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Rentenpaket: Haltelinien und Generationenkapital: Was heißt das für mich?

Stern 
Rentenpaket: Haltelinien und Generationenkapital: Was heißt das für mich?

Das neue Rentenpaket enthält zwei große Änderungen. Das sind die Auswirkungen auf Ihre Rente – und Ihr Berufsleben.

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Am Dienstag haben Sozialminister Hubertus Heil und Finanzminister Christian Lindner ihren Gesetzesentwurf zum Rentenpaket vorgestellt. Noch ist es ein Entwurf, im parlamentarischen Verfahren kann sich noch etwas ändern. Doch die zwei entscheidenden Änderungen werden wohl erhalten bleiben: eine sogenannte Haltelinie beim Rentenniveau von 48 Prozent und ein Generationenkapital. Was hinter diesen Begriffen steckt:

Was ändert sich an der Höhe meiner Rente?
Geht der Gesetzesentwurf durch, hat er Auswirkungen auf die Rente bis 2039. Das Rentenniveau darf nicht niedriger als 48 Prozent sein. Das Rentenniveau bezeichnet jedoch nicht die Höhe der Rente zum jeweils letzten eigenen Einkommen, wie viele Einzahler fälschlicherweise annehmen, sondern es ist das Verhältnis einer Standardrente (45 Jahre Beitragszahlung mit durchschnittlichem Einkommen) zum jeweils aktuellen Durchschnittseinkommen. Ein "Standardrentner" soll also im Jahr seines Renteneintritts 48 Prozent des dann aktuellen Durchschnittseinkommens bekommen. Der Gedanke dahinter: Die Renten sollen die Lohnentwicklung widerspiegeln. Bisher war diese sogenannte Haltelinie des Rentenniveaus von 48 Prozent nur bis 2025 festgeschrieben. Nun gilt sie länger. Arbeitsminister Heil rechnet vor: Eine 57-jährige Krankenpflegerin, die 3100 Euro im Monat verdient und 2032 nach 45 Erwerbsjahren in Rente geht, bekäme statt etwa 1450 Euro durch das Gesetz rund 1500 Euro. 

Was ändert sich an der Finanzierung?
Bisher wird die Rente aus Beitragssätzen und dem Bundeszuschuss bestritten. Die Beitragssätze liegen seit 2018 bei 18,6 Prozent, die sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber jeweils hälftig teilen. Sind mehr Menschen in Rente, müssen also entweder die Beitragssätze steigen (und die Beschäftigten mehr einzahlen), oder der Bundeszuschuss aus Steuermitteln erhöht werden. Alternativ müsste das Niveau gesenkt werden. Letzteres wäre mit dem neuen Gesetz aber bis 2039 ausgeschlossen.

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Die Beitragssätze sollen bis 2027 stabil bei 18,6 bleiben. Danach ist aber abzusehen, dass sie steigen werden – Beschäftigte müssen also dann mehr von ihrem Gehalt in die Rentenversicherung zahlen. Um den Anstieg der Beiträge möglichst klein zu halten, möchte die Bundesregierung ein sogenanntes Generationenkapital anlegen. Über eine politisch unabhängige Stiftung will der Bund Darlehen aufnehmen und Geld am Kapitalmarkt anlegen. 2024 sollen das 12 Milliarden Euro sein, über die Jahre soll der jährliche Betrag aber um jeweils drei Prozent steigen. Zusätzlich ist geplant, Bundesbeteiligungen, die nicht im öffentlichen Interesse stehen, an das Generationenkapital zu übertragen. Welche das sein könnten, ist bisher nicht bekannt.

Der Grundgedanke ist dabei derselbe, der auch immer mehr Menschen vom Sparkonto zum Aktienmarkt wechseln lässt: Am Kapitalmarkt ist auf lange Sicht mit relativ gleichmäßiger Rendite zu rechnen. Und die Zinsen, die der Bund für Darlehen zahlen muss, sind niedriger als die Rendite. Finanzminister Christian Lindner rechnet damit, dass sich mit Rendite und Zinseszins bis 2036 ein Betrag von mindestens 200 Milliarden Euro ansparen lässt, der von da an die Rentenversicherung entlasten kann. In jedem Jahr sollen dann nur die Erträge, also rund 10 Milliarden Euro aus dem Fonds entnommen werden. Die Ministerien rechnen damit, dass sich dank dieser Zuschüsse der Beitragssatz um 0,3 Prozentpunkte senken lassen wird. Er läge dann nach aktuellen Planungen ab 2028 bei 20 Prozent, ab 2035 bei 22,3 Prozent. Ohne Generationenkapital, so die Ministerien, würde er bis dahin auch 22,7 Prozent steigen.

Und was ist jetzt mit der Aktienrente?
Ein "echter Paradigmenwechsel" soll das Generationenkapital sein, wenn es nach Christian Lindner geht. Doch tatsächlich hat es nicht mehr viel mit der von der FDP gewünschten Aktienrente zu tun. Bei der Aktienrente sollte ein Teil der individuellen Renten-Beiträge (rund 2,5 Prozent der 18,6 Prozent Einzahlungen) direkt in den Kapitalstock fließen, der am Aktienmarkt angelegt werden sollte. Bei Modellen wie der schwedischen Aktienrente lassen sich dabei jedem Bürger seine jeweils genauen Anteile an diesem Kapital zurechnen und er erhält jeweils direkt eine Zusatzrente daraus ausgezahlt. Die Koalitionspartner SPD und Grüne haben diese Aktienrente verhindert. Das Generationenkapital ist ein klassischer Kompromiss. 

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Was ist mit der Schuldenbremse?
Die ist für das Generationenkapital egal. Die Regierung argumentiert: Für den Aufbau der Stiftung würden zwar Darlehen am Kapitalmarkt aufgenommen, doch denen stünden reale Vermögenswerte gegenüber, weil von dem Geld ja Wertpapiere gekauft würden. Das Generationenkapital belastet also nicht das Vermögen des Bundes.

Was muss ich jetzt machen?
Am besten selber weiter sparen. Wohl keine Reform der gesetzlichen Altersvorsorge wird dazu führen, dass Sie sich allein auf die gesetzliche Rente verlassen können. Sie sollten deshalb in jedem Fall privat fürs Alter sparen. Und sich über die betriebliche Altersvorsorge informieren, wobei die häufig an Versicherungsverträge gebunden ist, die extrem wenig Rendite abwerfen. Übrigens: Auch zu diesen beiden Säulen der Altersvorsorge plant die Koalition noch Reformen. Dem Vernehmen nach könnte es künftig Erleichterungen für Fonds- und Aktiensparpläne geben.

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