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Netflix-Hit: Neue Staffel "Bridgerton": Endlich wieder Puderzucker mit Fleischbeilage

Stern 
Netflix-Hit: Neue Staffel

Hemd aus, Muskeln raus: "Bridgerton" auf Netflix bietet auch in der dritten Staffel alles, was Fans an der Historien-Romanze lieben. Und hat dennoch ein paar Schwächen.

Es dauert in der dritten Staffel "Bridgerton" keine zehn Minuten, bis der neue Hauptdarsteller Luke Newton alias Colin Bridgerton nackte Haut zeigt. "Unter welch fremder Sonne hat deine Figur so augenfällig zugelegt?", scherzt sein Bruder Benedict (Luke Thompson), als Colin sich lässig aus dem Regency-Hemd schält und seine Muskeln präsentiert. Die dritte Staffel des Netflix-Hits weiß, was die Fans wollen und setzt auf den bewährten Mix aus farbenprächtigen Kostümen, opulenten Kulissen und viel Sex und Drama. 

Nicola Coughlan Bridgerton Sex Szenen 15:58"Bridgerton", das ist schamlose Unterhaltung für eine überwiegend weibliche Zielgruppe. Und natürlich ist es bezeichnend, dass dieser weibliche Blick der Show immer wieder für Aufsehen und Kommentare sorgt – während jede noch so kleine Vorabendserie sexualisiert auf Frauen guckt. Der Perspektivwechsel ist Teil des Erfolgs, und lange war "Bridgerton" die erfolgreichste Produktion überhaupt auf Netflix. Eine vierte Staffel ist bereits bestätigt, denn Stoff gibt es genug: In den Buchvorlagen der Amerikanerin Julia Quinn finden alle acht adligen Bridgerton-Geschwister die große Liebe. Dieses Mal steht die Liebesgeschichte von Colin Bridgerton und Penelope Featherington, gespielt von Nicola Coughlan, im Mittelpunkt. Sie: das Mauerblümchen mit einer geheimem Identität als spitzzüngige Klatsch-Autorin Lady Whistledown. Er: der weitgereiste Charmeur und das aktuelle Objekt der Begierde in Londoner Adelskreisen. 

"Bridgerton" verpasst Penelope ein großartiges Make-Over

"Wieso kreischen die Damen denn so? – Sieht aus, als hätten sie eine Fleischbeilage entdeckt", kommentieren Colins Geschwister dessen weiblichen Fan-Club im englischen Original. Auf deutsch wird daraus ein "Hahn im Korb", dabei trifft es das Bild der Fleischbeschau sehr gut. "Ich hatte nicht erwartet, dass man mich begutachtet als wäre ich ein seltenes Insekt", beschwert sich Francesca Bridgerton (Hannah Dodd) auf ihrem Debütantinnen-Ball, während ihr Bruder Colin augenzwinkernd zwischen den sich Luft zu fächernden Damen wählen kann. Dass es beim Dating tatsächlich um etwas geht, ist die Stärke und zugleich die Schwäche an Historien-Romanzen wie "Bridgerton". Für die Frauen auf dem Heiratsmarkt steht oft nichts Geringeres als ihre Existenz auf dem Spiel, sollten sie es nicht in die Arme eines möglichst wohlhabenden Mannes schaffen. Das macht die Partnersuche wenig romantisch – umso mehr Puderzucker in Form von Glanz und Glamour ist notwendig, um die Fantasie aufrecht zu erhalten. Zum Glück hat "Bridgerton" daran noch nie gespart.

Bridgerton Staffel 3 FS 19:26

Dieses Mal macht vor allem das Make-Over von Penelope beim Zusehen großen Spaß, wenn die ehemals in wenig schmeichelhaften Farben und Schnitten gekleidete Außenseiterin ihren ersten großen Auftritt mit neuem Look bekommt. Sie will sich einen Ehemann sichern und endlich ihre gehässige Familie hinter sich lassen. Ausgerechnet ihr Schwarm Colin bietet ihr bei diesem Unterfangen Hilfe an. Und wird dabei – Sie ahnen es – von seinen Gefühlen für sie überrascht. 

"Bridgerton" bietet einen wilden Mix

So weit, so vorhersehbar. Was "Bridgerton" ausmacht sind jedoch die zahlreichen Freiheiten, die sich die Show rausnimmt, wenn sie nach Herzenslust Modernes und Gestriges vermischt. Man kann es oberflächlich finden, wenn etwa eine Komparsin im Vorbeigehen Gebärdensprache verwendet oder in einem Nebenstrang das Thema Klasse anhand von Neu-Adligen verhandelt wird. Dazwischen Erotik-Szenen und Popmusik auf Klassik-Instrumenten. Aber diesen wilden Mix gibt es nur bei "Bridgerton". 

Neuer Bridgerton trailer staffel 3 20.50Die Fan-Lieblinge Queen Charlotte (Golda Rosheuvel) und Lady Danbury (Adjoa Andoh)sind wieder mit dabei, der Cast ist gewohnt divers aufgestellt, auch wenn erstmals ein weißes Paar im Zentrum steht. Dank der Figur von Eloise Bridgerton (Claudia Jessie) würde "Bridgerton" sogar beim feministischen Bechdel-Test bestehen, der überprüft, ob ein Film zwei weibliche Hauptfiguren mit Namen hat, die über etwas anderes als Männer sprechen.  Die zerrüttete Freundschaft zwischen ihr und Penelope ist das zweite große Thema der dritten Staffel. Schade nur, dass ausgerechnet Eloises emanzipierte Rolle eine besonders unglaubwürdige Wandlung vollzieht und sich mit Cressida, der Karikatur eines mean girls, anfreundet.

Auch die überzeichnete Familie von Penelope mit den dümmlichen Schwestern hat sich als Humor-Ventil abgenutzt und funktioniert nicht mehr. Und Colin und Penelope selbst sind kein uneingeschränkt sympathisches Paar: Er hat einen Hang zur Angeberei und Mansplaining, sie ist als Lady Whistledown eiskalt auch über Freunde und Familie hergezogen. Gleichzeitig sorgen diese Ecken und Kanten für Authentizität und eine gewisse Fallhöhe. 

Wer den Puderzucker wegpustet, wird etwas zu kritisieren finden. Alle anderen dürften sich freuen, dass es endlich wieder Süßes mit Fleischbeilage gibt. 

Die ersten vier neuen Folgen "Bridgerton" laufen ab dem 16. Mai auf Netflix, weitere vier Episoden sind ab dem 15. Juni dort abrufbar

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