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Nahost-Krieg: "Humanitäre Katastrophe", "Massaker an Palästinensern": Israels Rafah-Offensive stößt auf harsche Kritik

Stern 
Nahost-Krieg:

Der angekündigte Angriff Israels auf Rafah im Süden des Gazastreifens wird sowohl in der Region als auch im Westen einhellig verurteilt. Frankreich etwa kündigt "entschiedenen Widerstand" an und spricht von "Kriegsverbrechen".

Israels Militär hat mit der Evakuierung der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens begonnen. Die Armee rief die Einwohner des östlichen Teils der Stadt dazu auf, sich in das einige Kilometer nördlich gelegene al-Mawasi-Lager am Mittelmeer zu begeben. Betroffen sind schätzungsweise 100.000 Menschen.

Rafah: letzte verbliebene Hamas-Hochburg 

In Rafah im südlichen Gazastreifen haben rund 1,2 Millionen Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas gesucht. Die israelische Regierung bezeichnet die Stadt als letzte verbliebene Hochburg der Hamas.Geiselverhandlungen 17:20

Ein Vertreter des Palästinensischen Roten Halbmonds im Osten Rafahs sagte, die von der Evakuierung betroffene Zone beherberge rund 250.000 Menschen, von denen viele bereits aus anderen Teilen des Gazastreifens nach Rafah gekommen seien.

Die islamistische Hamas hat unterdessen den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom mit Raketen beschossen und dabei vier israelische Soldaten getötet. Kerem Schalom ist der wichtigste Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern aus Israel in den Gazastreifen. 

Die drohende Offensive an der Grenze zu Ägypten stößt nicht nur im arabischen Raum sondern auch im Westen auf harsche Kritik:

Auswärtiges Amt warnt vor humanitärer Katastrophe in Rafah

Die Bundesregierung bekräftigt Warnungen vor den Folgen eines großen Militäreinsatzes der israelischen Streitkräfte in der Grenzstadt Rafah. In dem Gebiet hielten sich mehr als eine Million Menschen auf, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. Sie forderte: "Diese Menschen brauchen Schutz. Sie brauchen natürlich humanitäre Unterstützung. Und die Bundesregierung und auch die Außenministerin haben bereits in Vergangenheit wiederholt gesagt, dass eine groß angelegte Bodenoffensive auf Rafah eine humanitäre Katastrophe wäre, und zwar eine humanitäre Katastrophe mit Ansage.

FS Lage Rafah 12:26

EU verurteilt Aufruf zu Evakuierung von Rafah

Die EU hat die von Israel angeordnete Evakuierung des Ostteils der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen verurteilt. Der Aufruf der Armee lasse "das Schlimmste befürchten: mehr Krieg und Hunger", schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell im Onlinedienst X. "Das ist inakzeptabel. Israel muss auf eine Bodenoffensive verzichten", fügte er hinzu. Die EU müsse sich zusammen mit der internationalen Gemeinschaft dafür einsetzen, "ein solches Szenario zu verhindern".

Hamas warnt vor katastrophalen Folgen

Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat den Beginn der israelischen Räumung der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens nahe der ägyptischen Grenze vor einem Militäreinsatz scharf kritisiert. Israel schädige damit allen Bemühungen, eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zu erzielen, sagte Mahmud Merdawi, ranghohes Hamas-Mitglied. Der Schritt werde sich negativ auf die indirekten Verhandlungen auswirken und "katastrophale Auswirkungen" auf die örtliche Bevölkerung haben, sagte er. Ein israelischer Militäreinsatz in Rafah werde den Druck auf die Hamas nicht erhöhen. Es werde Israel nicht gelingen, die Kriegsziele zu erreichen. 

ReportageSüdlibanon 16.01

Jordanien: Rafah-Militäroffensive "unauslöschlicher Schandfleck"

Jordanien hat nach dem israelischen Evakuierungsaufruf in der Stadt Rafah im Gazastreifen erneut vor einer erwarteten Militäroffensive gewarnt. "Ein weiteres Massaker an den Palästinensern steht bevor", teilte der jordanische Außenminister, Aiman al Safadi, auf X, ehemals Twitter, mit. Alle müssten jetzt handeln, um ein solches Szenario zu verhindern. Es sei ein "unauslöschlicher Schandfleck" für die internationale Gemeinschaft, sollte es zu einem Militäreinsatz in Rafah kommen.

Frankreichs Außenministerium betont Widerstand gegen Rafah-Offensive

Das französische Außenministerium hat seinen "entschiedenen Widerstand" gegen eine von Israel geplante Bodenoffensive in der Grenzstadt Rafah angekündigt. "Frankreich erinnert im Übrigen daran, dass die Zwangsumsiedlung einer Zivilbevölkerung ein Kriegsverbrechen im Sinne des Völkerrechts darstellt", hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums. Die Geiseln der Hamas müssten sofort freigelassen werden, und ein dauerhafter Waffenstillstand müsse den Schutz ermöglichen, den die Zivilbevölkerung brauche, hieß es. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte sich am Sonntag bereits ähnlich geäußert.

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