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Viel älter als "Ötzi": Fast 7000 Jahre altes Skelett in Niederbayern entdeckt

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Viel älter als

Sensationsfund in einem Baugebiet in Niederbayern: Neben einer viel befahrenen Straße entdecken Archäologen das rund 6800 Jahre alte Skelett eines Mannes aus der Jungsteinzeit. Der "Exinger" ist damit deutlich älter als "Ötzi" – doch es gibt ein Problem.

Bei Arbeiten in einem Baugebiet im niederbayerischen Exing, nahe Eichendorf, wurde ein echter Sensationsfund gemacht: ein Skelett, schätzungsweise 6800 Jahre alt. Daneben zahlreiche Grabbeigaben. Die Überreste gehören zu einem Mann, der um 4800 vor Christus gelebt haben muss. Damit ist der "Exinger" getaufte Mann rund 1500 Jahre älter als die berühmte Gletschermumie "Ötzi". Der Fund wurde am Dienstagabend auf einer Pressekonferenz vorgestellt.

Die Entdeckung sei "ein Highlight" seiner Laufbahn, sagte Kreisarchäologe Dr. Florian Eibl der "Passauer Neuen Presse". Das Baugebiet liegt an einer viel befahrenen Straße. Wenn ein neues Baugebiet ausgewiesen wird, sind Archäologen für Grabungen vor Ort. Eigentlich habe man keine Funde vermutet, sagte Bürgermeister Josef Beham der "PNP". Doch dann kam es zum Glücksfund. Als ein Bagger zu graben begann, habe er bereits Teile eines Grabgefäßes angehoben. Die Archäologen hätten sofort "Stopp!" gerufen.PAID Mumien 19.05

Fund in Niederbayern von großer Bedeutung – aber in schlechtem Zustand

"Relativ schnell war klar, dass das eine jungsteinzeitliche Siedlung ist", erklärte Eibl weiter. Die Jungsteinzeit begann vor etwa 10.000 Jahren und endete etwa 2000 v. Chr. In der Nähe des jetzigen Fundortes habe es zwar schon Funde gegeben. Von weitaus größerer Bedeutung sei aber der Fund de "Exingers". In Bayern gebe es weniger als zehn solcher Körpergräber.

Es gebe allerdings ein Problem: Die Knochen des Steinzeitmenschen seien zwar vollständig erhalten – aber so fragil und vom Zerfall bedroht, dass eine Bergung unmöglich sei. Deshalb wird das Skelett fotografiert und in 3D erfasst. "Das heute ist ein Zustand, so wie wir ihn nie wieder sehen werden."

Archäologe Eibl vermutet, dass es sich bei dem Bestatteten um einen Dorfältesten gehandelt haben muss. "So eine Art früher Bürgermeister." Das Grab sei ein Beleg für ein Ritual für einen ausgewählten Personenkreis. Die Masse der Bevölkerung sei damals anders bestattet worden. Den Status, von dem das Grab zeuge, habe sich der Bestattete erst erarbeiten müssen. Er wurde damals nicht vererbt. In der Mitte der Grabfläche wird der Dorfälteste vermutet, in der Nähe Frauen oder Kinder. Dass es sich um einen Mann handelt, erklärt sich Eibl aus den Grabbeigaben, so die "PNP" weiter. FS Zauberin

Experten erhoffen sich neue Erkenntnisse von der Entdeckung

Rund um den Kopf des in Hockhaltung bestatteten Skeletts fanden die Archäologen mehrere Gefäße. Sie konnten noch nicht näher untersucht werden, aber man hofft, hier noch Spuren des ursprünglichen Inhalts zu finden. Vor dem Gesicht des Skeletts wurde ein Trinkgefäß – möglicherweise ein persönlicher Becher – gefunden, vor und hinter dem Körper Steinklingen. Vor allem die Klinge hinter dem Rücken sei ungewöhnlich, sagte Eibl. Sie sei aber so weit entfernt, dass klar sei, dass sie sich nicht im Körper des Bestatteten befunden habe. 

Besonders spannend sei der Inhalt eines Säckchens, das im Grab gefunden wurde, sagte Eibl in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Darin hätten sich "möglicherweise ein Farbstein sowie Pyrit und Feuerstein als Feuerzeug enthalten" befunden. "Der Taschenbesatz bestand aus einem gespaltenen Eberzahn – in dieser Zeit ein Rangabzeichen."

Das Skelett selbst ist noch nicht genau genug untersucht worden. In den nächsten Tagen soll mit modernsten anthropologischen Methoden das exakte Alter des "Exingers" bestimmt werden, so der BR. Danach soll der Inhalt des Grabes geborgen werden. Die Expertinnen und Experten erhoffen sich neue Erkenntnisse über das Leben in der Jungsteinzeit. Letztlich, so Eibl, verrieten die Gräber und Grabbeigaben nämlich mehr über die Kultur der Bestattenden als über den Begrabenen.

Quellen: Nachrichtenagentur DPA, "Passauer Neue Presse", Bayerischer Rundfunk, idowa.de

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