Miss USA-Wahlen: Schönheitsköniginnen geben ihren Titel zurück – und erheben schwere Vorwürfe
Noelia Voigt war "Miss USA", UmaSofia Srivastava "Miss Teen USA": Beide Frauen legten in der vergangenen Woche ihre Ämter nieder. Nun schalten sich auch ihre Mütter in den Streit ein.
"Es gibt keine schönen Oberflächen ohne schreckliche Tiefe" – mit diesen Worten von Friedrich Nietzsche kündigte die 17-jährige UmaSofia Srivastava vergangene Woche ihren Rücktritt als "Miss Teen USA" an. Ihre "persönlichen Werte würden sich nicht mehr vollständig mit der Richtung der Organisation" decken.
Es ist bereits der zweite Rücktritt einer Schönheitskönigin innerhalb einer Woche. Als "Miss USA" erklärte Noelia Voigt bereits am vergangenen Montag ihren Rücktritt und begründete die Entscheidung mit psychischen Problemen. Es war das erste Mal in der 72-jährigen Geschichte der Organisation, dass eine amtierende Titelträgerin ihre Krone zurückgab. Für die Organisatoren der "Miss USA" könnte es sich derweil wirklich so anfühlen, als würden sie den Boden unter ihren Füßen verlieren.
Der Instagram-Beitrag, in dem Noelia Voigt ihren Abschied von der Krone bekannt gab, erlangte zwischenzeitlich große Aufmerksamkeit, da die Anfangsbuchstaben der ersten elf Sätze den Satz "I am silenced" (Ich werde zum Schweigen gebracht) ergeben. Die drei letzten Sätze der Erklärung ergeben allerdings die nichtssagende Buchstabenreihe "HIP", was nicht unbedingt zur angeblich versteckten Botschaft passt.
Wurden Voigt und Srivastava zum Schweigen gebracht?
Schönheitswettbewerbe und ihre Organisatoren stehen seit Jahren immer wieder im Verdacht, ihre Kandidatinnen und Kandidaten zum Schweigen zu bringen. Insbesondere den Gekrönten soll es durch sogenannten NDAs (Nondisclosure Agreements, zu deutsch: Verschwiegenheitserklärungen) unmöglich gemacht werden, sich kritisch zu äußern. Nach ihrem Rücktritt forderten mehrere von Voigts früheren Mitstreiterinnen, dass sie von ihrer Verschwiegenheitserklärung befreit werden sollte.
Am Montag dieser Woche gingen dann auch die Mütter von Srivastava und Voigt an die Öffentlichkeit. Sie sprächen anstelle ihrer Töchter, da diese sich nicht offen äußern könnten. Beide Eltern gaben an, dass ihre Kinder von den Betreibern des Schönheitswettbewerbs "schlecht behandelt, missbraucht, gemobbt und in die Ecke gedrängt" worden seien.
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In einem internen Rücktrittsschreiben von Noelia Voigt, aus dem die "New York Times" zitiert, beschreibt die ehemalige "Miss USA" auf acht Seiten ebenfalls ein "toxisches Arbeitsumfeld in der Miss USA Organisation", welches von "schlechtem Management" bis hin zu "Mobbing und Belästigung" reiche. Im Rahmen einer Weihnachtsparade im vergangenen Jahr sei sie auf der Fahrt zum Event von einem Begleiter belästigt worden. "Miss USA"-Chefin Laylah Rose hätte ihr daraufhin geantwortet: "Wir können nicht verhindern, dass Leute bei öffentlichen Auftritten Sachen zu dir sagen. Das ist leider Teil deiner Rolle als Person des öffentlichen Lebens." Voigt gibt an, dass die Reaktion für sie schlimmer gewesen sei als der Vorfall selbst. Außerdem behauptet Voigt, dass sich die Zahlungen ihres Preisgeldes verzögert hätten.
Auch Social-Media-Chefin von "Miss USA" tritt zurück
Kurz nach dem dem viralen Statement von Voigt ist auch die Social-Media-Chefin von "Miss USA", Claudia Michelle Engelhardt, von ihrem Amt zugetreten. Auch sie begründete den Schritt der BBC zufolge mit "Toxizität am Arbeitsplatz und Mobbing". Die Möglichkeiten von Titelverteidigerin Natalia Voigt ihre Geschichte zu teilen, seien "eingeschränkt" gewesen, so Engelhardt.
Voigts Aussagen haben inzwischen zu einer ganzen Welle an Rücktritten geführt. Auch die Repräsentantin des Bundesstaats Colorado, Arianna Lemus, legte nach dem Statement ihr Amt aus Solidarität nieder. Stephanie Skinner, Zweitplatzierte des "Miss Teen USA"-Wettbewerbs, gab an, die Krone nach Srivastavas Aussagen nicht mehr annehmen zu wollen.
Die Betreiber der "Miss USA"-Wahlen weisen bisher alle Vorwürfe von sich. Die Aussagen von Social-Media-Chefin Engelhardt würden "falsche Anschuldigungen" enthalten. Man habe bisher und werde auch weiterhin dem Wohlbefinden "aller im Wettbewerb involvierten Individuen" oberste Priorität zumessen, so die Organisation.
Quellen:New York Times, Spiegel, BBC, Süddeutsche Zeitung