Neues Hotel: So sieht es auf dem Dach des berühmten Hamburger Hochbunkers aus
Die Aufstockung des Hochbunkers St. Pauli ist fast fertig. Der stern hat exklusiv einen Blick in den öffentlichen Dachgarten, die neuen Räume und die Hotelzimmer geworfen.
Hamburg hat Erfahrung mit der Aufstockung von monumentalen Baukörpern. Nach der Errichtung der Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A steht nach fünf Jahren Bauzeit nun die Inbetriebnahme der pyramidenartigen Erweiterung auf dem Dach des St. Pauli Hochbunkers an.
Um die Zukunft auf dem Dach des 38 Meter hohen Monoliths am Rande des Heiligengeistfeldes wurde unter Bürgerbeteiligung seit mehr als einem Jahrzehnt gestritten. Getoppt wird das graue Monstrum nun von einem terrassenförmigen und frei zugänglichen Dachgarten über mehrere Etagen. Doch hinter der begrünten Fassade haben mehr als nur Restaurants und Hotelzimmer Platz gefunden.
Neben Unterkünften für Stipendiaten der Kulturbehörde soll es auch eine Gedenk- und Informationsstätte für die Opfer des NS-Regimes und des Zweiten Weltkriegs unter der Regie des Vereins Hilldegarden geben, sowie ein Shop des Partners FC St. Pauli und eine Multifunktionshalle im Innersten der Aufstockung.
"Von 8 bis 13 Uhr ist hier Schulsport angesagt", sagt Constanze Döbber, die Marketing-Managerin von Hamburg Bunker beim Rundgang auf der Baustelle Anfang Mai. Abends können in der Halle auch Konzerte für mehr als 2000 Zuhörende stattfinden. Wenige Wochen vor der Eröffnung sind auf allen Ebenen noch Handwerker tätig, hört man eine Vielzahl von osteuropäischen Sprachen, wird eingerichtet und gepflanzt.STERN PAID 18_24 Der alte Punk 20.00
Kostenloser Zutritt zum Stadtgarten
Der freistehende Bunker entstand ab 1942 in nur 300 Tagen unter dem Einsatz von 2400 Zwangsarbeitern und war zunächst zur Flugabwehr gedacht. Später fanden bis zu 25.000 Menschen vor Bombenangriffen im Inneren Schutz.
Nach dem Krieg wurde von hier aus die erste "Tagesschau" gesendet, der Fotograf und Galerist F.C. Gundlach präsentierte im Bunker die erste Ausstellung von Bildern Andy Warhols in Deutschland. Heute befinden sich in dem "Medienbunker" neben vielen Kreativfirmen auch der Resonanzraum des Ensemble Resonanz und der Club Uebel & Gefährlich.
Zum Neubau auf dem Bunkerdach windet sich ein besonderer Weg außen um den Betonklotz herum, der Bergpfad. 335 Stufen sind es zu den 7600 Quadratmetern an öffentlichen Grün- und Gemeinschaftsflächen hoch über der Stadt. Wie auch bei der Plaza der Elbphilharmonie ist der Zutritt kostenlos.Bunker Ahrenshoop11:41
Bunker-Dachgarten für alle: Hamburg um eine Touristenattraktion reicher
Durch die 4700 angepflanzten Bäume und Sträucher sowie die 16.000 Stauden hat der Bunker an der Feldstraße eine grüne Krone erhalten, ein weit über Hamburg hinaus strahlendes Leuchtturmprojekt. Um die Effekte der Begrünung messen zu können, wurden 80 Sensoren und 200 Datenpunkte installiert. "Der Bunker St. Pauli wird ein Vorbild und wissenschaftliches Demonstrationsprojekt für die Klimaanpassung von Großstädten weltweit", sagt Marco Schmidt vom Institut für Architektur der TU Berlin.
Die Finanzierung des spektakulären Projektes erfolgte ohne Gelder des Senats, sondern durch die Immobilienfirma des Investors Thomas Matzen, der bereits 1993 das Erbbaurecht von der Stadt bis zum Jahr 2053 erworben hatte. Die Ausschreibung für das Hotel und die Restaurantflächen ging an die Hamburger RIMC Hotels & Resorts Gruppe, die sich für die bisher in Europa unbekannte Marke Reverb – auf Deutsch "Nachhall"– aus Atlanta entschieden hat, die für das Design der Zimmer verantwortlich ist.
Mit der baldigen Eröffnung der grünen Oase auf den Bunkerdach wird auch der Traum von F.C. Gundlach, der in den 60er Jahren sein Fotostudio und später unter anderem seine Fotogalerie im Bunker einrichtete, verwirklicht. "Ich würde es natürlich gut finden, wenn der Bunker jetzt noch grün wird", sagte 2016 der damals 89-Jährige wenige Jahre vor seinem Tod.
Wenn bald die Drehkreuze zum Bergpfad geöffnet werden, verfügen auch die Bewohner der umliegenden Viertel über einen unvergleichbaren Freiraum über der Stadt. Und Hamburg ist mit dieser exponierten Oase um eine Touristenattraktion reicher.
Quellen und Infos: https://hamburgbunker.com, https://reverb.hardrock.com, https://www.hilldegarden.org, https://www.bunker-stpauli.de, https://www.rimc.de, https://georgelserhalle.de, https://deinquartier.info/quartiersbeirat-karolinenviertel
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