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Schäden in Millionenhöhe: Was kostet ein Tag Bahnstreik?

Stern 

Ein Bahnstreik ist nicht nur ein Ärgernis, sondern kostet auch Millionen von Euro. Neben Schäden für den Einzelnen, belastet ein Tag Arbeitskampf auch Lieferketten und Logistik. Ist es das alles wert?

Die Lokführer streiken – mal wieder. Ihre aktuelle Forderung: die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Dem konnte die Deutsche Bahn nicht zustimmen. Nach vier Wochen der Kompromisssuche scheiterten die Verhandlungen, GDL-Chef Claus Weselsky kündigte den nächsten 35-Stunden-Streik an.

Für Bahnfahrer ist das natürlich immer mindestens ein Ärgernis: Man kommt zu spät zu einem Termin, im schlimmsten Fall fällt der Zug komplett aus – und man ist an einem der hässlichen deutschen Bahnhöfe gestrandet. Abgesehen von diesem emotionalen Leid verursacht ein Streiktag aber auch bezifferbare Kosten für die Volkswirtschaft.

Bahnstreik verursacht Schäden in Millionenhöhe

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln schätzt, dass ein eintägiger bundesweiter Bahnstreik etwa 100 Millionen Euro kostet. Dauert ein Streik aber mehrere Tage würden die Kosten nicht mehr linear steigen, sondern sich teils multiplizieren.

Michael Grömling, Konjunkturchef IW Köln, erklärt dies am Beispiel des bisher längsten Bahnstreiks Ende Januar: "Ein Sechs-Tage-Streik ist nicht das Doppelte eines Drei-Tage-Streiks." Die Kosten, die Probleme in den Unternehmen, die Probleme auch beim einzelnen Bundesbürger, stiegen überproportional an. "Und von daher sollten wir uns am Ende des Tages nicht wundern, wenn sich über eine längere Zeit gestreckt, doch volkswirtschaftliche Schäden aufbauen können", so Grömling.

Weselsky hat recht – auch wenn er nervt und das Land lahmlegt

Da sei man schnell bei einer Milliarde Euro Schaden, sagt Grömling. Ein Streik "streut Sand in das Getriebe eines eh nicht rund laufenden Motors. Und alle von uns wissen, dass wir derzeit eine Reihe von Belastungen vor der Brust haben. Und dies braucht's tatsächlich nicht noch zusätzlich", so Grömling.

Wer von der Streiks profitiert

Tatsächlich kann ein Bahnstreik aber nicht nur für Lokführer von Vorteil sein: Wenn der Zug nicht fährt, profitieren auch Unternehmen, die in Konkurrenz zur Deutschen Bahn stehen: Airlines, Autovermieter und Busbetreiber beobachten eine höhrere Nachfrage, wann immer es einen Streik gibt.

So verzeichnete zum Beispiel Eurowings nach Angaben eines Sprechers beim Großstreik Ende Januar die höchsten Buchungseingänge seit mehr als vier Jahren. Das Unternehmen FlixBus, das mit FlixTrain auch einen direkten Bahn-Konkurrenten auf der Schiene hat, berichtete ähnliches.

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