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FC Bayern München: Die bayerische Katastrophe: Wie der neue Sportchef Max Eberl zum Notfall-Manager wurde

Stern 
FC Bayern München: Die bayerische Katastrophe: Wie der neue Sportchef Max Eberl zum Notfall-Manager wurde

Als Max Eberl seinen neuen Job beim FC Bayern antrat, sollte er das große Führungsvakuum im Klub füllen. Jetzt, nach der dritten Trainer-Absage in Folge, hat der neue Sportvorstand ein echtes Problem. Wie konnte es dazu kommen? 

Wenn einer der größten Fußball-Klubs Europas drei Trainer-Absagen hintereinander kassiert, hat er ein Problem. Es ist schließlich nicht so, dass es Fachpersonal dieser Güteklasse wie Sand am Meer gibt. Im Gegenteil: Das Personal, das für einen Verein wie den FC Bayern infrage kommt, ist fast an einer Hand abzuzählen. Doch offenbar strahlt der deutsche Rekordmeister nicht mehr die Attraktivität aus, dass ein Trainer einfach zusagt, weil der FC Bayern der FC Bayern ist.

Xabi Alonso von Bayer Leverkusen sagte ab, weil er sich als Trainer-Neuling die neue Aufgabe nicht zutraute. Außerdem arbeitet er in Leverkusen unter perfekten Bedingungen. Er führte Leverkusen in seinem zweiten Jahr als Cheftrainer einer Profi-Mannschaft zum Meistertitel, spielt nächste Saison in der Champions League und Bayer wird, um einen ehemaligen Bundeskanzler zu zitieren, mit ruhiger Hand geführt. 

Aktuelle Lage des FC Bayern ist Ergebnis einer längeren Entwicklung

Julian Nagelsmann sagte ab, weil er die Perspektive beim DFB besser einschätzte. Die Aussicht, die deutsche Nationalelf durch eine Europa- und eine Weltmeisterschaft zu führen, reizte Nagelsmann mehr, als sich im Tagesgeschäft eines Großklubs aufzureiben. Warum sollte er zum FC Bayern zurückkehren, der ihn noch vor Jahresfrist in rüder Art (selbst für Bundesliga-Verhälnisse) vor die Tür gesetzt hatte.Auswärtstrikot der Deutschen 21:05 

Rangnick sagte ab, weil er offenbar die Gefahr sah, dass eine Zusage seinen aktuellem Job als österreichischer Nationaltrainer beeinträchtigen könnte. Immerhin will Rangnick noch eine EM spielen. Hinzu kommt: Beim österreichischen Verband genießt Rangnick allerhöchste Wertschätzung. Dort gibt es keine Fallstricke, divergierenden Interessen oder Machtkämpfe. Zumindest nicht in der Art wie beim Großklub aus München.

Die aktuelle Lage des FC Bayern ist das Ergebnis einer längeren Entwicklung, die im März des vergangenen Jahres ihren Ausgang nahm. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic entschlossen sich, Nagelsmann zu einem Zeitpunkt zu entlassen, als er das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League noch hätte gewinnen können. Doch Kahn und Salihamidzic sahen die Ziele gefährdet, die Entwicklung der Mannschaft verlief nicht so, wie es sich vorgestellt hatten, und Thomas Tuchel war auf dem Markt. Also handelten sie, setzten Nagelsmann vor die Tür und installierten ihren Wunschtrainer. Zwei Monate später waren sie selbst Geschichte. Selten zuvor war eine Vereinsspitze so rasiert worden.

Thomas Tuchel übernahm verunsicherte Mannschaft

In dieser Situation übernahm Tuchel eine verunsicherte Mannschaft. Er beging gleich einen gravierenden Fehler, als er in in der Sommerpause eine "holding six" (einen defensiven Sechser) forderte und das etablierte Personal vor den Kopf stieß. Zum Meistertitel reichte es 2023 mit viel Glück, weil dem BVB im Saisonfinale die Nerven versagten. In der neuen Saison lieferte das Team sehr wechselhafte Leistungen, scheiterte früh im DFB-Pokal am 1. FC Saarbrücken und verspielte das erste Mal nach elf Jahren den Meistertitel. 

Die Verunsicherung zu Beginn der Spielzeit wurde verstärkt durch eine chaotische Transferphase. Der hektisch eingerichteten Transfer Task Force um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gelang zwar die spektakuläre Verpflichtung von Superstar Harry Kane, aber ansonsten bekam Tuchel nicht das Personal ("holding six"), dass er sich für Abwehr und das Mittelfeld wünschte. Schon da bekam man leise Zweifel an der Führungskompetenz des Klubs. Tuchel leistete sich seinerseits gravierende Fehleinschätzungen, als er sein Okay für die Abgabe von Außenverteidiger Josip Stanisic an Bayer Leverkusen gab.Gewalt im Fußball Interview Bremer Fußballverband 20:26

Das braucht den Noch-Trainer der Bayern jedoch nicht mehr zu kümmern. Ende Februar beschloss der Verein um den neuen Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen und Sportdirektor Christoph Freund, dass Tuchel nach der Saison ebenfalls gehen darf. Dass Tuchel trotz seiner angekündigten Demission die Champions League gewinnen kann, gehört erneut zu den besonderen Pointen.

Für die Trainersuche ist Max Eberl verantwortlich

Mit all dem hatte Sportvorstand Max Eberl, der seit März im Amt ist, nichts zu tun. Er soll der neue starke Mann bei den Bayern werden. Doch auch ein Eberl kann nur unter den Bedingungen arbeiten, die er vorfindet. Dass die Trainersuche zu einem öffentlichen Schaulaufen der Kandidaten wurde, die vorher öffentlich geeicht und gewogen wurden, ist ihm nur bedingt anzulasten. Dennoch wird sich Eberl fragen müssen, ob er nicht konsequenter gegen die undichten Stellen im Verein vorgehen muss. Und ob es wirklich schlau war, einen Nagelsmann überhaupt anzufragen – angesichts der Ereignisse im vergangenen Jahr.

Im Moment scheint das Führungspersonal der Bayern überfordert. Wenn der Ehrenvorsitzende Uli Hoeneß in alter Manier Trainer Tuchel abkanzelt, wirkt das nach außen noch schlimmer. Es verstärkt den Eindruck, dass das Gebilde FC Bayern nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist. Das sehen auch mögliche Trainerkandidaten und sagen reihenweise ab. Eberl ist wahrlich nicht zu beneiden.

Quellen:  "Kicker", DPA, "Bild", Wikipedia

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