World News in German

Equal Pay Day: In diesen Berufen verdienen Frauen mehr als Männer

Stern 
Equal Pay Day: In diesen Berufen verdienen Frauen mehr als Männer

Der Equal Pay Day erinnert daran, dass Frauen in Deutschland nach wie vor deutlich weniger Geld verdienen als Männer. Doch in zwei Branchen ist es umgekehrt – in einer sogar deutlich. 

Die Branche, in der Frauen deutlich mehr verdienen als Männner, dürfte viele ziemlich überraschen. Denn im Hoch- und Tiefbau bekommen Frauen satte 880 Euro mehr als ihre Kollegen. Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit kommen vollzeitbeschäftigte Frauen dort im Median auf 4141 Euro brutto.  

Etwas mehr verdienen Frauen in Geologie-, Geografie-, Umweltschutzberufen. Sie kommen auf 4323 Euro brutto am Monatsende. Immerhin noch 111 Euro mehr als die Männer. Allerdings beträgt der Gehaltsunterschied lediglich 2,5 Prozent – bei den Hoch- und Tiefbauerinnen sind es 21,25 Prozent.   

Grafik Equal Pay Day

Dass Frauen ausgerechnet in diesen beiden Berufsfeldern besser verdienen als Männer, dürfte unterschiedliche Gründe haben.  

"Ich vermute, das liegt daran, dass in diesen Wirtschaftsbereichen sehr wenige Frauen arbeiten, und die, die es tun, sind bezüglich ihrer individuellen Merkmale wie Ausbildung, Arbeitszeit, Erwerbsbiografie den Männern sehr ähnlich", erklärt Prof. Katharina Wrohlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).  

Um den auffälligen Verdienstunterschied im Hoch- und Tiefbau zu erklären, fehlen Wrohlich zwar die Daten. Denkbar sei aber zum Beispiel, dass die wenigen Frauen in der Branche vor allem höhere Positionen bekleiden und daher mehr als Männer verdienen.  

Gender Pay Gap: Am größten klafft die Lücke in bei Berufen in der Unternehmensführung

Vor allem Berufe mit einem hohen Anteil an Beschäftigten im öffentlichen Dienst wiesen geringe Gehaltsunterschiede auf, sagt Wrohlich. In der Privatwirtschaft dagegen liege der Gender Pay Gap höher.  

Zu den Branchen mit den geringsten Unterschieden gehören laut den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit Lehrtätigkeiten in berufsbildenden Fächern (0,15 Prozent Unterschied), Berufe in der Kinderbetreuung (0,33 Prozent Unterschied) und in der Körperpflege (1,64 Prozent).  

Am größten klafft die Lücke dagegen bei Berufen in der Unternehmensführung. Männer verdienen hier in Vollzeitbeschäftigung im Median 5505 Euro brutto. Das sind 1801 Euro mehr im Monat als ihre Kolleginnen bekommen (48,61 Prozent Unterschied). Knapp dahinter landen die Branchen Unternehmensorganisation (44,07 Prozent Unterschied) und Rechnungswesen, Controlling und Revision (41,98 Prozent Unterschied). 

"Typischerweise beobachten wir in jenen Branchen besonders große Gender Pay Gaps, in denen überlange Arbeitszeiten überproportional entlohnt werden. Eine typische Branche, wo das der Fall ist, sind zum Beispiel Finanzdienstleistungen", sagt Wrohlich vom DIW Berlin. Dort hielten sich auch besonders hartnäckig Gehaltsunterschiede.   

Verdienstunterschied von 18 Prozent pro Stunde

Nach den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die sich auf Vollzeitbeschäftigte und ihre monatlichen Bruttoentgelte beziehen, beträgt der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in den 61 erfassten Berufsbereichen rund 10 Prozent beziehungsweise 365 Euro. 

Den unbereinigten Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen beziffert das Statistische Bundesamt auf 18 Prozent pro Stunde –hier fließen auch Gehälter ein, die sich nicht nur auf Vollzeitarbeit beziehen.  

Der Unterschied zwischen Männern und Frauen hat nach Angaben der Statistiker vor allem zwei Gründe. Zum einen arbeiten Frauen deutlich häufiger in Berufen, die schlechter bezahlt werden. Zum anderen arbeiten deutlich mehr Frauen als Männer in Teilzeit. Dies schlägt sich in einem niedrigeren durchschnittlichen Bruttostundenverdienst nieder. 

Der Anteil, den die Statistiker mit ihren Daten jedoch nicht erklären können, und der deshalb dem bereinigten Gender Pay Gap entspricht, liegt bei sechs Prozent.  

So oder so: Ein Ende der ungleichen Bezahlung zwischen Männern und Frauen liegt nach wie vor in weiter Ferne.  

Читайте на 123ru.net