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Mutmaßliche Norovirusinfektion: Stuttgarter Frühlingsfest endet für mindestens 700 Besucher mit Magen-Darm-Beschwerden

Stern 

Ein Virus geht um in den Festzelten auf dem Frühlingsfest in Stuttgart. Zahlreiche Besucher haben sich möglicherweise mit dem Norovirus infiziert. Veranstalter und Behörden rätseln, wie es dazu kommen konnte.

Nach einem mutmaßlichen schweren Norovirusausbruch in einem Zelt auf dem Stuttgarter Frühlingsfest gibt es inzwischen mehr als 700 Betroffene. Bislang seien von der Verwaltung rund 727 Fälle von Erkrankungen mit dem hochansteckenden Magen-Darm-Virus registriert worden, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Einen Tag zuvor lagen die gemeldeten offiziellen Zahlen erst rund halb so hoch. Davon seien bisher fünf Fälle des Norovirus labordiagnostisch bestätigt. Der Sprecher sagte, man gehe bei den Betroffenen von einer hohen Dunkelziffer aus, weil die Infektion sicherlich innerhalb der Familie weitergegeben werde. 

Die Erkrankungen seien nicht auf die im betroffenen Festzelt servierten Lebensmittel zurückzuführen, hieß es weiter. "Alle von der Lebensmittelüberwachung entnommenen Proben wurden negativ auf das Norovirus getestet." Auch gebe es keine Hinweise auf Verstöße gegen Hygienebestimmungen. Die Stadt gehe "davon aus, dass die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt ist".STERN PAID Gesund Leben 1_23 Holunderbeersaft bei grippalem Infekt 13.35

Mitarbeiter auf Norovirus getestet – Maßnahmen ergriffen

Noch nicht abschließend geklärt war die Frage, ob Mitarbeitende mit Noroviren infiziert gewesen und das Ausbruchsgeschehen ausgelöst haben könnten. Untersucht wurden der Stadt zufolge Mitarbeitende des Festzeltes mit Symptomen und ohne Symptome. Bei elf Mitarbeitenden ohne Symptome liegen demnach bereits negative Untersuchungsergebnisse vor, bei acht Mitarbeitenden mit Symptomen seien Untersuchungen veranlasst worden, bisher ohne Ergebnis.

Die Stadt hat nach eigenen Angaben umgehend Experten der Lebensmittelüberwachung und des Gesundheitsamtes zum Fest entsandt. So sei die weitere Ausbreitung verhindert worden. Der Betreiber des betroffenen Festzeltes tue alles, um die Hygiene zu gewährleisten. Es gebe eine tägliche Grundreinigung, und es werde alles unternommen, um ein Wiederauftreten des Virus zu verhindern.

Den "Stuttgarter Nachrichten" und "Stuttgarter Zeitung" (Donnerstag) sagte der Betreiber des betroffenen Zeltes: "Wir hatten alle Abläufe gewissenhaft kontrolliert" – und fügte hinzu, "nach den Verdachtsfällen noch mehr als zuvor." Seit Tagen seien keine Krankheitsfälle mehr gemeldet worden. Es habe keine Stornierungen gegeben.STERN 09_24 Noro-Virus9:35

Die gemeldeten Erkrankungszahlen sprächen nun dafür, dass die ergriffenen Maßnahmen wirksam seien, erklärte die Stadt weiter. Das Infektionsgeschehen im Festzelt habe sich nach den bisherigen Erkenntnissen auf das Wochenende konzentriert. Folgeerkrankungen im privaten Umfeld von erkrankten Besuchern seien aber möglich.

Krankheitsausbrüche keine Seltenheit

Noroviren verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sind sehr ansteckend und verbreiten sich rasend schnell – besonders an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, etwa in Kindergärten, Seniorenheimen oder Krankenhäusern. Eine Infektion verläuft meist kurz und heftig. Betroffene fühlen sich schwach, haben oft Bauch-, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal leichtes Fieber.

Viele Menschen auf engem Raum in einem Festzelt sind nach Angaben eines Experten perfekte Bedingungen für die Verbreitung von Keimen – auch für Noroviren. "Das geht ziemlich schnell, das lehrt uns die Erfahrung", sagte Mediziner Manfred Schmid. Ihm zufolge wird das Virus über Berührungen und Speichel übertragen. "Also wenn man gemeinsame Gegenstände berührt, aus dem gleichen Glas trinkt und das gleiche Geschirr benutzt." Was in einem Festzelt auf der Bierbank öfter mal passiere. Desinfektionstücher seien da nur bedingt hilfreich, weil man ständig alles abwischen müsse.

Norovirus-Ausbrüche in großem Stile gebe es immer wieder. In Pflegeheimen seien bei einem Ausbruch häufig innerhalb von zwei Tagen ganze Stationen betroffen. Auch auf Kreuzfahrten werden große Ausbrüche beobachtet. Die Inkubationszeit betrage ein bis zwei Tage.

Die Stadt Stuttgart hatte den Betroffenen geraten, sich an das Gesundheitsamt und ihren Hausarzt zu wenden. Erkrankte sollten die empfohlenen Hygienemaßnahmen beachten, um die weitere Ausbreitung zu unterbinden. Das Zelt darf geöffnet bleiben, wie ein Stadtsprecher mitgeteilt hatte. Der Betreiber sei sehr kooperativ. 

Das 84. Stuttgarter Frühlingsfest hatte am Samstag mit dem traditionellen Fassanstich begonnen. An 23 Tagen haben die Schausteller ihre Fahrgeschäfte, Buden und Imbisse geöffnet, in den Festzelten wird ausgeschenkt und aufgespielt. 

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