Neues Notebook: Macbook Air M3 im Test: Phoenix aus den Aschen einer Ära
Mit dem Macbook Air begann die Ära das Ultrabooks – nun hat Apple den ikonischen Look aus dem Programm gestrichen. Doch der Nachfolger mit Apples M3-Chip macht den Abschied leicht.
Vor mittlerweile 16 Jahren zog Steve Jobs das erste MacBook Air aus einem Briefumschlag – und leitete damit eine neue Ära des Notebooks ein. Dann folgte 2020 mit der Umstellung auf den M1-Chip die nächste Revolution. Nun schickt Apple das ikonische Design gemeinsam mit dem Chip in Rente. Es ist das Ende von gleich zwei Ären. Doch die nächste steht schon an: Das neue MacBook Air mit M3 erweist sich im Test als äußerst würdiger Nachfolger.
Die Nachfolger-Ära wurde aber genau genommen schon früher eingeleitet: Mit dem MacBook Air M2 führte der Konzern bereits 2022 das erste Mal einen neuen Look für seine Ultrabooks ein. Dem bleibt auch das neue Modell treu: Das MacBook Air M3 setzt auf das gleiche, schicke Design seines Vorgängers, inklusive identischer Anschlüsse. Dafür hat es umso mehr Neuerungen im Rechenherz zu bieten.
Macbook Air M3: Das Gleiche in Blau
Die einzigen beiden Design-Unterschiede gibt es bei Größe und Farbe: Zum ersten Mal gibt es gleich zum Start eine Variante in 15 Zoll – beim Vorgänger war die erst mit einem Jahr Verzögerung erschienen (hier finden Sie unseren Test) – und auch das kleine Modell gibt es nun im schicken Blauton "Mitternacht".
Den hat Apple im Vergleich zum Vorgänger übrigens auch noch mal überarbeitet: Indem man die Fertigungsmethode des im Herbst vorgestellten schwarzen MacBook Pro M3 (den Test des leistungsfähigen Macbook Pro mit M3 Max lesen Sie hier) übernahm, ist es den Ingenieuren gelungen, das größte Manko der bisherigen blauen Modelle einzudämmen: Sie waren wahre Fingerabdruck-Magneten. Bei der neuen Umsetzung ist das anders. Zwar sammeln sich immer noch fettige Griffelabdrücke, diese lassen sich aber deutlich einfach abwischen. Nun lässt sich das schicke Blau auch ohne Bauchschmerzen als Farbwahl empfehlen.
M3 im Test: Leistung satt
Die spannendste Neuerung steckt trotzdem im Innern: Der M3-Chip wurde bereits Ende letzten Jahres im Macbook Pro eingeführt, nun kommt er auch in der Air-Reihe an. Im Vergleich zu den Vorgängern hat der erstmals in 3-Nanometer-Technologie gefertigte Chip vor allem zwei Vorteile: Er ist deutlich schneller und bietet völlig neue Möglichkeiten. Dazu später mehr.
Die im Macbook Air verbaute Variante des M3 unterscheidet sich nur in zwei Details von der des teureren Macbook Pro: Zum einen bietet Apple in der Einsteiger-Variante des Macbook Air etwas weniger Grafikleistung, der im günstigsten Modell verbaute Chip bietet nur acht Grafikkerne. Erst die teurere Version mit 512 GB Speicher bietet, wie das Pro-Modell, zehn Grafikkerne. Und: Weil das Macbook Air ohne jeglichen Lüfter auskommt, kann es seine volle Leistung nicht ganz so lange durchhalten wie die mit einem Lüfter bestückten Pros. Wird der Chip zu heiß, drosselt er etwas die Leistung um abzukühlen.
Beides dürfte sich für die meisten Nutzer allerdings im Alltag kaum bemerkbar machen: Auch im Macbook Air rennt der M3 in Alltagssituationen geradezu. Ob bei der Bild- oder Filmbearbeitung, beim Verfassen von Texten oder dem Surfen im Web: Alltagsaufgaben sind alle im Nu erledigt. Den Rechner tatsächlich an seine Leistungsgrenzen zu bekommen, ist schwerer als man vermuten würde. Selbst bei der Berechnung von Videos oder in Games blieben im Test eigentlich immer Reserven über. Nur in speziellen Testprogrammen ließ sich der Chip tatsächlich an seine Grenzen bringen. Die beiden zusätzlichen Grafikkerne dürften daher nur die wenigsten Nutzer tatsächlich vermissen, sie werden nur für komplexe Grafikberechnungen überhaupt benötigt.
Misst man die reine Leistung, ist das Macbook Pro M3 tatsächlich etwas im Vorteil. Im Testprogramm Cinebench blieb das Macbook Air etwa bei knapp 9000 Punkten, während das Pro 11000 schaffte. Hier kommt dem Pro-Modell zugute, dass es seine Leistung dank des Lüfters auch über längere Zeit voll abrufen kann. Im Alltag kann sich die geringere Leistung des Macbook Air aber auch als Vorteil erweisen: Während das Macbook Pro gelegentlich seinen leisen, aber durchaus hörbaren Lüfter einschalten muss, ist vom Macbook Air auch unter Vollast kein Mucks zu hören. Das bleibt auch mehr als drei Jahre nach Vorstellung des ersten M1-Modells ohne Lüfter beeindruckend.
Zukunftsmusik
Zwei der wichtigsten neuen Möglichkeiten, die sich durch die 3-Nanometer-Technologie ergeben, können leider noch nicht ihr volles Potenzial entfalten. Zum einen ist da das Hardware-unterstützte Raytracing, also die Berechnung von Lichtstrahlen in Echtzeit. Das lässt Spiele und 3D-Anwendungen noch realistischer wirken, wird auf dem Mac aber bisher noch von keinem Game unterstützt. Mit dem Klassiker "Myst" und einigen anderen Spielen sollen aber bald die ersten erscheinen.
Das zweite vielversprechende Feature ist das sogenannte Dynamic Caching. Der M3-Chip ist in der Lage, seinen Grafikspeicher in Echtzeit zwischen den genutzten Apps zu verteilen, um Flaschenhals-Effekte zu vermeiden. Auch hier kann der Chip sein Potenzial aber nur ausschöpfen, wenn das Feature von den Programmen auch unterstützt wird. Beide Neuerungen sind deshalb aktuell vor allem als Zukunftsversprechen zu sehen.
Für KI gebaut
Ein weiterer Aspekt dürfte ebenfalls erst in den nächsten Jahren seine Wirkung entfalten: Apple hat beim M3 die Leistung für Maschinelles Lernen deutlich erhöht. Nutzt man die passenden Programme, die KI direkt auf dem Gerät rechnen lassen, kommt man deutlich schneller zu Ergebnissen. Das ist zum Beispiel in Bildbearbeitungs-Programmen spürbar, die unliebsame Gegenstände aus Fotos entfernen können.
Zwar sind aktuell noch die meisten beliebten KI-Dienste wie ChatGPT Cloud-basiert, die Berechnungen finden also gar nicht auf dem Gerät statt, in Zukunft dürften aber immer mehr KI-Anwendungen lokal laufen. Dass Apple dieses Feature nun betont, könnte auch mit den eigenen Plänen zusammenhängen: Gerüchten zufolge will der Konzern auf seiner Entwicklermesse WWDC im Sommer eine KI-Offensive beginnen. Da Apple viel Wert auf Privatsphäre legt, könnte die Kontrolle über die eigenen Daten durch lokale KI-Anwendungen der ideale Weg sein, sich von den Cloud-KI-Diensten wie Google abzusetzen. Und die Fähigkeiten der eigenen Hardware hervorzuheben.
Verbesserungen im Details
Abgesehen vom M3-Chip unterscheiden sich die neuen Macbook Air vor allem in kleinen, aber sinnvollen Details. So unterstützt das Macbook Air mit M3 den modernen Wlan-Standard Wifi6E, der die Verbindung mit 6-GHz-Netzwerken und schnelle Datenverbindungen erlaubt. Auch das Mikrofon wurde überarbeitet, es kann nun die Stimme isolieren und bietet dadurch laut Apple eine klarere Stimme in Telefonaten. Die übrige technische Ausstattung finden Sie in der Liste unten.
Erstaunlich kleiner Preissprung
Eine der interessantesten Entscheidungen Apples ist der Preis: Mit 1299 Euro ist das Macbook Air mit M3 nur 100 Euro teurer als das Macbook Air M2, das der Konzern weiter als Einsteiger-Modell anbietet. Angesichts der Vorteile des neuen Chips ist es damit für fast alle Kunden die bessere Wahl. Zumindest, solange man bei Apple kauft: Da das M2-Modell im Netz bereits ab etwa 1050 Euro zu finden ist, dürften Preisbewusste durchaus grübeln, ob sie die Verbesserungen des Chips tatsächlich brauchen.
An einem Punkt bleibt Apple sich leider treu: Will man mehr als die Basisausstattung von 8 GB Arbeits- und 256 GB Datenspeicher, steigt der Preis rasant an. Und: Weil die Komponenten direkt im Chip verbaut sind, kann man sie nicht später nachrüsten. Man muss also bereits vor dem Kauf wissen, ob man den Extraplatz braucht. Fairerweise muss man sagen, dass die Basisausstattung in Zeiten von Clouddiensten und Streaming-Nutzung den meisten Anwendern locker ausreichen sollte.
Fazit: Phoenix aus der Asche
Auch wenn die Ära des alten Macbook Air nun vorbei ist: Apple ist mit dem Macbook Air M3 ein mehr als würdiger Nachfolger gelungen. Das vom M2-Modell geerbte Design ist schick und fühlt sich gut an, die Verbesserungen im Detail wie die geringere Anfälligkeit für Fingerabdrücke und die Unterstützung von Wifi6E sind sinnvoll und willkommen. Und dann ist da natürlich noch die satte Leistung des M3-Chips, die nicht nur jahrelang gute Performance erwarten lässt, sondern mit einer breiteren Unterstützung seiner neuen Funktionen im Laufe der Zeit sogar noch besser werden dürfte.
Wer ein modernes Macbook Air kaufen möchte und nicht zu sehr aufs Geld schauen muss, kann beim Macbook Air M3 bedenkenlos zuschlagen. Vor allem Besitzer älterer Geräte bekommen neben dem neuen Design ein dickes Plus an Leistung und Laufzeit. Braucht man die volle Leistung nicht, ist das Macbook Air M2 immer noch eine gute Investition – mit ordentlich Sparpotenzial. Wer noch mehr Leistung braucht, kann den Kauf eines Macbook Pro erwägen, muss aber mit einem ordentlichen Aufpreis rechnen.