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Havila Voyages, Teil 2: Norwegen per Schiff im Winter: Durch Schären und Schneesturm zu den Lofoten

Stern 

Im Norden Norwegens sind die Winter noch richtige Winter, die Straßen oft unpassierbar. Die Schiffe der Hurtigruta sorgen für einen regelmäßigen Kontakt zu den Küstenorten. Fortsetzung der Postschiffroute entlang der norwegischen Küste über die Vesterålen nach Süden.

Während des Abendessens am dritten Tag im Havrand-Restaurant an Bord der "Havila Polaris" erfolgt die Durchsage zunächst auf Norwegisch mit dem Schlüsselwort "Nordlys". Sofort lässt die Mehrheit Messer und Gabel fallen und stürmt auf das Panoramadeck. Der Ruf der Nordlichter lässt den Hauptgang kalt werden.

Ob mit oder ohne Jacke, aber mit Handy und Kamera bewaffnet, starren die Passagiere auf dem vereisten Deck in den Himmel. Nur in der Ferne sind die Lichter eines Fischerdorfes zu sehen, auf Steuerbord blinkt ein Leuchtturm. Erst als sich nach einigen Minuten die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, werden Sterne sichtbar und zarte Lichtschleier.

Lichtspiele am Winterhimmel 

Wie aus dem Nichts kommen die Nordlichter und schimmern mehr oder weniger intensiv, changieren in den Farben von Hellgrün über Türkis bis Tiefblau. Manche sich ständig verändernde Form wirkt wie ein aus der Flasche aufsteigender Geist. Jedoch geben die digitalen Bildschirme der Fotoapparate und Mobiltelefone die Erscheinung viel intensiver wieder als in der Realität. 

Das Polar- oder Nordlicht wird lateinisch auch "Aurora borealis" genannt. Das Phänomen entsteht in den Polarregionen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen. Dort regen sie insbesondere Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle zum Leuchten an.

Das Nordlicht gilt für viele als Hauptmotiv einer winterlichen Reise mit dem Postschiff. Unter den gut 200 Passagieren befinden sich Touristen aus China, Australien, Südafrika und eine Familie mit Kindern aus den Vereinigten Staaten, die aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.

Der revolutionäre Hybridantrieb der Havila-Flotte

Es sind die leisen Momente, die diese Winterreise so einzigartig machen. Wenn das Schiff  durch die verschneite Küstenlandschaft gleitet, ob nachts im Mondschein der viel heller erscheinenden Polarnächte oder auch tagsüber. Da die Kapitäne stets eine sich durch Inselgruppen schlängelnde Route wählen, gibt es steuer- wie backbords immer etwas zu sehen; auch im Warmen sitzend, mit Blick durch die bodentiefen Fenster in den Lounges auf Deck 6 und 9.

Zum teilweise lautlosen Schippern durch das Wasser trägt auch der vibrationsarme Antrieb des Schiffes bei. Die beiden um 360 Grad drehbaren Azipull-Propeller unter dem Heck und die Bugstrahlruder übernehmen die Antriebs- und Steuerfunktion und beziehen ihre Energie aus kleiderschrankgroßen Akkumulatoren oder direkt aus den Generatoren. 

Der elektrische Strom wird nicht mehr mit Diesel, sondern mit Flüssigerdgas (LNG) erzeugt, das zuvor mit Elektrohilfe in den gasförmigen Aggregatzustand aufgewärmt wurde. Dank der Batteriepakete mit einer Kapazität von 6,1 Megawattstunden können alle Havila-Schiffe bis zu vier Stunden ausschließlich auf Akku fahren, was bereits im Unesco-Welterbegebiet Geirangerfjord, der ab 2026 nur noch von emissionsfreien Schiffen befahren werden darf, in der Praxis umgesetzt wurde.

Im jüngsten Kreuzfahrtschiff-Ranking 2023 der deutschen Umweltorganisation Nabu landete der Anbieter Havila durch die Kombination aus Batteriestrom bei den Hafenanläufen und LNG auf Anhieb auf Platz 1.

Havila Voyages setzt auch auf die vermehrte Beimischung von in Norwegen durch Fischereiabfälle erzeugtes Biogas und möchte bis 2028 die Klimaneutralität der Flotte erreichen. Schon jetzt fährt aufgrund des um 50 Prozent geringeren CO2-Ausstoßes und den zu 80 Prozent reduzierten Stickstoffoxid-Emissionen bei den Passagieren ein wenig schlechtes Gewissen mit.

Weitere Infos

Preise bei Zweier-Belegung in einer Innenkabine: Kirkenes-Bergen in 6 Tagen ab 641 Euro, Bergen-Kirkenes-Bergen in 12 Tagen ab 1232 Euro pro Person.

 

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