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Gastro-Phänomen: Schlechtes Essen, viel Gehabe – wie Steakvergolder Salt Bae den Reichen das Geld aus der Tasche zieht

Stern 
Gastro-Phänomen: Schlechtes Essen, viel Gehabe – wie Steakvergolder Salt Bae den Reichen das Geld aus der Tasche zieht

Salt Bae ist ein Phänomen. Berühmt geworden dadurch, möglichst affektiert Salz auf Fleisch zu streuen, verdient Gastronom Nusret Gökçe inzwischen Millionen damit, Reichen ihr Steak zu vergolden. Von einem, dem für schlechten Geschmack das Geld hinterhergeworfen wird.

Nusret Gökçe war ein einfacher Metzger, bis er als extravaganter "Salzstreuer" einen viralen Internethit landete. Millionen sahen seine Videos, in denen er als "Salt Bae" in immer gleicher Manier, den Arm im 45-Grad-Winkel, die Hand zum Vogelschnabel gebogen und mit spitzen Fingern, ungelenk Fleisch mit Salz bestreute. Von manchen verlacht, von anderen zur Ikone hochstilisiert, kopiert und karikiert, wurde sein Name schnell zur Marke. Es zeigte sich, dass der Türke nicht nur gut darin ist, sich in Szene zu setzen, sondern auch darin, seinen unverhofften Internetruhm im wahrsten Sinne des Wortes zu vergolden. 

Salt Bae eröffnete binnen kürzester Zeit mehr als 20 Restaurants auf der ganzen Welt, darunter in der Türkei, Dubai und Großbritannien. Bei ihm essen Hollywoodstars und Fußballhelden, A- bis F-Promis. Seine Speisekarte zielt aufs große Geld und das ganz offensichtlich. Besonders beliebt sind die dort angebotenen Steaks, die mit 24-karätigem Blattgold überzogen sind – sozusagen das genussvollere Pendant zum Geldverbrennen. Gökçe lockt mit Extravaganz, Dekadenz und Reichweite und scheut sich nicht, seinen Signature-Move immer und immer wieder allen vorzuführen, die ihn sehen wollen. Für öffentlichkeitswirksame Videos und Bilder mimt er gern den Salzstreuer in Menschenform. Billig ist so viel Show aber nicht. Salt Bae 14.47

Salt Bae: Viel Geld für viel Show

Fußballer Franck Ribéry war damals einer der ersten, der sich in Dubai ein vergoldetes Steak servieren ließ. Umgerechnet 1200 Euro soll er für das Goldstück hingeblättert haben. Die Bilder gingen um die Welt, sorgten ob so viel Dekadenz für Empörung. Angeboten wird unter anderem auch ein sogenanntes Tomahawk-Steak für rund 700 Euro, also vergleichsweise günstig. Das vergoldete Baklava, ebenfalls eine Spezialität des Hauses, ist für etwa 60 Euro zu haben. Gökçe wirbt damit, dass Gäste bei ihm "so luxuriös dinieren [werden] wie niemals zuvor". Er garantiert seinen Gästen ein exquisites Menü, überwältigende Gerüche, unglaubliche Shows. 

Böse Zungen hingegen behaupten, er mache aus Scheiße Gold. Eine Behauptung, die durch Restaurantkritiken eher geschürt als widerlegt wird. Ein Gastro-Kritiker von "The Telegraph" nannte das dort angebotene Thunfischtartur beispielsweise "unentschuldbar". Auf Tripadvisor sind Kommentare wie "Einmal und nie wieder" oder "Sehr schlecht. Und zwar alles" zu lesen. Dem Run auf die Restaurant tut das aber keinen Abbruch.

Allein sein Nusr-Et Steakhouse in London macht Millionenumsätze, Tendenz weiter steigend. Das Londoner Restaurant soll 2021 in seinen ersten vier Monaten des Bestehens mehr als acht Millionen Euro Umsatz gemacht haben, 2022 soll sich der Umsatz auf insgesamt etwa 15,8 Millionen Euro belaufen haben, wie "The Telegraph" berichtet. Und das, obwohl bei vielen das Geld aufgrund von Inflation und Co immer knapper wird, und andere Gastronomen mehr und mehr ins Straucheln kommen. So soll beispielsweise die Restaurantgruppe des etablierten Starkoch Gordon Ramsay im selben Zeitraum einen Vorsteuerverlust von mehr als 1,7 Millionen Euro eingefahren haben.Omi-Wagyu: Dieses verbotene Fleisch machte die Samurai stark - heute ist es eine Delikatesse 19.50

Der Run auf die Steakhäuser von Salt Bae ist ungebremst

Das Business von Salt Bae wächst beinahe ungebremst weiter. Die Steakhäuser sprechen ein Publikum an, das sich nicht scheut, Geld auszugeben, viel Geld. Bislang geht das Konzept auf. Salt Bae aber will mehr. Für Menschen, die weniger betucht sind, wird inzwischen ein Mittagsmenü angeboten. Das kostet knapp 60 Euro. Sein Restaurant in Manhatten musste er zwar aufgrund schlechter Bewertungen wieder dichtmachen, in der Gesamtschau seines Gastro-Imperiums aber ist das ein vernachlässigbarer Rückschlag. 

Seine Erfolgssträhne reißt nicht ab, daran können selbst streitbare Aktionen von Nusret Gökçe bislang nichts ändern. Im Gegenteil. Als Salt Bae den Zorn vieler Fans auf sich zog, weil er sich nach dem WM-Finale den Pokal griff und mit diesem posierte, hatte das nur eines zur Folge – noch mehr Follower, noch mehr Ruhm. Selbst sagte er im Nachgang: "Zwei Milliarden Menschen haben das WM-Finale gesehen. Und wie viele Leute haben danach über mich gesprochen? Fünf Milliarden. Die ganze Welt." Mittlerweile folgen Salt Bae auf Instagram fast 54 Millionen Menschen.

Quelle: The Telegraph, Tripadvisor, The Guardian, The Telegraph 2, Die Welt

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