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Neue Erkenntnisse: Eichhörnchen könnten im Mittelalter Lepra übertragen haben

Stern 

Lepra-Infektionen kamen im Mittelalter häufig vor. Wer sich infiziert hatte, wurde in eigens eingerichtete Lager verbannt. Nun gibt es neue Erkenntnisse, wie sich die Keime verbreitet haben könnten. 

Eichhörnchen, wie viele andere Kleintiere, können Krankheitserreger übertragen. Nun haben Forscher herausgefunden, dass sich Menschen im Mittelalter bei Eichhörnchen mit Lepra angesteckt haben könnten. 

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Lepra ist eine bakterielle Erkrankung, die Haut, Nerven und Schleimhäute attackiert. Sie ist eine der ältesten der Menschheit bekannten Krankheiten. Im Mittelalter war sie in Europa weit verbreitet, heute kommt die Krankheit auf dem Kontinent so gut wie nicht mehr vor. Etwa 95 Prozent der Neuerkrankungen treten in den Ländern des Globalen Südens auf. Mehr als 200.000 neue Fälle werden jedes Jahr registriert. Lepra kann heute behandelt werden. Ist dies nicht der Fall kann sie zu schweren Behinderungen führen. 

Bisher hat man Leprafälle bei Gürteltieren gefunden und vermutet, dass diese die Krankheit auf den Menschen übertragen. In Großbritannien gibt es außerdem Leprafälle bei roten Eichhörnchen. Bisher gab es aber keinen einzigen Fall einer Übertragung auf den Menschen. 

Studie in England stellt Lepra bei Eichhörnchen aus dem Mittelalter fest

Nun wurde in England zum ersten Mal ein Tier aus dem Mittelalter als Wirt der Krankheit identifiziert. "Dass man Lepra in modernen Eichhörnchen feststellen konnte, war schon überraschend. Dass wir die Krankheit nun bei Eichhörnchen aus dem Mittelalter feststellen konnten, ist unglaublich", sagt Dr. Sarah Inskip von der Universität Leicester gegenüber der BBC. Die Co-Autorin der neuen Studie sagt, diese Erkenntnis stehe dem Narrativ, dass Lepra eine ausschließlich menschliche Erkrankung sei, völlig entgegen. 

Unklar bleibt, ob Eichhörnchen Menschen im Mittelalter infiziert hätten oder genau umgekehrt. Eichhörnchenfell wurde im Mittelalter häufig für feine Kleidung verwendet, manche hielten die Nager sogar als Haustiere.

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Die Forschungsgruppe hatte 25 Menschen- und 12 Eichhörnchen-Proben analysiert, die aus einem Leprakrankenhaus aus Winchester stammen beziehungsweise aus einer Grube, die von Fellhändlern in unmittelbarer Nähe genutzt wurde. Die englische Stadt war im Mittelalter bekannt für ihr großes Leprosorium und ihre Verbindungen zum Fellhandel. Das eine könnte das andere bedingt haben, zeigt die Studie von Prof. Verena Schünemann und ihrem Team von der Universität Basel. In der Studie konnte festgestellt werden, dass einer der alter Leprabakterienstämme aus einem Eichhörnchen eng mit den Stämmen der Menschen damals verwandt war.

"Die Geschichte der Lepra ist viel komplexer als angenommen"

Wie genau sich die Krankheit von Mensch zu Mensch überträgt, ist allerdings immer noch nicht bekannt. Wer lange engen Kontakt zu Infizierten hat, läuft Gefahr sich anzustecken. Aber über Tröpfchen überträgt sie sich nur relativ schwer auf gesunde Menschen. "Die Geschichte der Lepra ist viel komplexer als eigentlich angenommen", sagte Prof. Verena Schünemann der BBC. Noch immer braucht es mehr Forschung, um Genaueres über die Übertragung dieser schweren Krankheit zu erfahren. 

Quellen:   RKI, BBC,  Spektrum der Wissenschaft.

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