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Angeschlagene Modemarke: Esprit meldet in Deutschland erneut Insolvenz an

Stern 

Der Moderiese Esprit meldet Insolvenz an. Das gesamte europäische Geschäft muss neu strukturiert werden. 1500 Beschäftige in Deutschland betroffen. Schließungen drohen.

Die Pleitewelle in der Modebranche in Deutschland geht weiter: Die Modekette Esprit meldet nun beim Amtsgericht Düsseldorf für ihre Ratinger Europa-Holding und sechs weitere Gesellschaften Insolvenz an. "Ziel ist, das maßgeblich aus Deutschland geführte europäische Geschäft von Esprit zu restrukturieren und zukunftsfähig neu aufzustellen", teilte das Unternehmen mit. Die rund 1500 betroffenen Angestellten in Deutschland seien informiert. Es gebe Gespräche mit einem Finanzinvestor, der Interesse an den Markenrechten für Europa angemeldet habe und das operative Geschäft fortführen wolle.

Ende März hatte schon die Esprit-Tochter in der Schweiz Insolvenz angemeldet, zwei Wochen später dann auch die in Belgien. In beiden Fällen waren direkt mit der Ankündigung alle Filialen geschlossen worden. In Deutschland dagegen bleiben alle Filialen "bis auf Weiteres" geöffnet, wie es in einer Firmenmitteilung hieß. Das heißt aber nicht, dass sie sicher sind.

Zwei Insolvenzexperten sollen Esprit sanieren

Es ist bereits das zweite Insolvenzverfahren für Esprit in Deutschland innerhalb von vier Jahren. Während der Corona-Pandemie hatte sich die Modekette 2020 unter den Schutzschirm des Insolvenzrechts geflüchtet. Die Operation gelang, allerdings wurde rund ein Drittel der Belegschaft entlassen – 50 Filialen mussten schließen. 

Esprit wird zwar wesentlich aus Deutschland geführt, gelistet ist die Dachgesellschaft Esprit Holdings aber an der Börse in Hongkong. Der Firmensitz befindet sich auf den Bermudas – offensichtlich aus Steuergründen. Entstanden ist Esprit 1968 als Projekt eines Ehepaars, das in Kalifornien selbstgenähte Klamotten aus dem Kombi verkaufte. 1971 folgte die Gründung der Firma, kurz darauf die Niederlassung in Hongkong. Schon in den 1970er-Jahren war Esprit-Mode auch in der Bundesrepublik zu haben. Jahrzehntelang war Esprit in den Einkaufsstraßen des Landes sehr präsent.STERN PAID 04_24 Wie oft darf eine Firma pleite gehen? 21.15

Seit Jahren macht Esprit überwiegend Verluste

Doch seit einigen Jahren geht es mit der Marke bergab. Bereits 2013 zog man sich komplett aus Nordamerika zurück, 2019 wurden die Filialen in Australien geschlossen, 2020 die in Asien (außer China). Inzwischen wird Esprit nur noch in 40 Ländern vertrieben, der Schwerpunkt des Geschäfts liegt in Europa. Auf Deutschland entfiel zuletzt mehr als die Hälfte des Umsatzes. Bundesweit gibt es nach Unternehmensangaben 57 Filialen, in Europa 124.

Die bisherige Geschäftsführerin Man Yi Yip muss aus dem Unternehmen ausscheiden. Als Sanierer hat Esprit die Insolvenzanwälte Christian Gerloff und Christian Stoffler verpflichtet, die sich in der Modebranche (Escada, Gerry Weber, Adler Modemärkte) bei Restrukturierungen einen Namen gemacht haben. "Esprit ist eine weltweit bekannte Marke für Mainstream-Mode, die aber seit geraumer Zeit unter sinkenden Umsätzen leidet, verbunden mit zahlreichen Umstrukturierungen und Managementwechseln", sagte Gerloff. In der Insolvenz solle nun das Europa-Geschäft so aufgestellt werden, dass es nachhaltig profitabel werden könne.Prominente Insolvenzen 11.12

Die Börseninformation aus Hongkong liest sich dagegen viel nüchterner: Darin ist die Rede von "Altlasten, wie hohe Mieten für langfristige Mietverträge für die unangemessen großen Läden, Arbeitskosten für eine übermäßig aufgeblähte Belegschaft und Ausgaben für eine Logistik mit Überkapazitäten". Das allerdings lässt befürchten, dass es wieder zu Schließungen und Entlassungen kommen könnte.

 

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, dass nach der Insolvenz 2020 insgesamt 100 Filialen geschlossen wurden. Es waren 50. Dies wurde korrigiert.

Dieser Artikel wurde aktualisiert.

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