Neues Album "A La Sala": Khruangbin liefert die Begleitmusik zur Freigabe von Cannabis
Das Trio Khruangbin aus Texas veröffentlicht sein viertes Studioalbum "A La Sala". Und liefert ausreichend Stoff für mehrere Kopfkinofilme.
Wie würdest du die Musik von Khruangbin deinen Freunden beschreiben, lautete eine Frage auf Tiktok. Die Kunst und das Können des Trios aus Texas lassen sich aber nur schwer in Worte fassen. Ihre Stücke erzeugen auch beim wiederholten Hören so viele imaginäre Stimmungen und Bilder, dass man damit genug Stoff hätte für mehrere Kopfkinofilme. Man stellt sich hörend vor: eine Liebesgeschichte zwischen jungen Surfern an einem Strand in Thailand beispielsweise. Ein psychedelisches Drama, in dem man nicht genau sagen kann, ob die Heldin gerade schmerzerfüllt seufzt oder freudvoll stöhnt. Oder einen melancholischen Western, bei dem viele Friedenspfeifen geraucht werden.
Apropos Rauch.
Es mag Zufall sein oder exzellentes Timing, aber derzeit erscheint erstaunlich viel Musik, die hervorragend passt zum – natürlich gut abgewogenen und verantwortungsvollen – Konsum von Cannabis. Neben Khruangbin sind da etwa die niederländische Band Yīn Yīn und ihre hypnotischen Klänge zu nennen sowie die Australier von Glass Beams, deren aktuelle zweite EP Erinnerungen weckt an indische und andere südasiatische Traditionen.
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"Der Soundtrack für eine Opiumhöhle" und "So muss es im Innern einer Lavalampe klingen" – so lauteten einige der Antworten auf die Frage via Tiktok zu Khruangbin. Andere Experten vergleichen die enthemmt klagende Lead-Gitarre der Texaner mit Größen wie Chris Rea, Tommy Guerrero und gar Carlos Santana.
Die Entstehung von Khruangbin
Die Geschichte von Khruangbin, benannt nach dem Thai-Wort für "fliegende Maschine" oder schlicht "Flugzeug", begann vor ziemlich genau 20 Jahren. Gitarrist Mark Speer und Schlagzeuger Donald Johnson, Jr. waren damals beide angestellt bei einer Gospelgruppe der methodistischen Kirche in der texanischen Metropole Houston. Johnson saß noch vornehmlich an der Orgel. Laura Lee Ochoa, die Frau am Bass und am Moog-Synthesizer, kam drei Jahre später über Freunde und ein gemeinsames Interesse an afghanischer Musik dazu.
Nach Versuchen mit einer eher elektronischen Band sowie nach einer Tour mit Bonobo starteten sie um 2010 ihr eigenes Projekt. Die Inspiration für das Stilgemisch reifte wohl größtenteils in der Scheune einer Kleinstadt, in der die Band bis heute ihre Stücke einspielt und aufnimmt. Wie er auf neue Ideen komme, wurde Speer kürzlich gefragt. "Folge nicht den Trends", sagte er. "Und wenn das wiederum der Trend sein sollte, dann mach etwas anderes."
"A La Sala" ist ihr viertes Studioalbum, dazu erschienen ein Cover-Album mit den Songs von Ali Farka Touré aus Mali plus fünf EPs, darunter eine Zusammenarbeit mit dem US-Sänger und Songschreiber Leon Bridges.
"Mordechai", ihr kommerzieller Durchbruch von 2020, weckte die Lust auf Party, auf Rausgehen und Rangeln mit wildfremden Menschen. Doch dann drückte Corona auf die Stopptaste; erst auf der ersten Tour nach der Pandemie konnte die Musik richtig ihre Bestimmung finden – und machte die drei Musiker ungewollt, aber unwiderruflich zu Weltstars der alternativen Szene. Bei ihren umjubelten Liveauftritten verstecken sich Ochoa und Speer bis heute am liebsten unter schwarzen Perücken.
"A La Sala" ist ziemlich ruhig und lässig geworden. Die Entspanntheit geht noch tiefer als sonst. "Z. E. N. – Zuschauen, Entspannen, Nachdenken" hieß in den 80er-Jahren eine Fernsehserie des Bayerischen Rundfunks. Zuhören, Entspannen, Nachhintenkippen wäre die angemessene Reaktion auf Khruangbin. Und eine Lavalampe wird sich sicher auch noch irgendwo auftreiben lassen.