis" von 1977 verbieten lassen. 

Die "Tatort"-Folge "Reifezeugnis" aus dem Jahr 1977 gilt bis heute als eine der bekanntesten der öffentlich-rechtlichen Krimireihe. Der Film zeigte die damals erst 15-jährige Nastassja Kinski in der Rolle der Schülerin Sina, die von ihrem Lehrer, gespielt von Christian Quadflieg, für eine Affäre missbraucht wird. Für Aufregung sorgten vor allem die Nacktszenen: Kinski ist mehrmals oben ohne zu sehen, auch ohne dramaturgischen Anlass. Der Krimi verhalf ihr und dem damals noch unbekannten Regisseur Wolfgang Petersen ("Das Boot") zum Durchbruch. Dass Kinski beim Dreh der Szenen noch minderjährig war, interessierte damals nicht. 

Doch nun will die heute 63-Jährige die Nacktszenen verbieten lassen. Wie der "Spiegel" berichtet, hat sich ihr Anwalt Christian Schertz an den NDR, Produzent der Folge und Rechteinhaber, gewandt. "Nastassja Kinski war damals faktisch ohne Begleitung am Set, als die Szenen gedreht wurde", wird Schertz zitiert. Eine rechtswirksame Einwilligung als Minderjährige sei damit ausgeschlossen.

NDR lobt umstrittenen "Tatort" als "Legende"

reifezeugnis-skandal  10.13Dass die Umstände des Drehs zu "Reifeprüfung" in den 70er-Jahren keinen Widerstand verursachten, verwundert leider wenig. Verstörend ist jedoch, wie der NDR noch heute für den berühmt-berüchtigten "Tatort" wirbt: Auf der Internetseite des Senders wird Christian Granderath, NDR Fernsehfilm-Chef, mit folgenden Worten zitiert: "'Reifezeugnis' mit Nastassja Kinski war in den Siebzigern eine sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche. Auch deswegen ist dieser 'Tatort' zur Legende geworden."

Die Schauspieler Christian Quadflieg und Nastassja Kinski bei den Dreharbeiten zu "Reifezeugnis" im Jahr 1976
© dpa

Das Zitat stammt aus dem März 2017, im Oktober 2017 brach die "MeToo"-Bewegung los. Spätestens dann hätte auffallen können, dass es moralisch zumindest zweifelhaft ist, eine Minderjährige als sexuelles Erweckungserlebnis für junge Männer zu verkaufen. Eine kurzfristige Anfrage des stern an den NDR dazu blieb bisher unbeantwortet. "Ich weiß wirklich nicht, was da in die Köpfe der Verantwortlichen gefahren ist", kommentierte Kinskis Anwalt den Satz laut "Spiegel".

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