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Gianluca Grimalda: Gekündigt, weil er nicht nach Hause fliegen wollte: Klimaaktivist verliert Klage

Stern 
Gianluca Grimalda: Gekündigt, weil er nicht nach Hause fliegen wollte: Klimaaktivist verliert Klage

Kann einem Angestellten gekündigt werden, weil er sich weigert, mit dem Flugzeug nach Hause zu reisen? Das Arbeitsgericht Kiel musste sich mit der Klage eines Klimaaktivsten befassen.

Er wollte nicht Tausende Kilometer aus dem Dschungel Papua-Neuguineas zurück nach Deutschland fliegen. Der Sozialwissenschaftler Dr. Gianluca Grimalda wollte möglichst klimafreundlich reisen – das Flugzeug kam für den Klimaaktivisten nicht in Frage. 

Sein Arbeitgeber, das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), sah das anders und kündigte Grimalda im Oktober. Es hatte seinen Wissenschaftler im September aufgefordert, innerhalb weniger Tage zurückzukehren, der stern berichtete. "Das IfW begründet diese Entscheidung mit der Notwendigkeit, den ursprünglichen Zeitplan für die Forschung einzuhalten, da die Genehmigung für den Auslandsaufenthalt am 10. September auslief", sagte der Forscher damals. Doch Grimalda bevorzugte den langsameren Weg per Schiff, Bahn oder Bus, trotz der drohenden Kündigung.Forscher verweigert aus Klima-Gründen Rückreise 14.05

Richter lehnt Antrag ab – Klimaaktivist Grimalda lehnt Kompromiss ab

Grimalda reichte daraufhin eine Klage gegen die Kündigung beim Kieler Arbeitsgericht ein. Er argumentierte, dass er während der Rückreise nach Deutschland alle seine Arbeitsaufgaben erledigen könne. Zudem unterzeichneten über 9000 Menschen eine Petition für seine Wiedereinstellung.

Die Klage wurde jedoch vom Richter abgewiesen, wie die Aktivistengruppe Scientist Rebellion in einer Pressemitteilung bekannt gab. Begründung: Eine sechswöchige Abwesenheit sei nicht akzeptabel, wenn der Arbeitgeber die sofortige Rückkehr an den Arbeitsplatz verlange. Der Antrag, den Prozess zu vertagen, um neue Beweise vorzulegen, wurde ebenfalls abgelehnt. Stattdessen schlug der Richter vor, zwei Monatsgehälter als Kompromiss zu zahlen.

Grimalda, der seit 15 Jahren auf Flugreisen verzichtet, lehnte dies ab. Er will, dass im Arbeitsrecht verankert wird, dass man nicht entlassen werden kann, wenn man aus Gewissensgründen das Fliegen verweigert. Nach Angaben von Scientist Rebellion ist dies der erste bekannte Fall, in dem ein Arbeitgeber seinen Job wegen Flugverweigerung verloren hat.STERN PAID Thor Weltreise 19.00

Grimalda reiste 72 Tage lang nach Deutschland zurück

"Ich bin sehr enttäuscht über dieses Ergebnis", sagte Dr. Grimalda. Aufgrund der ernsten Lage, in der sich die Welt und ihr Klima befinden, sei es "umso wichtiger, dass Wissenschaftler:innen außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen, um die Schwere der Krise zu signalisieren". Er würde es wieder tun. 

Grimalda hatte sieben Monate lang in Bougainville, einer autonomen Provinz des ozeanischen Landes, die Auswirkungen von Globalisierung und Klimawandel auf den sozialen Zusammenhalt untersucht. Aufgrund von Sicherheitsbedenken verzögerte sich jedoch seine Forschung um sechs Wochen. Eigentlich hätte Grimalda seine Feldforschung im Juli abschließen sollen.

Für seine Rückreise benötigte er 72 Tage und legte nach eigenen Angaben 28.000 Kilometer durch 16 Länder zurück. Das habe den CO2-Ausstoß um den Faktor zehn reduziert.FS Klima-Krise, Gipfel und Kipppunkte 6.30

Eine Berufung schloss der Klimaaktivist nicht aus. Sein Anwalt wolle zunächst prüfen, ob es Erfolgsaussichten gebe. Unklar ist auch, ob Grimalda die Gerichtskosten in Höhe von 9000 Euro zahlen muss.    

Grimalda war in der Vergangenheit als Mitglied der Scientist Rebellion an Klimaaktionen beteiligt, unter anderem in Wolfsburg, wo er mit anderen Aktivisten einen Pavillon besetzte und sich an Porsche-Autos klebte. Damals kritisierte er die Behandlung durch Volkswagen.

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