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Artensterben in den Bergen: Bye, Bye Edelweiß, Ciao Enzian – warum viele Alpenpflanzen verschwinden

Stern 

Schwindende Artenvielfalt: Noch sind die Wiesen in den Alpen bunt und vielfältig, aber viele Spezies könnten schon bald verschwunden sein.

Die gute Nachricht zuerst: Es gibt mehr Gewinner als Verlierer in der Alpenwelt. Das ist nicht immer so, wenn es um die Folgen des Klimawandels geht. Für 183 Arten von Alpenpflanzen untersuchten Wissenschaftler in fünf Ländern, ob sie heute häufiger oder seltener zu finden sind als noch vor rund 50 Jahre und wie sich ihre Bestände räumlich verteilen. Das Ergebnis: 51 Pflanzenarten sind heute weiterverbreitet, als noch vor dem Jahr 1970. Sie sind also die Profiteure des Klimawandels. Für 33 Arten wird es hingegen immer schwieriger zu überleben. Das betrifft vor allem Spezies, die in den Hochlagen der Alpen anzutreffen sind. Für die übrigen 99 Arten fanden die Forscher keine eindeutige Tendenz. 

Obwohl diese Zahlen auf den ersten Eindruck nicht so schlimm erscheinen, bedeuten sie dennoch nichts Gutes. Denn viele der Verlierer sind solche, die ohnehin schon auf der Roten Liste für bedrohte Arten stehen. Bei ihnen handelt es sich um kälteliebende Spezialisten, die an die besonders harten Bedingung in den oberen Lagen der Gebirge angepasst sind oder vielmehr waren. Denn in den Alpen schreitet der Klimawandel besonders schnell voran: Die Temperaturen steigen dort doppelt so schnell wie im weltweiten Durchschnitt. Dadurch verschieben sich die Vegetationszonen immer weiter nach oben. Wärmeliebende, meist ohnehin nicht besonders seltene Arten können heute auch dort existieren, wo es ihnen früher zu kalt war. Dort verdrängen sie die einst dort angestammten Spezies. 

Artensterben in den Alpen: Sinkende Bodenqualität verstärkt den Effekt

Diesen bleibt im Wettbewerb um Lebensraum wiederum nur die "Flucht" nach oben. Doch das Ausweichen ist nicht nur allein dadurch begrenzt, dass die Kältespezialisten irgendwann die Gipfel der Berge erreicht haben, sondern auch durch einen weiteren Standortfaktor. Je weiter es nach oben geht, um so dünner und karger werden die Böden. Das bedeutet schlechtere Wachstumsbedingungen. Mit dem fortschreitenden Klimawandel verschärft sich die Situation. Infolge der Erwärmung sinkt die Qualität der Böden in den Bergen, wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen. 

Die Erdklumpen, aus denen der Boden besteht, werden destabilisiert und als Folge wird die organische Bodensubstanz immer stärker abgebaut. Die Folge: Die Erde trocknet schneller aus und kann weniger Feuchtigkeit speichern und Nähstoffe liefern. Zudem steigt mit höheren Temperaturen auch die Aktivität von Mikroorganismen, die den Humus abbauen. Auch wenn einzelne Arten vom Klimawandel profitieren, wird die Flora der Alpen insgesamt doch zum Verlierer: Sie büßt ihre Spezialisten ein und wird der Pflanzenwelt in den Tieflagen immer ähnlicher.  

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