Kriminalfall aus Bayern: Aktenzeichen XY gelöst: Der "Badewannen-Mord" von Poing
2002 findet ein Vater seine Tochter tot in deren Wohnung. Sie wurde brutal ermordet und danach in ihre Badewanne gelegt. Es dauert ein Jahr, bis die Polizei – durch einen Zufall – ihren Mörder findet. Bei "Aktenzeichen XY gelöst" ist der Fall jetzt Thema.
Es ist der 13. August 2002, als im oberbayerischen Poing für einen 67-jährigen Vater die Welt zusammenbricht. Seine Tochter liegt tot in der Badewanne ihrer Wohnung im Erdgeschoss – getötet mit fünf Messerstichen. Gerichtsmedizinern zufolge starb sie bereits zwei Tage zuvor, in der Nacht zum 11. August. An jenem Abend hatte die damals 38-jährige Gudrun W. ihren Vater in Dachau besucht. Nachdem sie gegen kurz nach 22 Uhr zu Hause angekommen war, hatte sie sein Telefon zweimal klingeln lassen – das verabredete Zeichen, dass sie gut angekommen ist.
Mit Hochdruck fahndet die Kripo nach dem Mörder der Elektroingenieurin, richtet die Sonderkommossion "Bergfeld" ein und startet einen Fahndungsaufruf in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY – ungelöst". Da der Täter seine DNA-Spuren am Tatort hinterlassen hat, werden sechs Wochen nach der Tat 1500 Männer im Alter zwischen 14 und 45 Jahren aufgefordert, freiwillig eine Speichelprobe abzugeben – es ist der bis dahin größte Massengentest Bayerns. Auch eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro wird ausgesetzt. Doch alles ohne den erhofften Erfolg.
Frau bezichtigt ehemaligen Verlobten der Tat
Im Oktober 2003 meldet sich eine Frau bei der Polizei und erklärt, sie wisse, wer der Mörder ist. Sie habe bei ihrem Ex-Verlobten belastendes Videomaterial entdeckt. Noch in derselben Nacht stürmen die Beamten ein Appartement im Münchner Stadtteil Riem und nehmen einen 21-jährigen Gelegenheitsarbeiter fest. Sie finden Schmuck und Kleidungsstücke des Opfers.
Die 19-jährige Anruferin war zehn Monate zuvor durch Zufall in der Wäschekammer auf eine Videokassette gestoßen, mit der ihr Verlobter seine Tat gefilmt haben soll. Er habe ihr mit dem Tod gedroht, falls sie ihn verraten sollte. Auf den Aufnahmen habe sie gesehen, wie die Frau mit einem Messer im Hals leblos auf dem Fußboden lag und er sich an dem Opfer verging. Weil sie den Anblick nicht mehr ertragen habe, habe sie die Videoaufnahme an der Stelle beendet. Das Video hatte der Täter nach der Tat vernichtet, doch auf einer Diskette in der Wohnung des mutmaßlichen Mörders findet die Polizei gespeicherte Bilder des Opfers. Ein genetischer Fingerabdruck überführt ihn der Tat.
Vor einer Jugendkammer des Landgerichts München legt er im Oktober 2004 ein Geständnis ab. Wie sein Verteidiger erklärt, habe er mit einem Elektroschocker sein Opfer "matt setzen" wollen. Weil dieser aber versagte und sich die Frau heftig gewehrt und ihn dadurch in Panik versetzt habe, habe er zugestochen und sie anschließend in die vollgelaufene Badewanne gelegt. Das Opfer habe er vor der Tat in einer Tiefgarage getroffen. Dann war er der Frau bis zu ihrer Wohnung gefolgt, um sie dort zu überwältigen.
"Badewannen-Mord" am Mittwoch bei "Aktenzeichen XY gelöst"
Der Richter verurteilt ihn zu zehn Jahren Jugendstrafe – wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen und zur Befriedigung des Geschlechtstriebs. Zudem ordnet er die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Im Januar 2013 stirbt er in Haft.
Am Mittwoch, den 6. März, ist der Fall neben zwei weiteren nochmals Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY gelöst" (20.15 Uhr).
Sehen Sie oben im Video: Der brutale Mord an einer jungen Sporttrainerin erschüttert Australien. Es ist der sechste Frauenmord innerhalb weniger Tage. Experten reden sogar von einer "nationalen Krise".
Quellen: ZDF, DPA-Archiv, Süddeutsche Zeitung