Krimi aus Halle an der Saale: Wenn ein Kind sein Leben verliert: Neuer "Polizeiruf 110" verspricht Emotionen und Spannung

Nach drei Jahren Pause melden sich die Hallenser "Polizeiruf 110"-Ermittler Michael Lehmann und Henry Koitzsch mit einem neuen Fall zurück. Der Tod einer Grundschülerin schockiert nicht nur die Kommissare, sondern auch die ganze Stadt. 

• 4 von 5 Punkten
• Ruhig und einfühlsam erzählter Kimi über den Tod eines Kindes

Worum geht's?

Die achtjährige Inka kommt nach dem Unterricht nicht nach Hause. Ihre Eltern melden sie als vermisst, in der Schule will niemand etwas bemerkt haben. "Sie ist so eine Stille. Eine kleine Eigenbrötlerin. Viele Freundinnen hat sie nicht", sagt die stellvertretende Schuldirektorin Monika Hollig (Susanne Böwe). Während Kommissar Michael Lehmann (Peter Schneider) hofft, dass das Mädchen bald wieder auftaucht, hat sein Kollege Henry Koitzsch (Peter Kurth) eine schlimme Vorahnung. Tatsächlich wird Inka tot in einer Kleingartenanlage gefunden. Der Gerichtsmediziner offenbart traurige Details: Die Schülerin wurde misshandelt und starb infolge eines Genickbruchs. Lehmann und Koitzsch ermitteln in verschiedene Richtungen. Kommt der Täter aus dem familiären Umfeld oder Freundeskreis? Was wissen die Obdachlosen, die in der Gartenanlage wohnen? Oder hat ein polizeibekannter Pädophiler etwas mit der Tat zu tun? In den Fokus rückt schließlich auch Inkas Mathelehrer Herr Krein (Sascha Nathan). Der Pädagoge kümmert sich sehr engagiert um seine Schülerinnen und Schüler, hat selbst aber keine Familie. Der entscheidende Hinweis kommt am Ende ausgerechnet von einer demenzkranken Frau.STERN PAID Tatort Ton 19.05

Warum lohnt sich der "Polizeiruf 110: Der Dicke liebt"

Der Krimi lebt vor allem von der feinfühligen Inszenierung und fast schon literarischen Dialogen. Das Drehbuch stammt – wie schon in der ersten Episode – von Schriftsteller Clemens Meyer und Regisseur Thomas Stuber. Den beiden Männern ist ein einfühlsamer, ruhig erzählter Film gelungen, der nicht nur das Schicksal der getöteten Inka schildert, sondern auch einen der Verdächtigen ausführlich porträtiert. Der Mathelehrer Herr Krein lebt einsam in einer tristen Plattenbauwohnung. In seinem Wohnzimmer hortet er Kuscheltiere, die er "meine Freunde" nennt. Aus Frust stopft er Unmengen Süßes in sich hinein. Nach dem Tod der Schülerin gerät der Mann ins Visier einer gewaltbereiten Bürgerwehr, die ihm das Leben zur Hölle macht. Das Ende des Films ist ebenso überraschend wie bewegend. 

Was stört?

Im Mai 2021 debütierte das neue Hallenser "Polizeiruf 110"-Team Koitzsch und Lehmann. Drei Jahre später kommen die Kommissare nun erneut zum Einsatz. Nach so einer langen Zeit fängt man als Zuschauerin und Zuschauer eigentlich wieder bei Null an – auch wenn die ARD den ersten Fall "An der Saale hellem Strande" vor wenigen Tagen extra wiederholt hat. Zudem zeichnet der Film – mal wieder – ein trostloses Bild von Halle an der Saale: Arbeitslosigkeit, Armut und soziales Elend prägen die Geschichte. Eine ziemlich einseitige Darstellung einer Stadt und ihrer Bewohner. Die positiven, hoffnungsvollen Seiten kommen in Erzählungen über den Osten oft zu kurz.Tatort Ausstiege 16:40

Die Kommissare?

Die Ermittler Henry Koitzsch und Michael Lehmann sind zwei völlig unterschiedliche Typen: Der eine ein ruppiger Bulle mit Alkoholproblem, der andere ein dreifacher Familienvater, der als Quereinsteiger bei der Polizei gelandet ist. Der Tod des Mädchens geht vor allem Lehmann nahe. Um seinen Kollegen zu schützen, ermittelt Koitzsch zunehmend auf eigene Faust, was seinen Partner auf die Palme bringt. "Das ist hier nicht dein Privatfall. Ich habe deine Alleingänge satt", herrscht er ihn in einer Szene an. Den Fall können sie am Ende nur gemeinsam lösen. Für Koitzch führen die Ermittlungen zu einem Wiedersehen mit der Lehrerin Monika Hollig (Susanne Böwe). Sie trat im ersten Fall als sein Blinddate auf. Fun Fact: Im echten Leben sind Schauspielerin Susanne Böwe und Darsteller Peter Kurth verheiratet.

Ein- oder ausschalten?

Ein Ermittlerduo, das man bisher viel zu selten gesehen hat: Den zweiten Fall von Koitzsch und Lehmann sollten Sie nicht verpassen.

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