Mit KI auf Stimmenfang: Trump-Unterstützer verbreiten Fake-Bilder mit schwarzen Wählern
Die US-Wahl im Herbst könnte ein enges Rennen zwischen Joe Biden und Donald Trump werden. Die schwarze Bevölkerung der USA könnte dabei eine wichtige Rolle spielen. Trump-Supporter nehmen diese Wählergruppe jetzt ins Visier – mit Hilfe von Fakebildern.
Der sonst so erzkonservative Republikaner Donald Trump, grinsend Arm in Arm mit jungen, schwarzen Frauen – dazu kurze Anekdoten, die ihn als volksnah und mitfühlend darstellen: Auf sozialen Netzwerken werden derzeit allerlei Bilder des Ex-Präsidenten geteilt, der offenbar ein Herz für eine von ihm bislang wenig beachtete Wählergruppe gefunden hat: Afro-Amerikaner. Doch die Bilder sind nichts anderes als Fake-News, sie sind mit Künstlicher Intelligenz (KI) generiert. Trump hat die Personen auf dem Bild nie getroffen – geschweige denn existieren sie überhaupt.
KI-Bilder von Donald Trump mit schwarzen Unterstützern verbreiten sich auf Social Media
Die Kampagne kommt nicht aus dem offiziellen Trump-Lager, sondern von unabhängigen Fans des Ex-Präsidenten. Zuerst hatte die BBC darüber berichtet. Der Raufbold und latente Rassist Trump plötzlich als empathischer Anwalt der schwarzen Bevölkerung? In der Vergangenheit brachten Social Media-Nutzer immer wieder Deepfakes von Trump oder seinem Konkurrenten Biden in Umlauf – allerdings meistens in einem anderen Kontext. Sie wurden negativ dargestellt, wahlweise als seniler Greis, blutrünstiger Kriegstreiber oder korrupter Geschäftsmann, der die Politik unterjocht. Analyse Trump-Biden Super Tuesday10:41
Neu an den KI-Bildern von Trump ist die positive Darstellung. Sie suggerieren einen großen Rückhalt für Trump in der Afro-Community. Die Fakes zielen offenbar genau auf diese Wählergruppe, die den Grundstein für Bidens Erfolg bei der letzten Wahl gelegt haben. Auch heute ist der amtierende Präsident laut Umfragen bei der schwarzen US-Bevölkerung beliebter als Trump – auch wenn der Unterschied nicht mehr so groß ausfällt, wie der "Spiegel" berichtet.
Verbreiter von KI-Bildern gibt sich unschuldig
Aber wer verbreitet die Fakes, die augenscheinlich Trump der schwarzen Wählerschaft näher bringen soll? Die BBC hat einen von ihnen ausfindig gemacht: Den Radiomoderator Mark Kaye. Er gehört nicht zu Trumps Kampagne, ist aber offenbar großer Fan, wie die Posts auf seiner Facebook-Seite vermuten lassen.
Er war es auch, der das KI-Bild von Trump Arm in Arm mit schwarzen Frauen auf einer Party generiert und auf Facebook gepostet hatte. Auf den ersten Blick ist das Bild nicht als Fake zu erkennen, erst beim zweiten Hinsehen fällt auf, dass einige Personen auf den Bildern zu viele oder zu wenig Finger haben oder auf der Cap eines Mannes im Hintergrund keine echten Wörter zu lesen sind. Trump wichtigste Gefolgsleute 8.55
Viele seiner eine Million Follower erkannten den Fake offenbar nicht, wie die Kommentare zeigen, schreibt die BBC. Konfrontiert mit der Frage, warum er gefälschte Bilder verbreite, reagierte Kaye bemerkenswert: "Ich bin kein Fotojournalist, ich mache keine Bilder von Dingen, die wirklich passieren. Ich bin ein Geschichtenerzähler." Zudem behaupte er ja nicht, dass es sich um ein echtes Foto handele, so Kaye. "Wenn irgendjemand wegen eines Fotos auf einer Facebook-Seite seine Stimme für den einen oder anderen Kandidaten abgibt, liegt das Problem bei dieser Person, nicht beim Bild", sagte der Radiomoderator.
Wie der "Spiegel" berichtet, einigten sich im Februar 20 Techkonzerne auf der Münchner Sicherheitskonferenz, ein besonderes Augenmerk auf KI-generierte Inhalte zu legen und sie insbesondere in Wahlkämpfen nicht zur Desinformationswaffe werden zu lassen. Die hier erwähnten Bilder sind auf X allerdings weiterhin auffindbar.
Quellen: BBC, Der Spiegel, Facebook-Profil Mark Kaye