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Inflation: Warum steigende Löhne in der Eurozone nicht nur gut sind

Stern 
Inflation: Warum steigende Löhne in der Eurozone nicht nur gut sind

Die Beschäftigten in der Eurozone verbuchen wieder reale Einkommenszuwächse. Für die EZB bedeutet das kräftige Wachstum der Tariflöhne jedoch, dass Zinssenkungen erst mal aufgeschoben werden.

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Die Freude europäischer Arbeitnehmer über weiterhin kräftig steigende Löhne dürfte der Europäischen Zentralbank (EZB) Kopfschmerzen bereiten. Zwar hat sich der Anstieg der Tariflöhne in der Eurozone etwas abgeschwächt, befindet sich aber immer noch auf einem Niveau, das kaum vereinbar mit dem Inflationsziel der Notenbank von zwei Prozent ist. Damit schwinden die Hoffnungen der Marktakteure auf schnell sinkende Leitzinsen weiter.

Die Tariflöhne stiegen im vierten Quartal in der gesamten Eurozone um 4,46 Prozent, nachdem der Lohnzuwachs im Vorquartal mit 4,69 Prozent den höchsten Wert seit 2005 erreicht hatte. Die EZB hat Löhne und Gehälter als wichtigste Variable bei der Entscheidung herausgestellt, ob sie die Zinsen senken und ihren Kampf gegen die hohe Inflation beenden kann. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane steht auf dem Standpunkt, dass ein Lohnwachstum von etwa drei Prozent mit dem Inflationsziel von zwei Prozent vereinbar sei. Seiner Einschätzung nach werden die Arbeitseinkommen in diesem Jahr aber wahrscheinlich schneller steigen, da die Arbeitnehmer immer noch ihre inflationsbedingten Einkommensverluste ausgleichen müssen.

"Keine Entwarnung" bei Inflation

Im Hinblick auf die Inflation kann nach Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Marco Wagner "keine Entwarnung" gegeben werden. "Bereits vorhandene, von der EZB ausgewertete Tarifabschlüsse deuten auf einen unverändert hohen Lohnauftrieb im laufenden Jahr hin", betont Wagner. "Außerdem steigt wieder der Anteil der Unternehmen, die mit Preissteigerungen rechnen."

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Wahrscheinlich werde es noch ein paar Monate dauern, bis das Lohnwachstum sich auf ein mit dem Inflationsziel vereinbares Niveau abschwächt, vermutet ING-Volkswirt Bert Colijn. "Wir erwarten noch vor dem Sommer einen deutlicheren Rückgang des Nominallohnwachstums", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Viele Volkswirte rechnen damit, dass die EZB angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks im Sommer beginnen wird, ihre Zinsen zu senken. Bis dahin sind die steigenden Löhne eine gute Nachricht für viele Beschäftigten. Weil die Inflationsrate bereits auf rund drei Prozent gefallen ist, haben sie wieder einen realen Einkommenszuwachs erzielen können.

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