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Einzelhandel: Augenvorsorge und USA-Geschäft sollen Fielmann voranbringen

Stern 

Kein langes Warten mehr auf Augenarzttermine für Vorsorgeuntersuchungen: Deutschlands größte Optikerkette Fielmann verspricht in ihren Filialen Augen-Check-ups, die viel Zeit und Nerven sparen sollen.

Deutschlands größte Optikerkette Fielmann will die Zusammenarbeit mit externen Augenärzten ausbauen und so immer mehr Menschen in den eigenen Filialen eine Augenuntersuchung anbieten. "Prognosen gehen davon aus, dass die Anzahl der altersbedingten Augenerkrankungen bis 2030 stark ansteigen (...) und dann etwa bei elf Millionen Augenerkrankungen pro Jahr liegen wird", sagte der Vorstandsvorsitzende der Fielmann Group AG, Marc Fielmann, am Dienstag in Hamburg. Diese steigende Nachfrage treffe jedoch auf eine immer geringer werdende Zahl an Augenärzten. "Im Ergebnis warten vor allem gesetzlich versicherte Patienten in Deutschland vielerorts Wochen, in strukturschwachen Regionen sogar bis zu sechs Monate auf einen Termin beim Augenarzt."

Schneller Zugang zur Augenvorsorge

Fielmann habe deshalb zusammen mit dem von Augenärzten gegründeten Startup Ocumeda einen Augen-Check-up entwickelt und zunächst als Pilot in einigen Filialen in der Schweiz eingeführt. Dabei werden alle für den Arzt notwendigen Messungen in den Filialen erledigt und die Daten an einen Mediziner weitergeleitet, der dann auf dieser Basis das weitere Vorgehen vorschlägt und die Ergebnisse innerhalb von drei bis fünf Werktagen an den Kunden schickt, wie Fielmann sagte. "Statt monatelange Wartezeiten auf einen Augenarzttermin erhalten Kunden sofort Zugang zur Augenvorsorge." Außerdem könnten durch den niedrigschwelligen Zugang viele Krankheiten deutlich früher entdeckt und von Ärzten behandelt werden. Bislang werde dieser 49 Euro kostende Service in 129 Filialen in Deutschland und der Schweiz angeboten. Bis Ende dieses Jahres soll es ihn schon in 400 deutschen und 36 Schweizer Niederlassungen geben, sagte Fielmann.

Nach Expansionen in Osteuropa und Spanien sieht Fielmann ein großes Potenzial auf dem amerikanischen Markt. Rund 167 Millionen Menschen tragen dort eine Brille, wie Fielmann sagte. Mit einem Branchenumsatz von 76 Milliarden Dollar sei der US-Markt der mit Abstand größte der Welt. Dabei sei die Kundschaft im Grunde ziemlich unzufrieden. Es gebe kaum Termine für Sehtests. Die durchschnittliche Wartezeit betrage 16 Tage, in Deutschland gebe es bei Fielmann in der Regel noch am gleichen Tag einen Sehtest. Hinzu komme in den USA ein Versicherungssystem, das sowohl bei der Erstattung als auch bei den Zuzahlung äußerst intransparent sei. Fielmann sieht darin eine große Chance für sich.

Expansion in den USA geplant

Im vergangenen Jahr habe Fielmann deshalb SVS Vision und Befitting übernommen. Bislang kontrolliere Fielmann 82 Filialen in den USA mit einem Umsatz von 110 Millionen US-Dollar. In den kommenden Monaten und Jahren wolle Fielmann von Michigan aus, wo das Unternehmen bereits Marktführer sei, im Nordteil des mittleren Westens expandieren und mit mehr als 200 Niederlassungen auf einen Umsatz von rund 300 Millionen US-Dollar kommen. Insgesamt mache das Auslandsgeschäft der weltweit drittgrößten Optikerkette inzwischen 35 Prozent aus. "Langfristig streben wir einen Auslandsanteil von 50 Prozent an", sagte Fielmann.

Generell erwartet Fielmann im laufenden Jahr weiter Wachstum. Der Konzernumsatz soll ähnlich zulegen wie im Jahr zuvor und etwa 2,2 Milliarden Euro erreichen. Im vergangenen Jahr hatte das Wachstum bei zwölf Prozent gelegen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll auf einem ähnlichen bis leicht höheren Niveau liegen im Vergleich zu 2023, als 20,8 Prozent Marge oder 410 Millionen Euro erreicht wurden. Finanzvorstand Steffen Bätjer zeigte sich zuversichtlich. Unter anderem wegen der immer größer werdenden Nachfrage nach Gleitsichtgläsern sehe er sowohl beim Umsatz als auch beim Ertrag Zuwächse.

Im ersten Quartal bekam Fielmann jedoch eine verhaltene Konsumstimmung zu spüren, insbesondere in Deutschland. Stieg der Konzernumsatz auch dank des positiven Umfeldes in Nordamerika insgesamt um elf Prozent auf 529 Millionen Euro, legten die Erlöse in Europa um lediglich vier Prozent und in Deutschland um drei Prozent zu. Das operative Ergebnis stieg dank des laufenden Sparprogramms um elf Prozent auf 117 Millionen Euro. Vor Steuern blieben mit 62 Millionen Euro sieben Prozent mehr hängen als im Vorjahreszeitraum.

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