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stern-Umfrage: Mindestlohn hoch auf 15 Euro? Die Mehrheit der Deutschen ist dafür

Stern 

Der Mindestlohn taugt als ideales Wahlkampfhema. 57 Prozent der Deutschen sind für eine kräftigere Erhöhung. Dagegen sind mehrheitlich nur die Anhänger von Union und FDP. Ist der nächste Streit in der Ampel programmiert?

Eigentlich ist beim Thema Mindestlohn alles klar. Die staatliche Kommission hatte im Juni 2023 vorgeschlagen: Der gesetzliche Mindestlohn soll zum 1. Januar 2024 auf 12,41 Euro je Stunde steigen und Anfang 2025 nochmal auf 12,82 Euro. Doch die Entscheidung der Kommission war nicht einstimmig gewesen. Die Vertreter der Gewerkschaften hatten dagegen votiert. Auch Politiker von SPD und Grünen hatten die Empfehlung als zu niedrig kritisiert. Trotzdem wurde sie von der Ampelkoalition exakt so umgesetzt, weil vor allem die FDP gegen jede Abweichung vom gesetzlichen Verfahren war.

Ein Mindestlohn von 15 Euro – die Stimmen dafür werden lauter

Doch angesichts hoher Inflation und kräftiger Tarifsteigerungen wird nun wieder diskutiert, ob die Mindestlohnerhöhung auf 12,82 Euro ausreicht. Vor allem Vertreter der Grünen, der SPD und der Gewerkschaft Verdi haben sich zuletzt für eine Steigerung auf 15 Euro ausgesprochen. Sie treffen damit offenbar einen Nerv in der Bevölkerung. 

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen plädiert für eine kräftigere Erhöhung des Mindestlohns. Wie eine Forsa-Umfrage für den stern ergab, sind 57 Prozent für eine Steigerung auf 15 Euro je Stunde. 38 Prozent würden es bei der für Anfang 2025 vorgesehenen Erhöhung von 12,41 Euro auf 12,82 Euro belassen. fünf Prozent äußern keine Meinung. 

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Die Meinungen der Anhänger der Parteien fallen bei dem Thema sehr unterschiedlich aus. Mehrheitlich für eine Erhöhung auf 15 Euro sind die Wähler der SPD (64 Prozent), der Grünen (62 Prozent), der AfD (56 Prozent) und des Bündnisses Sahra Wagenknecht (67 Prozent). Bei den Anhängern von Union (42 Prozent) und Liberalen (35 Prozent) ist nur eine Minderheit dafür. Die Wähler der CDU/CSU sind zu 53 Prozent der Meinung, dass die geplante Erhöhung auf 12,82 Euro ausreiche, die Wähler der FDP sehen das zu 62 Prozent so.

Der Mindestlohn war schon 2021 ein Wahlkampfschlager

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hatte vor einigen Tagen gefordert, die gesetzlichen Regeln für die Mindestlohnkommission zu ändern. Eine Empfehlung solle nur im Konsens, also mit Zustimmung der Gewerkschaftsvertreter, möglich sein. Die FDP dagegen hat eine Änderung der Regeln genauso abgelehnt wie eine kräftigere Erhöhung des Mindestlohns. Damit dürfte das Thema zum Gegenstand des nächsten Bundestagswahlkampfes werden. Schon im Wahlkampf 2021 war eine Erhöhung des Mindestlohns ein zentrales Versprechen der SPD gewesen – damals allerdings auf einen Betrag von 12 Euro.

STERN PAID Mindestlohnerhöhung 18.40

Unter Ökonomen sind Mindestlöhne umstritten. Vor der Einführung gesetzlicher Lohnuntergrenzen im Jahr 2015 hatten viele Experten vor dem massenhaften Verlust von Arbeitsplätzen gewarnt. Tatsächlich ist seitdem die Beschäftigtenzahl in Deutschland aber immer weiter gestiegen. Höhere Löhne können nämlich auch den Effekt haben, dass Konsum und damit Wirtschaftswachstum sowie Beschäftigung steigen. Weitgehend unstrittig ist in der Wirtschaftswissenschaft aber auch, dass ein zu hoher Preis für Arbeit Jobs vernichten kann, wenn die Unternehmen die gestiegenen Kosten nicht mehr über höhere Preise reinholen können. Ab welcher Mindestlohnhöhe in Deutschland die negativen Effekte klar überwiegen würden, ist unklar. 

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa für den stern und RTL Deutschland am 2. und 3. Mai 2024 erhoben. Datenbasis: 1006 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte. Der stern ist Teil von RTL Deutschland.

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