Neuauflage: Klassiker von Michael Ende: Verlag streicht N-Wort aus den "Jim Knopf"-Büchern und ändert Cover
Seit Jahren gibt es eine Debatte um rassistische Sprache in alten Kinderbüchern. Der Stuttgarter Thienemann Verlag hat jetzt reagiert und Änderungen an Michael Endes Klassiker "Jim Knopf" vorgenommen.
Die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer sind Klassiker der Kinderbuchliteratur. Den Werken von Michael Ende wird aber auch immer wieder vorgeworfen, dass sie rassistische Sprache verwenden. Der Stuttgarter Thienemann Verlag hat jetzt Konsequenzen gezogen und einige Änderungen an den Bänden "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" sowie "Jim Knopf und die Wilde 13" vorgenommen. In den Neuausgaben der Werke wurden das N-Wort gestrichen sowie stereotype Beschreibungen reduziert. Die Änderungen seien in Abstimmung mit Michael Endes Erben erfolgt.
"Jim Knopf" von Michael Ende: Verlag streicht N-Wort
"Das N-Wort hat Michael Ende Anfang der 1960er Jahre bewusst nur Herrn Ärmel in den Mund gelegt, um auf die fehlende Weltoffenheit dieses typischen Untertans hinzuweisen. Heute kann auch ein solch distanzierter Gebrauch als diskriminierend gewertet werden. Dasselbe gilt für die Gleichsetzung von schwarzer und schmutziger Haut, die Michael Ende als eines der Stilmittel einsetzt, um die enge Verbindung zwischen Jim Knopf und dem Lokomotivführer Lukas besonders zu betonen", teilte der Verlag mit.
Denn nicht nur in den Texten wurden Änderungen vorgenommen, auch die Titelmotive der Bücher wurden neu gestaltet. Der junge Held ist auf dem Cover nun mit deutlich hellerer Haut zu sehen. Zuvor gingen sein schwarzes Gesicht und die dunklen Haare nahtlos ineinander über. Jim Knopf besitzt jetzt ein breites Grinsen – statt wie zuvor dick gezeichnete rosafarbene Lippen. Die optischen Änderungen erfolgten in Absprache mit dem Erben von Künstler F. J. Tripp. In den Sechzigern illustrierte Tripp nicht nur "Jim Knopf", sondern auch andere Klassiker wie Ottfried Preußlers "Der Räuber Hotzenplotz" und "Das kleine Gespenst".PAID Roald Dahl 20.10
2015 entschied sich der Verlag noch gegen Änderungen
In der Mitteilung des Thienemann Verlages heißt es, die Illustrationen könnten "in der heutigen Betrachtung und vor dem Hintergrund der Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen irritieren". Mit der Streichung des N-Worts wolle man verhindern, dass junge Leserinnen und Leser solche rassistischen Begriffe überhaupt in ihren Wortschatz aufnehmen können. Viele Kinder würden "das N-Wort heute überhaupt nicht mehr kennen, bis es ihnen in einem Buch begegnet", sagte Thienemann-Verlegerin Bärbel Dorweiler im Interview mit der "Zeit".
2015, als zum 55-jährigen Jubiläum eine Sonderausgabe von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" erschien, hatte sich der Verlag noch gegen die Streichung des N-Wortes entschieden. Zur Begründung hieß es damals unter anderem, dass sich Autor Michael Ende, der 1995 verstorben ist, nicht mehr zu der Causa äußern könne. Die beiden nun überarbeiteten Neuausgaben erscheinen am 24. Februar 2024.
Quellen: Thienemann Verlag, "Zeit"