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Weitere Gefechte im Gazastreifen - Verhandlungen über Feuerpause in Paris

Stern 

Im Gazastreifen gehen die erbitterten Gefechte zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas unvermindert weiter. Die israelische Armee setzte am Freitag nach eigenen Angaben die Kämpfe im Westen der Stadt Chan Junis fort, unter anderem mit Drohnen und Scharfschützen. Ein AFP-Reporter berichtete von schweren Angriffen in der als Hamas-Hochburg geltenden Stadt sowie in Rafah. Derweil traf in Paris eine israelische Delegation unter Leitung von Mossad-Chef David Barnea zu Verhandlungen über eine Feuerpause und Geisel-Freilassungen ein.

Augenzeugen berichteten der AFP zudem von heftigen Feuergefechten in Seitun, einem Viertel der Stadt Gaza. Daran waren demnach auch Panzer beteiligt. Nach Angaben der israelischen Armee waren zudem Hubschrauber im Einsatz, um "gezielte Angriffe" in dem nördlich gelegenen Gebiet zu unterstützen.

Die Kämpfe erfolgen vor dem Hintergrund wachsender internationaler Besorgnis über die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen, insbesondere rund um Rafah. In die an Ägypten grenzende Stadt sind seit Beginn der israelischen Militäroffensive mehr als eine Million Menschen geflüchtet. Die israelische Armee bereitet dort nach eigenen Angaben eine Bodenoffensive vor, um die "letzten verbliebenen Hamas-Bastionen" zu zerstören und dort vermutete Geiseln zu befreien. Hilfsorganisationen warnen seit Wochen vor einer Hungersnot.

Unterdessen zeichnet sich bei den zähen Verhandlungen über eine Feuerpause und die Freilassung von der Hamas verschleppter Geiseln womöglich ein Fortschritt ab. Neben Auslandsgeheimdienstchef Barnea reiste laut israelischen Medien auch der Chef des israelischen Inlandsgeheimdiensts Schin Bet, Ronen Bar, zu Gesprächen in die französische Hauptstadt. Laut einem israelischen Beamten sollen die Gespräche Bewegung in die "blockierten" Verhandlungen bringen.

Barnea war bereits maßgeblich an der Vermittlung einer einwöchigen Feuerpause im November beteiligt, in deren Zuge mehr als hundert von der Hamas verschleppte Geiseln für die Entlassung von 240 in Israel inhaftierten palästinensischen Gefangenen freigekommen waren. Ende Januar hatte Barnea erneut mit den Leitern der Auslandsgeheimdienste der USA und Ägyptens sowie dem Regierungschef des Golfemirats Katar über ein weiteres Abkommen verhandelt. 

In Ägypten hatten danach weitere Gespräche unter Beteiligung unter anderem von Ismail Hanija stattgefunden. Der in Katar lebende Hamas-Chef hatte sich nach Angaben der Hamas bis Donnerstagabend in Ägypten aufgehalten. Der Hamas zufolge ging es bei den Verhandlungen um ein Ende der "israelischen Aggression", eine "Heimkehr der Vertriebenen" und einen "Gefangenenaustausch". 

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu schlug derweil einen Nachkriegsplan für den Gazastreifen vor, den er am Donnerstagabend seinem Kriegskabinett vorlegte und der am Freitag von AFP eingesehen werden konnte. Bis zur Zerschlagung der Hamas und des Islamischen Dschihad sowie der Befreiung aller im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln sieht dieser demnach eine volle Sicherheitskontrolle über das gesamte Küstengebiet durch die israelische Armee vor. 

Hinsichtlich der Verwaltung des Gebiets setzt Netanjahu demnach auf lokale palästinensische Beamte ohne Verbindung zur radikalislamischen Hamas oder deren ausländischen Unterstützern. Zudem werde eine "komplette Demilitarisierung" sowie eine "De-Radikalisierung in allen religiösen, Bildungs- und sozialen Einrichtungen" angestrebt. Die im Westjordanland regierende Palästinensische Autonomiebehörde wird in dem Papier nicht erwähnt - sie wird aber auch nicht ausdrücklich von der Beteiligung an der Verwaltung des Gazastreifens ausgeschlossen.

Am 7. Oktober waren Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften islamistischen Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden dabei etwa 1160 Menschen getötet und rund 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israelischen Angaben zufolge werden noch 130 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, etwa 30 von ihnen sollen tot sein.

Als Reaktion auf den Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden in dem Palästinensergebiet seitdem mehr als 29.500 Menschen getötet.

Seit Beginn des Krieges haben sich auch die Auseinandersetzungen an der israelisch-libanesischen Grenze massiv verstärkt. Die pro-iranische und mit der Hamas im Gazastreifen verbündete Hisbollah-Miliz feuert seit vier Monaten nahezu täglich Raketen auf Israels Norden. Israel hat wiederholt Angriffe auf den Süden des Libanon ausgeführt und Hisbollah-Kämpfer ins Visier genommen. 

Wie die Hisbollah am Freitag mitteilte, wurden bei einem israelischen Angriff am Donnerstag auf ein südlibanesisches Grenzdorf eines ihres militanten Mitglieder sowie zwei Hisbollah-nahe Sanitäter getötet. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, der Angriff habe dem Hisbollah-nahen "Zentrum des Islamischen Gesundheitskomitees" gegolten. Die israelische Armee hatte zuvor mitgeteilt, sie habe eine "militärische Anlage" der Hisbollah im südlibanesischen Dorf Blida getroffen.

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